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Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Titel: Die Stadt in den Sternen (German Edition)
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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Waffen. An einem einfachen Tisch mußte er seine Personaldaten angeben. Ein unbeteiligt wirkender Sicherheitsoffizier verglich sie mit den Informationen im Zentralarchiv von Old Manhattan.
    Er bekam einen persönlichen Begleiter. Der Mann brachte ihn mit einem Lift, der aus zwei nebeneinanderliegenden gläsernen Kabinen bestand, nach oben. Wieder wurde er überprüft. Seine Freigabe war noch nicht eingetroffen, als sich plötzlich eine große Tür öffnete und Dr. Ragano ins Vorzimmer kam.
    »Nail McMan«, stellte er sachlich fest, »kommen Sie rein!« Er drehte sich sofort wieder um und ging voraus. Nail wunderte sich über die Ruhe des Sicherheitsreferenten. Er hatte einen tobenden Hysteriker erwartet. Schon die zwei Sekunden der ersten Begegnung genügten McMan, um festzustellen, daß sie sich alle geirrt hatten. Nachdenklich ging Nail hinter Dr. Ragano her.
    Das Büro nahm die gesamte dreißigste Etage des Wolkenkratzers ein. Bis auf den Block mit dem Vorzimmer und den Fahrstühlen in der Mitte war es nahezu leer. Fast zwanzig Meter entfernt entdeckte Nail McMan einen lächerlich kleinen Schreibtisch. Er erkannte eine Wechselsprechanlage, einen Computerbildschirm und eine altmodische Schreibgarnitur. Die Seitenwände des Blocks in der Mitte des riesigen Büros waren mit Bücherregalen verkleidet. Vor der Fensterfront in Richtung zum Central Park standen einige Sessel um einen gläsernen Couchtisch. Ein fünfzig Zentimeter hohes Schaltpult ragte neben einem der Sessel aus dem Teppichboden.
    »Erzählen Sie mir von der Tafelrunde«, sagte der Sicherheitsreferent leise. Glühend heiß fuhr es Nail McMan über den Rücken. Dr. Ragano wußte es. Ohne Umwege war er direkt zum Thema gekommen.
    »Wir treffen uns gelegentlich«, sagte McMan, nachdem er sich geräuspert hatte. »Freunde von der Universität und Arbeitskollegen. Die Tafelrunde ist ein ziemlich lockerer Klub von Feinschmeckern. Wir interessieren uns für Geschichte, alte Musik und historische Kochrezepte.«
    Dr. Ragano bewegte sich nicht. Erst jetzt bemerkte Nail McMan, daß der Sicherheitsreferent relativ altmodisch gekleidet war. Er trug einen dunklen Overall mit einem breiten Gürtel und weiße, halbhohe Stiefel.
    »Wie alt sind Sie, Nail?« fragte er, ohne die Stimme zu heben.
    »Sechsundzwanzig, Sir«, sagte er mit einem Gefühl des Unbehagens.
    »Sie arbeiten als Mineraloge bei EX-GEO«, stellte Dr. Ragano fest. »Sie haben die City University besucht und später das Levitanium mit Auszeichnung abgeschlossen. Allerdings wurde Ihre Doktorarbeit abgelehnt, weil sie sich nicht mit spekulativen Fragen befaßte. Ist das soweit richtig?« Dr. Ragano drehte sich ruckartig um. Mit noch immer auf dem Rücken verschränkten Armen ging er auf Nail McMan zu.
    »Meiner Arbeit wurde bescheinigt, daß sie wissenschaftlich einwandfrei ist«, sagte Nail.
    »Sicher«, erklärte Dr. Ragano, »leider haben Sie sich damals mehr mit Entwicklungsmöglichkeiten in der Nähe von Vulkanen befaßt, als mit der Untersuchung der Radioaktivität in Lavaströmen, und das war doch Ihr Thema, nicht wahr?«
    Nail McMan nickte. Sein Hals war trocken. Er wußte plötzlich, wie Dr. Ragano ausgerechnet auf ihn gekommen war. Irgend etwas in der elektronischen Archivierung hatte in ihm ein Sicherheitsrisiko gesehen. Ein junger Mann mit besten Zeugnissen und einer erstklassigen, aber abgelehnten Doktorarbeit ...
    »Computer arbeiten normalerweise schneller als menschliche Gehirne«, sagte Dr. Ragano mit einem feinen Lächeln, »trotzdem kann es manchmal Jahre dauern, bis sie eins und eins zusammenzählen. In einer Hinsicht kann ich Sie beruhigen: Sie haben keinen Fehler gemacht, Nail. Niemand hat etwas dagegen, wenn Sie sich mit ein paar Freunden treffen. Selbst die Tatsache, daß Sie manchmal von Ihrer Arbeitsstelle verschwanden, hätte nicht einmal einen alten Hasen wie mich stutzig gemacht. Nur – wenn man alles, was Sie betrifft, zusammenzählt, ergibt sich langsam ein Bild, das auch dem dümmsten Sicherheitsreferenten auffallen muß. Sind wir uns soweit einig?«
    »Aber das sind doch alles ...«
    »Vermutungen! Vollkommen richtig, Vermutungen, die – wenn sie zutreffen – eine Gefahr für die Stadt darstellen.« Dr. Ragano stand direkt vor Nail McMan. Der Sicherheitsreferent war einen Kopf kleiner als Nail und höchstens doppelt so alt. »Sie sind in dieser Stadt geboren, Nail, dabei wissen Sie so gut wie ich, was sie so einmalig macht. Sehen Sie hinaus. Dort – Old Manhattan, nicht
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