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Die Stadt der Verlorenen

Die Stadt der Verlorenen

Titel: Die Stadt der Verlorenen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hier nicht wegzulassen. Ganz egal, was passiert.«
»Und was hast du jetzt vor?«, fragte Argos nervös.
»Sollen
wir hier bleiben, bis uns der Sauerstoff und die Lebensmittel
ausgehen?«
»Wenn es sein muss, ja«, antwortete Mike hart. Er tauschte
einen fragenden Blick mit Ben und den anderen. Alle drei
wirkten nervös und voller Furcht, aber auch auf dieselbe Weise
entschlossen wie er.
»Wollt ihr sterben, ihr Narren?«, fragte Argos.
»Nein«, antwortete Mike. »Aber wir werden nicht zulassen,
dass ihr in unsere Welt gelangt. Wir haben gesehen, was ihr aus
Lemura gemacht habt. Eher opfern wir unser Leben, ehe wir
zulassen, dass du und deine Freunde über unsere Welt
herfallen!«
Er war selbst nicht einmal sicher, ob er wirklich den Mut
haben würde, seine Worte in die Tat umzusetzen. Oder ob
Serena so weit gehen würde, sich und sie alle zu opfern.
Du kannst dich darauf verlassen, dass sie es tut, erklang
Astaroths Stimme in seinen Gedanken. Sie hat keine Wahl und
das weiß sie. Eure Welt hätte keine Chance gegen Argos und
seine Magie. All eure Waffen und Technik würden euch nichts
nutzen!
»Ihr seid ja wahnsinnig«, murmelte Argos. »Dann befinden wir
uns ja in guter Gesellschaft«, sagte Ben.
Argos funkelte ihn an, sagte aber nichts und senkte
nach
einem weiteren Moment sogar seine Waffe, wenn auch nicht
ganz. »Und wo sollen wir hin?«, fragte er. »Seid doch nicht
dumm! Wir können nicht zurück! Lemura wird untergehen!«
»Ihr bleibt hier«, sagte Serena noch einmal. Wieder sah sie
den Wächter an und nur einen Moment später begann sich die
Armee der Riesenhaie draußen zu bewegen; langsam, aber auch
unaufhaltsam.
»Was tust du?«, keuchte Argos.
»Sie werden angreifen«, sagte Serena. »Ihr könnt die
NAUTILUS wenden und nach Lemura zurückfahren oder wir
sterben alle.«
»Dann sterben wir eben«, sagte Argos hart. »Wohin sollen wir
gehen? Ihr habt die NAUTILUS. Ihr könnt eure Freunde nehmen
und nach Hause fahren, aber für uns gibt es kein Zuhause
mehr. Lemura stirbt. Vielleicht schon in ein paar Tagen. Warum
aber sollten wir euch gehen lassen?«
Mike warf einen Blick aus dem Fenster. Die Armee
der
Riesenhaie kam unerbittlich näher, wie eine
graue,
geschuppte Wand aus Fleisch und Knochen, die die NAUTILUS
einfach zermalmen würde. Dahinter, fast nur noch schemenhaft,
war die gigantische Unterwasserkuppel zu erkennen. Er konnte
sich täuschen, aber es kam ihm so vor, als hätte sich ihre Form
verändert, wäre nicht mehr so eben und perfekt. Hier und da
war das zehntausend Jahre alte Material geborsten und ein
unaufhörlicher Strom von Luftblasen sprudelte aus den Rissen
und begann seinen langen Weg zur Meeresoberfläche. Argos
hatte Recht: Lemura starb vor ihren Augen.
»Niemand kann die Menschen dort noch retten«, sagte Argos.
»Es hilft ihnen nichts, wenn wir zurückkehren und mit ihnen
sterben.«
Mikes Gedanken überschlugen sich. Da war irgendetwas.
Etwas von großer Wichtigkeit, das er vergessen hatte und das ...
Dann erinnerte er sich.
»Wie lange könntet ihr die Kuppel noch aufrechterhalten?«,
fragte er. »Du und deine Freunde – wenn ihr all eure magische
Kraft zusammennehmt. Wie lange würde Lemura noch
existieren?«
»Einen Tag«, antwortete Argos verächtlich. »Vielleicht zwei.
Aber gib dir keine Mühe. Wenn du unbedingt zusammen mit uns
sterben willst, dann hier und jetzt.«
»Niemand muss sterben«, antwortete Mike. »Es gibt noch einen
Ausweg. Hört zu!«
    Der Stein schlug unmittelbar neben Mike auf den Boden und
zerplatzte in mehrere Teile. Er war nicht besonders groß, aber
Mike fuhr trotzdem erschrocken zusammen und warf einen
besorgten Blick zur Höhlendecke hinauf. Während der letzten
vierundzwanzig Stunden hatte der Boden fast ununterbrochen
gezittert und der Steinregen hatte einfach kein Ende nehmen
wollen. Und er würde auch nicht mehr aufhören. Argos und die
anderen Magier hatten all ihre Kräfte vereint, um die
Unterseekuppel noch einmal zu stabilisieren, aber nicht einmal
sie vermochten Wunder zu bewirken. Trautman hatte
prophezeit, dass die Kuppel dem Wasserdruck vielleicht noch
einen halben Tag widerstehen konnte, und Mike hielt
diese
Schätzung mittlerweile für eher zu optimistisch. Mike ließ seinen
Blick noch einmal über die Decke gleiten, um sich davon zu
überzeugen, dass sich nicht direkt über ihm unversehens ein
Felsbrocken lösen würde, der ihn im letzten Moment noch
erschlug, dann ging er ein paar Schritte weit, bis er
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