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Die Sterne rücken näher

Die Sterne rücken näher

Titel: Die Sterne rücken näher
Autoren: Robert Silverberg
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Riesenschiffes zu sein. Neun Jahre…
    Er schälte sich aus seinem Raumanzug und trat auf den Korridor hinaus. Dort stand schon sein Vater und erwartete ihn.
    »Hallo, Vater!«
    Captain Donnell sah wie benommen drein. Er schüttelte den Kopf, als wolle er Spinnweben aus seinem Gehirn vertreiben. »Alan?« fragte er schließlich.
    »Ja, Alan.«
    »Ich… Ich kann es nicht glauben.«
    »Oh, Vater, glaub es nur.«
    »Es ist doch nicht möglich! Wie kannst du hier sein? Und du… du siehst… so viel älter aus. So alt wie Steve. Und es ist doch erst ein paar Wochen her…«
    »Für mich nicht, Vater«, antwortete Alan leise. »Ich war neun Jahre auf der Erde, seit du auf dieser Reise bist. Neun Jahre lang habe ich am Cavourantrieb gearbeitet.«
    Captain Donnell schüttelte den Kopf. »Nein, das ist ausgeschlossen«, flüsterte er. »Ich habe nie daran gedacht, daß ich dich je wiedersehen würde. Wie bist du denn hierhergekommen?«
    »Ich sagte es dir doch. Der Cavourdrive.«
    »Gibt es denn tatsächlich so etwas?«
    »Jetzt schon«, erklärte Alan, trat auf seinen Vater zu und umarmte ihn. »Mein Schiff ist an dem deinen festgemacht. Es ist echt. Ich bin auch echt. Was hier geschieht, ist alles Wirklichkeit. Vater, du mußt es glauben!«
    »Ich… Aber Alan, du mutest mir viele Unmöglichkeiten auf einmal zu!« Der Captain begann zu lachen. »Wie geschah das alles? Wann? Und was?«
    Ehe Alan noch antworten konnte, kam eine Gestalt den Korridor entlang.
    Steve.
    Er sah gut aus. Die letzten Monate an Bord der Walhalla hatten ihm gutgetan. Das ungesunde Fett war verschwunden. Seine Augen waren klar und lebhaft. Er hielt sich aufrecht, und seine Schultern zeugten von Selbstbewußtsein. Alan war, als sehe er in einen Spiegel. So war es lange nicht mehr gewesen. Für ihn wenigstens.
    »Alan? Wie bist du nur…«
    Dann sprudelte Alan alles aus sich heraus. Hawkes, Cavour, die Reise zur Venus, Jesperson, das Hawkes Gedächtnis Laboratorium, die Versuchsgeneratoren – alles. Seine Worte überstürzten sich. »Seht ihr, die Zeit konnte ich nicht zurückdrehen«, sagte er schließlich. »Ich konnte dich nicht mehr so jung machen, wie ich war; also versuchte ich es andersherum und machte mich so alt, wie du bist, Steve.« Alan sah seinen Vater an. »Ich fürchte, ich habe dir und der Walhalla einige Ungelegenheiten bereitet, Vater. Aber jetzt wird sich alles ändern. Das ganze Universum wird für jeden, der reisen will, offen daliegen. Es wird keine Enklaven mehr geben, keine Fitzgerald-Kontraktion. Jeder, der jetzt reist, tut es auf der Basis einer realen Zeit. Zwei Wochen an Bord des Schiffes sind gleich zwei Wochen auf der Erde. Ich weiß nicht, was mit all diesen alten Sternenschiffen geschehen wird.«
    »Wir werden die Walhalla für den neuen Antrieb umbauen müssen«, antwortete Captain Donnell. »Wahrscheinlich müssen wir sie zu einem Expreßfrachter machen.« Er sprach langsam. Noch immer schien er von Alans plötzlichem Auftauchen halb betäubt zu sein. Und dann die Auswirkungen des Hyperdrive auf das Leben der Raumfahrer! »Wenn wir nicht umbauen«, fuhr der Captain fort, »sind wir mit dem neuen Schiff nicht konkurrenzfähig. Und neue Schiffe wird es bald geben, nicht wahr?«
    »Sobald ich zur Erde zurückkehre und ihnen vom Erfolg meiner Reise berichte«, bestätigte Alan. »Meine Leute können sofort eine ganze Flotte von Hyperspaceschiffen finanzieren lassen. Ehe noch dein Schiff den Prokyon erreicht, wird das Universum von neuen Schiffen geradezu wimmeln!« Zum erstenmal wurde Alan klar, wie bedeutungsvoll das war, was er getan hatte. »Jetzt, da wir ein praktisch einsatzfähiges Transportmittel zwischen den Sternen haben, schrumpft die ganze Galaxis zur Größe eines Sonnensystems zusammen!«
    Captain Donnell nickte. »Und was hast du jetzt vor?«
    »Ich?« Alan holte tief Atem. »Ich habe mein eigenes Schiff, Vater. Und dort draußen ist der Rigel, der Deneb und Fomalhaut und eine Unzahl von Planeten, die ich alle sehen möchte.« Er sprach ruhig, bestimmt, aber mit einem Unterton einer inneren Erregung. Von diesem Tag hatte er seit neun Jahren geträumt.
    »Ich werde mich im Universum umsehen, Vater. Überall. Der Hyperdrive bringt mich überall hin. Nur eines wäre doch noch…«
    »Ja, mein Sohn?« fragte der Captain, und Steve sagte gleichzeitig: »Und das wäre?«
    »In den vergangenen neun Jahren war ich praktisch immer allein. Diese Reise möchte ich nun nicht ganz allein machen. Ich möchte einen
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