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Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Titel: Die Stadt in den Sternen (German Edition)
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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geholt hatten, aber er war der erste, der das Experiment lebend überstanden hatte. Was am Anfang wie eine glatte Unmöglichkeit ausgesehen hatte, war ein Erfolg geworden. Mona de Fries holte sich einen Hocker und setzte sich neben das Sauerstoffzelt. Sie betrachtete das bärtige Gesicht des Inselfarmers und vergaß ihre Freunde. Dieser Mann kam von der Erde.
    Obwohl seine Haut hart, braun und gegerbt aussah, stellte sie fest, daß er noch nicht alt sein konnte. Sie musterte seine muskelbepackten Arme und seine breiten Schultern. Im geheimen mußte sie zugeben, daß Reanny ihr wesentlich besser gefiel als die schlanken, zerbrechlichen Männer von LEVITAD. Sie wußte, daß die Ursache des veränderten Körperbaus der LEVITAD-Männer bei der verringerten Gravitation zu suchen war, Mehr als zwei Generationen hatten die Nachkommen irdischer Raumfahrer bei 0,3 g gelebt. Durch langsame Anpassung und spezielle Medikamente war es ihnen gelungen, einen Luftdruck auszuhalten, der wesentlich geringer war als auf der Erde.
    Nur in den Räumen unterhalb der Stadt war der Luftdruck höher. Die Gruppe der Tafelrunde hatte durch ihre Fehler gelernt. Auch bei diesem Unternehmen war ein Mann sofort gestorben. Der zweite lag noch im Koma. Sie wußten noch nicht, ob er es schaffen würde.
    »Wir müssen Nail benachrichtigen«, sagte einer der jungen Ärzte.
    »Lieber nicht«, gab Mona de Fries zurück. »Wenn er erfährt, daß wir zum erstenmal Erfolg gehabt haben, zettelt er eine Revolution an. So wie ich ihn kenne, wird er versuchen, vierzehn Mann zu einer Forschungsexpedition auf die Erde zu zwingen.«
    Mit einem Satz sprang Kilian de Fries plötzlich auf. Er schwang seine Beine über den Rand der Liege und blickte sich verwundert um.
    »Wo ist er«, sagte er zähneknirschend, »er hat mir mein Strahlenmeßgerät aus der Hand geschlagen.«
    »Wußte er denn, was du in der Hand hattest?« fragte Mona.
    »Woher soll ein Primitiver von der Erde ein Strahlenmeßgerät kennen«, gab ihr Bruder zurück.
    »Man müßte ihn mal fragen«, sagte sie mit einem ironischen Lächeln. Sie verstand sich nicht besonders gut mit ihrem Bruder, obwohl sie beide Mitglieder der Tafelrunde waren. Sie kannten ihre Mütter nicht und wußten nur, daß sie einen gemeinsamen Vater hatten. Niemand, der in der zentralen Kinderklinik der Stadt bis zur Geburtsreife gebracht wurde, kannte seine Eltern.
    Mona de Fries schlug das Plastiklaken des Sauerstoffzeltes zur Seite. Sie faßte an Reannys Schulter und schüttelte ihn. Knurrend und schnaufend wachte Peter Reanny auf. Er blickte sich um und brauchte einige Sekunden, bis er sich wieder zurecht fand.
    »Hallo«, sagte er dann und richtete sich auf, »ist alles gutgegangen?«
    »Ja«, strahlte sie, »ausgezeichnet sogar. Hier sind wir sicher.«
    Aus den Augenwinkeln beobachtete sie ihren Bruder. Es machte ihr Spaß, ihn zu schockieren. Sie half Peter Reanny beim Aufstehen und warf ihm dann eine ärmellose Jacke zu.
    »So, Kinder«, sagte Reanny, nachdem er die Jacke angezogen hatte, »und jetzt will ich endlich wissen, was hier eigentlich gespielt wird.«
    Mona de Fries freute sich innerlich. Reanny machte erstaunliche Fortschritte. Es sah aus, als hätte er den ersten Schock bereits überwunden. Er akklimatisierte sich schneller als sie erwartet hatte. »Ich glaube, wir sollten es ihm jetzt sagen«, meinte sie. »Allerdings könnte ich mir gut vorstellen, daß er mit unserer Aktion nicht ganz einverstanden ist.«
    Peter Reanny rieb sich die Hände. Ein kurzes Aufblitzen kam unter seinen buschigen Augenbrauen hervor. Die fremden Männer gefielen ihm nicht. Für vernünftige Arbeit waren sie zu schwächlich. Außerdem störte es ihn, daß sie sich die Lippen geschminkt hatten und die Haare zu kleinen Zöpfen geflochten trugen.
    »Also los«, sagte er. Seine Stimme dröhnte. »Ich höre zu. Und wenn ich Fragen habe, werde ich sie stellen.«
    Mona de Fries blickte von einem zum anderen. Die Mitglieder der Tafelrunde suchten verlegen nach Worten. So hatten sie sich ihre Begegnung mit einem Mann von der Erde nicht vorgestellt. Irgendwie hatten sie geglaubt, primitive Tiere zum Experimentieren zu bekommen. Ein Mann wie Reanny paßte nicht in ihr Konzept. Er hatte zu viel Persönlichkeit und schien genau zu wissen, was er wollte.
    Ein peinliches Schweigen erfüllte den Raum. Schließlich wurde es Mona de Fries zu dumm. Außerdem war sie es, die die Sprache Reannys inzwischen einigermaßen beherrschte.
    »Holt das Modell«,
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