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Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Titel: Die Stadt in den Sternen (German Edition)
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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größer als zehn Quadratmeter, mit einem nachgemachten Broadway, einem künstlichen Central Park und Wolkenkratzern, die dreißig Prozent niedriger sind als die Originale. Hier arbeiten die Menschen dieser Stadt, von hier aus wird LEVITAD verwaltet und versorgt. Und dort drüben ...«
    Dr. Ragano drehte sich zur Seite. Er deutete auf die dunkelroten, mit runden Schornsteinen übersäten Dächer eines anderen Stadtsektors. »Saint Germain«, sagte Dr. Ragano, »ein romantisches Stück von Paris, wie es um Neunzehnhundertsiebzig – also vor zweihundert Jahren – existierte. LEVITAD erhielt dieses Stück Romantik, damit Menschen wie Sie, Nail, in einer Stadt von nur fünf Kilometern Durchmesser nicht verrückt werden ...«
    Der Sicherheitsreferent drehte sich auf dem Absatz um. Er stand jetzt direkt neben Nail McMan und blickte auf die weißen Bergspitzen des dritten Stadtteils von LEVITAD hinüber. »Das Monte-Rosa-Plateau«, sagte er leise, »in allen Einzelheiten und im Maßstab 1:3 nachgebaut, mit dem Matterhorn, mit Skiliften und mit Berghütten. Das ist unsere Welt, Nail. Seit dem 29. Februar 2104 feiern wir alle vier Jahre die Anerkennung als freie Stadt, und seit nunmehr achtundfünfzig Jahren haben wir keine Verbindung zu anderen Menschen mehr. Der Schwarze Krieg hat einen Schlußstrich gezogen. Das sind die Tatsachen, die Sie ebensogut kennen wie ich.«
    Nail McMan öffnete den Mund. Beinahe hätte er Dr. Ragano gesagt, was er wirklich glaubte. Er verschluckte sich und hustete. Erst im letzten Augenblick war ihm eingefallen, daß Sicherheitsreferenten normalerweise ausgezeichnete Psychologen waren.
    Dr. Ragano gehörte zum Senat von LEVITAD. Er war Mitglied von vierzehn Mann, dem obersten politischen und wirtschaftlich-technischem Gremium der Stadt.
    »Sie werden mir von jeder Zusammenkunft der Tafelrunde einen kurzen Bericht geben«, lächelte Dr. Ragano. »Nur so kann ich verhindern, daß Ihre Vereinigung verboten wird. Und noch etwas: Der wissenschaftliche Rat wird Ihre Doktorarbeit anerkennen, sofern Sie zu einer kleinen Änderung Ihrer Schlußfolgerung bereit sind.«
    »Aber ich ...«
    »Nein«, sagte Dr. Ragano mit einem Kopfschütteln, »auch in der Nähe von Vulkanen ist das Leben seit dem Schwarzen Krieg unmöglich geworden. Das ist eine Tatsache, Nail.« Er legte seine Hand auf McMans Schulter und führte ihn zum Ausgang des großen Büros zurück.
    Trotzdem glaubte Nail McMan nicht daran, daß die Bewohner von LEVITAD die einzigen Überlebenden der Katastrophe sein sollten. Doch selbst wenn es so war – auch die Arche Noah hatte eines Tages wieder festen Boden unter sich gehabt.
    *
    Der kleine Raum war warm und gemütlich. Aus abgeschirmten Lampen fiel warmes Licht über die drei Liegen an den Wänden. Mit Kissen und weichen Schaumstoffrollen hatte Mona de Fries behelfsmäßige Krankenbetten errichtet. Drei weitere Mitglieder der Tafelrunde waren ihr zu Hilfe gekommen und hatten sich um die Verletzten gekümmert.
    Peter Reanny war kurz vor dem geheimen Versteck zusammengebrochen. Er lag unter einem Sauerstoffzelt und hatte die Augen geschlossen. Er ahnte nicht, daß die beiden ersten Fremden, mit denen er zusammengetroffen war, im gleichen Raum wie er lagen. Kilian de Fries und Jan van Sonar hatten sich von ihren Quetschungen noch nicht wieder erholt. Die beiden Ärzte der Gruppe hatten es geschafft, ihre angebrochenen Rippen innerhalb kürzester Zeit zu heilen. Trotzdem waren sie noch nicht zufrieden. Im Schein eines kleinen, gebündelten Lichtstrahls arbeiteten sie an einer plastischen Operation. Mit halbautomatischen Mikrogeräten versuchten sie, der Haut auf der Brust von de Fries und van Sonar die ursprüngliche Farbe zurückzugeben. Endlich konnten sie ihre Geräte zur Seite legen.
    »Wenn sie aufwachen, werden sie sich an nichts erinnern«, lächelte einer der jungen Ärzte. Er ging zu Mona hinüber. »Hoffentlich erzählt niemand deinem Bruder, wer dich auf seinen Armen hierher gebracht hat«, grinste er.
    Mona wandte sich achselzuckend ab. Sie blickte zum Sauerstoffzelt hinüber. Peter Reanny atmete tief und kräftig. Seine breite Brust hob und senkte sich in regelmäßigen Abständen. Mona de Fries nahm es Reanny nicht übel, daß er ihren Bruder etwas zu hart angefaßt hatte. Immerhin hatte Reanny einen wesentlich höheren Intelligenzgrad, als es die Gruppe von früheren Unternehmen gewöhnt war. Reanny war der zwölfte Mann, den die Mitglieder der Tafelrunde von der Erde nach LEVITAD
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