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Die Sterne rücken näher

Die Sterne rücken näher

Titel: Die Sterne rücken näher
Autoren: Robert Silverberg
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»Stoff« – was dann? Man brauchte nur ein starkes Kraftfeld um das Schiff herum, das sich sogar in ziemlich engen Grenzen halten konnte, um die Falten der Raum-Zeit zu durchdringen, so daß das Universum zeitlich und räumlich zusammengedrängt werden konnte; dann verlor die Frage der Reisegeschwindigkeit an Gewicht. Dann war es gleichgültig, ob diese Reisegeschwindigkeit sich mit der des Lichtes deckte, sie unter- oder überschritt. Man mußte das Problem der Entfernung lösen. Falte den Raum zusammen und verkürze damit die Entfernung.
    Dieser Teil der Theorie war Alan nicht neu. Cavours Thesen waren bis hierher völlig klar; es waren die ersten fünf. Mit der sechsten begannen die Schwierigkeiten. Sie führten ihn in tiefes Wasser. Es schlug bald über seinem Kopf zusammen. Cavours Mathematik überstieg sein Begriffsvermögen.
    »Ich möchte sie aber verstehen«, erklärte er Jesperson. »Ich will sie verstehen! Aber es genügt nicht, wenn ich es will. Ich dachte doch, ich hätte soviel mathematische Grundlagen, um Cavour zu verstehen. Es fehlt aber sehr weit.«
    »Du könntest dir einen Schlaflehrgang besorgen«, rief der Anwalt. »Oder vielleicht auch…«
    »Nein«, wehrte Alan mißmutig ab. »Was könnte er mir schon nützen? Er würde mich fünf Jahre angestrengtesten Lernens kosten, und dann hätte ich erst die Grundlagen für alles weitere. Und dann hätte ich aber noch immer nicht diesen unfehlbaren Zahlensinn, den der geborene Mathematiker hat.«
    »Aber die Computer…«
    »Sie sind um kein Haar besser als die Daten, die ihnen gefüttert werden«, erwiderte Alan. »Abfall rein – Abfall raus, so ist es doch? Es ist ein Sprichwort der alten Programmierer. Ich habe nicht einmal die leiseste Ahnung, wo ich anfangen sollte, den Maschinen etwas zu erzählen über das, was sie dann zu tun haben.«
    »Bist du fest entschlossen, dieses ganze Projekt allein zu schaffen?« fragte Jesperson ruhig.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Bisher warst du General, Wachtmeister und gemeiner Soldat in deiner Armee. Du bist um die Welt gereist, um Cavours Spur zu finden. Du bist allein zur Venus geflogen. Du hast in dieser gottverlassenen Wüste nach Cavour gesucht und sein Notizbuch gefunden. Und jetzt willst du noch seine Mathematik enträtseln? Willst du auch das Schiff allein bauen? Jedes einzelne Kabel einziehen, jede Schraube eindrehen, jede Naht verschweißen, jeden Generator selbst einbauen? Alan, Max Hawkes hat dich zu einem reichen Mann gemacht. Benütze doch diesen Reichtum! Es ist unvernünftig, ein einsamer Wolf zu bleiben. Was du bis jetzt getan hast, das war einmalig und großartig, aber es ist verrückt, die Grenzen der menschlichen Leistungsfähigkeit zu leugnen. Gut, du bist kein mathematisches Genie – dann suche dir doch eines!«
    Alan dachte darüber nach. Er mußte zugeben, daß er aus einer gewissen Verbohrtheit heraus niemals darüber nachgedacht hatte, wie und mit welchen Hilfsmitteln er seine Pläne schneller verwirklichen konnte. Auch Cavour hatte allein und in aller Heimlichkeit versucht, der Welt ein Wunder zu schenken. Und wie hatte dieser Versuch geendet?
    »Schön«, sagte er schließlich. »Sie haben wieder einmal recht. Ich habe die Sache nicht richtig durchdacht. Ich werde also einen Mathematiker anstellen.«
    »Einige Mathematiker.«
    »Und Ingenieure. Und Physiker.«
    »Und einen Mann, der dir ein Labor einrichtet. Einen Roboterfachmann, der dir genau sagt, welche Anzahl von Robotern und welche Arten du brauchst. Und…«
    »Und jetzt sagen Sie mir lieber zuerst noch, woher Ich das Geld für all das nehmen soll.«
    »Das kannst du mir überlassen«, erklärte Jesperson.
    Zu Anfang fühlte Alan sich überflüssig. Erst hatte er sechs Leute, dann neun, elf, vierzehn. Ein Produktionsdirektor besorgte die Koordination. Jesperson beschaffte das Geld. Mit geheimnisvollen Finanzmanipulationen vergrößerte er Alans Kapital auch dann noch, als er große Beträge abzog. Es war ein wunderbares Team, ein ungemein fähiges, seiner Arbeit verschworenes Team. Aber was trug er selbst dazu bei? Er war kein Wissenschaftler. Er war kein Finanzmann. Er war auch kein Mathematiker. Nur ein gestrandeter Raumfahrer war er, jünger als die anderen, die für ihn arbeiteten. Er steuerte nur das Geld bei, mit dem die anderen arbeiteten. Und nicht einmal das Geld gehörte ihm wirklich. Hawkes hatte es verdient, Jesperson es verwaltet und vermehrt.
    Solche Gedanken bedrückten Alan, wenigstens in den ersten zwei oder
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