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Die Sterne rücken näher

Die Sterne rücken näher

Titel: Die Sterne rücken näher
Autoren: Robert Silverberg
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sich irgendwie einsam und trotzdem seiner selbst vollkommen sicher, als er allein über den harten Beton des riesigen Feldes zu seinem Schiff ging.
    Er kletterte in den umgebauten Kontrollraum und ließ seine Hände zärtlich über die schimmernden Instrumente gleiten. Neue Skalen, seltsame Hebel, unbekannte Instrumente; der Overdrive-Kompensator; der Treibstoffwandler; die Distortionslenkung; der Bender-Index. Neue Namen, die allen künftigen Raumfahrern in Kürze geläufig sein mußten.
    Seit Monaten hatte er sich auf diesen Flug vorbereitet; er hatte endlose Computersimulationen durchgespielt, bei denen die neuen Instrumente unter Imitation der tatsächlichen Flugbedingungen bedient worden waren. Trotzdem wußte er, daß dieses ganze Training wenig zu bedeuten hatte. Er wußte so lange nicht, ob er das Schiff wirklich fliegen konnte, bis er es tatsächlich flog.
    Alan ging seine Koordinaten durch. Er tat es äußerst sorgfältig, prüfte noch einmal jede Kleinigkeit nach. Dann war er zufrieden. Das Schiff war für einen Hyperdrive-Kurs programmiert, der den Raum zu einer Schleife verformte, so daß er innerhalb von wenigen Tagen echter Flugzeit in die Nähe der Walhalla kommen mußte; und die Walhalla flog seit Jahren nahezu mit Lichtgeschwindigkeit entlang dieser Route. Das war praktisch eine Schneckengeschwindigkeit, verglichen mit dem Hyperdrive.
    Die Zeit des Tests war da. Er sprach kurz mit seinen Freunden und Assistenten im Kontrollturm; dann ging er ein letztes Mal seine Zahlen durch und bat um Starterlaubnis.
    Einen Augenblick später begann der Countdown. Er machte sich startbereit.
    Zitternde Erregung bemächtigte sich seiner. Der erste Start zu einer Hyperdrivereise, die die Geschichte der Menschheit zu verzeichnen hatte! Er tat den Schritt in das Unbekannte, das Ungewisse.
    Er drückte die Tasten und lehnte sich zurück, damit der automatische Pilot ihn von der Erde in den Raum hinaustragen konnte.
    Irgendwo nach der Mondpassage schlug ein Gong an; das hieß, daß der Cavourantrieb nun in Tätigkeit treten würde. Er hielt den Atem an. Er spürte etwas Seltsames; eine Art Drehung, eine Verzerrung. Er starrte auf den Bildschirm.
    Die Sterne waren verschwunden. Die Erde mit all ihren Erinnerungen an die vergangenen neun Jahre war verschwunden mit dem toten Hawkes, mit dem lebenden Jesperson, mit York City, den Enklaven, mit allem.
    Er trieb in einer grauen Leere ohne Sterne, ohne Welten, ohne irgendeinen Anhaltspunkt. Das ist also der Hyperraum, dachte er. Er war müde, gleichzeitig bis zum Äußersten gespannt. Er hatte den Hyperraum erreicht. Das war die eine Hälfte seines Kampfes. Nun mußte es sich erweisen, ob dieser ihn wieder entließ; ob er an der errechneten Stelle herauskam; ob er überhaupt jemals wieder herauskam.
    Vier Tage voll unendlicher Langeweile. Vier Tage voller Wünsche, daß endlich der Zeitpunkt käme, daß er den Hyperraum wieder verlassen könne. Und dann schaltete sich der Autopilot wieder ein. Der Cavourgenerator klingelte und signalisierte damit, daß er seine Arbeit geleistet habe und sich abschalten würde. Alan hielt den Atem an.
    Wieder fühlte er dieses zerrende Drehen. Die Gavour verließ den Hyperraum.
    Die Sterne barsten geradezu vor der Schwärze des Raumes; der Sichtschirm leuchtete auf. Alan schloß für einen Moment die Augen, bis sie sich von der grauen Leere auf die sternerfüllten Weiten des Normalraumes umgestellt hatten. Er war zurückgekehrt.
    Und unter ihm zog die golden glänzende Walhalla dahin. Das riesige Sternenschiff auf dem Weg zum Prokyon glomm schwach durch die schwarze Raumnacht.
    Er griff nach dem Schalter für das Schiffsradio. Minuten später hörte er eine vertraute Stimme, die von Chip Collier; er war der Erste Signaloffizier der Walhalla.
    »Sternschiff Walhalla auf Aufnahme. Wir hören. Wer ruft, bitte?«
    Alan lächelte. »Hier ist Alan Donnell, Chip. Wie geht es euch?«
    Für einen Augenblick war nichts zu hören, oder nur ein erstauntes Gesprudel. Endlich vernahm er Colliers erstaunte, atemlose Stimme: »Alan? Soll das ein Witz sein? Wo steckst du denn?«
    »Glaube es oder glaube es nicht – ich hänge genau über euch in einem kleinen Schiffchen. Hol mir doch mal meinen Vater an den Apparat, dann können wir darüber sprechen, wie ich bei euch an Bord gehen kann.«
    Fünfzehn Minuten später war die Cavour sicher am Rumpf der Walhalla befestigt. Alan kletterte durch die Hauptluftschleuse. Es war gut, wieder einmal an Bord dieses
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