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Die Stadt der Verlorenen

Die Stadt der Verlorenen

Titel: Die Stadt der Verlorenen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Gestalt
trat heraus.
Es war kein Mensch. Über den breiten, muskulösen Schultern
thronte ein gewaltiger kahler Schädel, ohne dass es einen Hals
dazwischen gab. Die zu weit an den Seiten stehenden starren
Augen blickten kalt und waren von einem Intellekt erfüllt, der
vollkommen anders war als der eines Menschen. Das Geschöpf
hatte keine Nase und sein Mund war der eines Haifisches, breit
und geschlitzt und starrend vor Zähnen.
Das Auftauchen des Monsters löste eine Panik aus.
Die
Menschen flohen entsetzt, wobei sie sich rücksichtslos
gegenseitig niederrempelten und die aus dem Weg stießen, die
das Pech hatten, nicht schnell
genug laufen zu können. Nach
wenigen Augenblicken waren Mike, die drei anderen Jungen
und Astaroth mit dem Haifischmann allein. Das Wesen sah den
Fliehenden einen Moment lang aus seinen unheimlichen
Fischaugen nach, dann drehte es sich langsam herum und
machte einen Schritt in Mikes Richtung. Hinter ihm trat ein
weiterer grauer Riese aus der Schleusenkammer und Mike
glaubte zu sehen, dass sich hinter diesem noch mehr
Haifischmänner in der Tauchkammer aufhielten. Trautman
musste entweder vergessen haben, die äußere Schleusenkammer
zu schließen
– oder die Geschöpfe waren in der Lage, den
komplizierten Mechanismus zu bedienen.
Astaroth trat mit lautlosen Schritten neben ihn und sah aus
einem gelb leuchtenden Auge zu dem Haifischwesen auf.
Ist wieder alles in Ordnung mit dir? fragte Mike in Gedanken.
Wieder? fragte Astaroth. Was soll das bedeuten?
Astaroth erinnerte sich offensichtlich nicht mehr daran,
wieder einen kurzzeitigen Gedächtnisverlust erlitten zu haben,
und Mike sprach ihn auch nicht darauf an. Jetzt war wirklich
nicht der richtige Moment dafür.
Das Haifischwesen kam näher. Sein Blick glitt taxierend über
Mikes Gesicht, löste sich von ihm und glitt dann über die
Gesichter der drei anderen.
Kannst du seine Gedanken lesen? fragte Mike.
Nein, antwortete Astaroth. Aber ich ... spüre irgendwie, was
in ihm vorgeht. Du brauchst keine Angst vor ihm zu haben. Er
ist nicht feindselig. Nur verwirrt.
Das Geschöpf trat einen weiteren Schritt auf ihn zu, blieb
wieder stehen und drehte sich dann mit einem Ruck um. Im
allerersten Moment hoffte Mike, dass es zurück in die
Tauchkammer gehen würde, um das Schiff auf demselben
Weg wieder zu verlassen, auf dem es gekommen war.
Stattdessen jedoch öffnete sich die Tür noch mehr und zwei
weitere Wächter traten hinaus.
»Sie ... sie wollen in den Salon!«, begriff Mike. »Nichts wie
hinterher! Wenn sie auf Sarn und seine Leute treffen, geschieht
eine Katastrophe!«
Astaroth raste auf der Stelle los, während Mike versuchte,
Ben, Chris und Juan gleichzeitig vor sich herzuscheuchen.
Obwohl sie mehr stolperten als gingen, holten sie die drei
Wächter noch vor der Treppe ein und drängelten sich an ihnen
vorbei. Mikes Herz klopfte bis zum Hals, als er den
unheimlichen Geschöpfen dabei ganz nahe kam, aber die drei
anderen zeigten nicht einmal eine Spur von Furcht.
Sie rasten die Wendeltreppe hinauf, legten einen kurzen
Endspurt ein und stolperten hintereinander in den Salon.
Trautman stand noch immer hinter den Kontrollinstrumenten,
während Singh und Sarn nebeneinander vor dem Fenster
standen und gebannt hinaussahen. Serena saß auf dem Sofa auf
der anderen Seite des großen Raumes und Astaroth war auf
ihren Schoß gesprungen, hopste aufgeregt herum und miaute in
hohen, fast hysterischen Tönen. Mike hatte eine vage
Vorstellung davon, was der Kater versuchte, aber er war
ziemlich sicher, dass seine Zeit nicht ausreichen würde.
»Es werden immer mehr«, murmelte Singh. »Was haben sie
vor?«
Mike sah an ihm und Sarn vorbei aus dem Fenster. Die Zahl
der Haifische war ins Unermessliche gestiegen, sodass man den
Ozean dahinter kaum noch erkennen konnte. Sie bildeten eine
regelrechte Mauer vor der NAUTILUS.
»Vielleicht sollten wir weiterfahren«, murmelte Sarn.
»Nur
ganz vorsichtig.«
»Nein!«, sagte Mike rasch. Sarn, Trautman und Singh sahen ihn
fragend an und Mike fügte mit einer nervösen Geste zum Fenster
hinzu: »Wenn wir das tun, greifen sie an. Sie sind unschlüssig.
Sie wissen nicht, was sie tun sollen.«
»Woher willst du das wissen?«, fragte Sarn. »Niemand kann
sagen, was –«
Er verstummte mit einem scharfen, erschrockenen Laut und
Singhs Augen weiteten sich entsetzt, als sein Blick auf die
Gestalt hinter Mike fiel. Mike musste sich nicht herumdrehen,
um zu wissen, was er und der Lemurer sahen.
»Nicht
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