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Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Titel: Die Stadt in den Sternen (German Edition)
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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Hände etwas an.
    »Wir – sind – Freunde!«
    Sie gab sich Mühe, seine Sprache zu sprechen. Etwas in Reannys Gesicht zuckte. Er deutete auf seine Brust. »Reanny«, sagte er rauh, »ich heiße Peter Reanny.«
    Sie schien seine Sprache besser zu verstehen als zu sprechen. »Ich bin – Mona de Fries.«
    »Wo bin ich, wer hat mich hierhergeholt und was ist das hier?« fragte er schnell. Das Mädchen lächelte. Sie hob abwehrend die Hand.
    »Wir – wir haben Sie geholt, und das ist die Stadt.«
    »Die Stadt«, wiederholte Reanny verständnislos, »welche Stadt?«
    »Einfach die Stadt«, sagte sie und hob die Schultern. Reanny kniff die Augen zusammen. Das Mädchen sah nicht so aus, als würde es ihm etwas vorlügen. Trotzdem schüttelte Reanny den Kopf.
    »Es gibt keine Städte mehr, jedenfalls keine ...«
    »Keine was?«
    »Keine menschlichen Städte!« sagte Reanny scharf.
    Das Mädchen lachte. Es klang hell und amüsiert. »Und ich – sehe ich aus wie ein Monster?«
    »Nein«, mußte Reanny zugeben, »auf den ersten Blick jedenfalls nicht.«
    Das Mädchen faßte nach seinem Arm. »Kommen Sie, wenn Sie hier gesehen werden, gibt es Ärger.«
    »Warum?«
    »Weil – nun, weil wir Sie ohne Erlaubnis hierhergeholt haben. Sagt man das so?«
    »Früher stand auf Kidnapping die Todesstrafe«, brummte Reanny, »ich fürchte, Sie haben mir eine ganze Menge zu erklären.«
    »Ja – aber nicht hier!«
    Ohne Widerstand ließ sich Reanny in den halbdunklen Tunnel zurückziehen. Er fragte sich, ob das Mädchen etwas von den beiden Fremden wußte, die er mit der Kraft seiner Arme ausgeschaltet hatte. Schweigend ging er hinter ihr her. Er beobachtete, daß sie sichtlich Mühe hatte, sich fortzubewegen. Ihre Schritte waren schwer und schleppend. Es sah aus, als wäre sie es nicht gewöhnt.
    Sie erreichten eine Tür, die Reanny vorher nicht bemerkt hatte. Das Mädchen zog ihn in eine Abzweigung des Tunnels. Das Gewölbe war niedriger, aber besser beleuchtet. Ein halbes Dutzend anderer Gänge zweigte hinter der Tür nach verschiedenen Seiten ab. Plötzlich blieb Mona de Fries stehen. Sie hob die Hand und legte einen Finger auf ihre Lippen. Reanny vernahm Geräusche, die er nicht definieren konnte. Aus drei Gängen leuchtete der schwankende Widerschein von Lampen auf.
    »Kommen Sie – schnell!« Das Mädchen hatte plötzlich einen gehetzten Ausdruck im Gesicht. Reanny verstand überhaupt nichts mehr. Er rannte neben ihr her. Sie klammerte sich an seinen Arm. Vergnügt stellte er fest, daß er ihr plötzlich überlegen war. Und dann sah er, daß sie erschöpft war. Obwohl ihm selbst die dünne Luft Schwierigkeiten machte, nahm er sie kurz entschlossen in den Arm. Er hob sie hoch, lachte und rannte weiter.
    Im ersten Augenblick wich sie vor seinem dichten Bart zurück, doch dann blitzten ihn ihre Augen mit einem seltsamen Leuchten an. Mit kurzen Handbewegungen zeigte sie ihm die Richtung. Und Peter Reanny rannte durch die fremden Anlagen, als hätte er sein ganzes Leben lang nichts anderes getan.
    *
    Um zum Büro von Dr. Ragano zu kommen, mußte Nail McMan den Central Park durchqueren. Er beeilte sich und nahm alle Abkürzungen, die er finden konnte. Schließlich war Dr. Ragano ein Mitglied des Senats. Als Sicherheitsreferent standen ihm alle Informationsmöglichkeiten offen. Trotzdem wußte Nail McMan nicht, warum gerade er aufgefallen war. Ein bohrendes Gefühl im Magen warnte ihn. Seit seinem Eintritt bei EX-GEO gehörte McMan zur Tafelrunde. Die Aufforderung zum Beitritt hatte er von Kilian de Fries erhalten. Kilian und seine zweiundzwanzigjährige Schwester Mona gehörten zu den Gründungsmitgliedern der Untergrundorganisation. Aber erst seit Nail McMan immer mehr Einfluß gewonnen hatte, war aus der historisch orientierten Tafelrunde ein aktionsfähiges Instrument geworden.
    Das Gebäude des Instituts für Sicherheit und öffentliche Ordnung hatte verstärkte Außenmauern mit einer doppelten Polarisationsschicht. In neunzig Meter Höhe lief ein Band aus bräunlich opalisierendem Sicherheitsglas rund um den Wolkenkratzer. Dahinter befand sich das zentrale Büro von Dr. Ragano.
    Nail McMan schauerte, als er daran dachte, daß er schon in wenigen Minuten dem Sicherheitsreferenten gegenüberstehen würde. Für ihn und für die Gruppe der Tafelrunde war Dr. Ragano der personifizierte Gegner. Er mußte sich zwingen, die letzten Schritte bis zum Eingang des Hochhauses zu gehen. Zwei Roboterposten untersuchten ihn elektronisch nach
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