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Die Stadt der schwarzen Schwestern

Die Stadt der schwarzen Schwestern

Titel: Die Stadt der schwarzen Schwestern
Autoren: Guido Dieckmann
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Über ihre Verwandten mütterlicherseits ist somit wenig bekannt, doch ist es naheliegend, dass sie Verwandte in Oudenaarde und Brüssel gehabt hat. In meinem Roman finden sich Verwandte in der Teppichweberfamilie Marx, die in alten städtischen und kirchlichen Registern erwähnt wird. Ein Nachkomme der Familie gelangte im 17. Jahrhundert in die Gegend von Heidelberg und wurde dort zu meinem Ahnherrn. Aber das ist eine andere Geschichte. Wer einen anderen Zweig dieser flämischen Familie kennenlernen mag, sei auf den Roman «Die Meisterin der schwarzen Kunst» verwiesen.
    Oudenaarde wurde im 16. Jahrhundert durch seine Tuch- und Teppichwebereien weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Zeitweise sollen innerhalb der Stadtmauern bis zu 20000 Tuch- und Seidenweber, Teppichwirker und Manufakturgehilfen beschäftigt gewesen sein, eine sicherlich etwas hoch gegriffene Zahl, die aber die Bedeutung dieses Handwerks für die Entwicklung und den Wohlstand der kleinen Stadt an der Schelde unterstreicht. Produziert wurden auf den Webstühlen vor allem Verdüren, Wandbehänge von monumentaler Größe in schillernden Grün- und Blautönen, welche Landschaftsszenen abbildeten oder sich historischer, biblischer und mythologischer Motive bedienten. So existieren auch heute noch drei von einstmals acht sogenannten Alexanderteppichen mit Bildmotiven aus dem Leben Alexanders des Großen. Vermutlich wurden sie Alessandro Farnese nach der Eroberung Oudenaardes zum Geschenk gemacht, um ihn milde zu stimmen. Tatsächlich ist nicht überliefert, dass er Oudenaarde plündern ließ. Wie lange sich der Fürst während seines Feldzugs durch Flandern in Oudenaarde aufhielt, ist nicht genau bekannt, es ist allerdings möglich, dass er dort überwinterte. Belegt ist, dass er sich bereits Statthalter nennen ließ, während Margarethe von Parma noch in Namur weilte. Sein Ziel war, die 1581 ausgerufene Republik der Vereinigten Niederlande im Norden wieder zu zerstören und die Städte Antwerpen und Brügge zu unterwerfen, was ihm erst drei Jahre nach den im Roman geschilderten Ereignisse gelang. Um sich durchzusetzen, schreckte er, ganz Kind seiner Zeit, auch nicht vor Gewalttaten und Mordanschlägen zurück. Vermutlich sandte er dem Prinzen Wilhelm von Oranien wirklich gedungene Mörder auf den Hals oder war zumindest über geplante Anschläge auf ihn unterrichtet. Dass der spanische König ein Kopfgeld auf den unbequemen Freiheitskämpfer aussetzte, ist eine historische Tatsache. Oranien überlebte einen Anschlag 1582, starb aber zwei Jahre später durch die Kugel eines Mörders in Delft.
    Die schwarzen Schwestern und ihr Haus in Oudenaarde gab es wirklich. Der Orden, der sich traditionell der Pflege Pestkranker annimmt, war bei den Bürgern geachtet, dennoch wurde das Haus der schwarzen Schwestern während der Reformationszeit in Flandern mehrfach von fanatischen Bilderstürmern geplündert, die Ordensfrauen selbst mussten Oudenaarde schließlich eine Weile verlassen, bis sie nach der Rückeroberung der Stadt zurückkehren und ihre Arbeit wiederaufnehmen durften. Der Beginenhof von Oudenaarde kann indessen noch heute besichtigt werden.
    Legenden zufolge soll es unterhalb der Stadt tatsächlich ein Labyrinth von Gängen gegeben haben, die als Verbindung zwischen verschiedenen Gebäuden dienten und sogar jenseits der Stadtmauern weiter bis zu einer Festung im Umland Oudenaardes verliefen.
    Das Buch des Aufrechten ist kein Mythos, sondern Teil einer heute verschollenen Sammlung hebräischer Aufzeichnungen, die an einigen Stellen des Alten Testaments erwähnt werden, über deren Inhalt und Bedeutung aber nur wenig bekannt ist. Vermutlich enthielt das Buch ähnliche Verse wie die Psalmen, die gesungen wurden, um von wundersamen Begebenheiten in der Geschichte des Volkes Israel zu berichten. Angeblich wohnte manchen der Verse eine gewisse Macht inne, um Feinde zu besiegen. Ich habe mir erlaubt, die geheimnisvolle Schrift auf meine Weise zu deuten und sie über Jerusalem nach Flandern schaffen zu lassen.
    Wie immer am Schluss eines Buches möchte ich mich bei allen herzlich bedanken, die mich während der letzten Monate ermuntert, mit Informationen zur Geschichte Flanderns versorgt, bestens bekocht, getröstet und geduldig meinen Ideen gelauscht haben.
    Ohne Menschen wie sie gäbe es keine Autoren und keine Bücher.

    Guido Dieckmann, August 2012

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    Über Guido Dieckmann
    Guido Dieckmann, geboren 1969 in Heidelberg, arbeitete
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