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Die Spur des Tieres

Die Spur des Tieres

Titel: Die Spur des Tieres
Autoren: Vampira VA
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wurde, halbwegs mächtig geworden auf ihren Reisen. »Das bedeutet .«
    Der Alte nickte, abseitig lächelnd.
    ». Widder. Wie passend, nicht wahr?«
    *
    Obwohl es in dem düsteren Licht im Inneren der Heiliggeistkirche schlicht unmöglich war, lag der Schatten seiner eigenen Hand um Balthasar Auers Hals. Der Schmied vermochte es nicht zu sehen, aber er spürte ihren jenseitskalten Griff. Und wie so oft in den vergangenen dreizehn Jahren hatte er das entsetzlich beklemmende Ge-fühl, die Finger der Schattenhand würden sich immer enger um seine Kehle schließen, als wollten sie ihn erwürgen.
    Aber das würden sie freilich nicht tun. Sie trieben nur grausigen Schabernack mit ihm, denn nicht er befahl dieser Hand, sondern sie beherrschte ihn.
    Seit jener unheiligen Nacht im September des Jahres 1622 ...
    Ums Haar hätte Balthasar Auer aufgeschluchzt, während er nun so dasaß in der Kirchenbank, in den Reihen all derer, die sich des gleichen Vergehens schuldig gemacht hatten wie er. Der Schatten der Hand erstickte ihm den Laut jedoch noch im Halse.
    Verdammte waren sie allesamt, die sich heute Nacht in der Kirche versammelt hatten - um den letzten Rest des Preises zu zahlen für das, worauf sie sich seinerzeit nur allzu willig eingelassen hatten.
    An besagtem Septembertag war der Krieg auch in Heidelberg eingezogen, und seine Hunde hatten gar fürchterlich gewütet und geaast in der Stadt. Marodierende Landsknechte hatten Leid und Tod in beinahe jedes Haus gebracht, und einer hatte Balthasar Auer die linke Hand abgeschlagen, ehe der Kaspar Henninger ihm wenigstens noch das Leben gerettet hatte.
    Den zweien war hernach ein eigentümlicher Geselle gegenübergetreten. Sie hatten sich täuschen lassen von der Gestalt des Edelmannes, derer er sich bedient hatte. Und nach all dem Schrecken, den ihnen dieser unselige Tag beschert hatte, waren sie ohne groß zu zaudern auf das Angebot eingegangen, das der Fremde den Männern angetragen hatte.
    Nie mehr, so hatte er gesagt, würden Krieg und Pest in Heidelberg einkehren, wenn sie ihm ihrerseits zu gegebener Zeit einen Dienst erweisen würden.
    Weitere Männer, die sich dem Pakt anschließen wollten, waren rasch gefunden in dieser Nacht, da viele nichts weiter hatten behalten dürfen als ihr Leben. Das Leid hatte sie anfällig gemacht für den obskuren Handel, und so hatten sie ihn besiegelt und als Pfand für ihre Treue ihre eigenen Seelen gegeben.
    Narren, die wir waren, ging es Auer durch den Sinn, während die Finger seiner linken Hand ihm nun wie Spinnenglieder übers Bein krabbelten, ohne daß er sie daran hätte hindern können.
    Seine linke Hand .
    Der Schmied lachte stumm und voll Bitternis. Diese Hand war nicht die seine. Sie war es in all den Jahren nicht geworden, nachdem der Fremde sie damals aus seiner Rocktasche gezogen und Balthasar Auer an den blutigen Stumpf gesetzt hatte. Noch immer gehörte sie vielmehr dem anderen. Und sie war nicht das Einzige, über das jener andere in Heidelberg gebot. Im Grunde hatten die verschworenen Männer, die er als »Loge der Nacht« bezeichnet hatte, ihm ihre ganze Stadt quasi zum Fraße vorgeworfen. Und nun war er gekommen, um sich daran zu laben.
    Die Gedanken Auers krochen zurück aus der Vergangenheit, aber sie wandten sich ihr gleich wieder zu, kaum daß der Schmied den Blick nach vorne zum Altar gerichtet hatte. Dorthin, wo der Dreige-staltige erschienen war und sich jene seltsame Frau, die im Gefolge des einen gekommen war und beinahe gläsern wirkte, gerade mit Charles Belier unterhielt.
    Charles Belier .
    Er war das zweite »Geschenk« gewesen, das der Fremde in jener Nacht hier zurückgelassen hatte. Ein Kuckucksei von besonders üb -ler Art hatte er den Heidelbergern mit ihm ins Nest gesetzt.
    Ein Jüngling war er damals gewesen, und unter dem Schutz der Loge war er zum Mann gereift, dutzendfach schneller als die menschliche Natur es vorgesehen hatte. Schließlich war er Manns genug gewesen, in die Öffentlichkeit entlassen zu werden, und fortan hatten ihn die ahnungslosen Bürger der Stadt für einen wohlhabenden Tuchhändler aus dem Frankenreich gehalten, der sich in Heidelberg niederließ. Daß er nichts anderes war als der Statthalter des Teufels, wußte niemand, der nicht der Loge angehörte.
    Über die Jahre hatte der Pakt der Stadt einzig zum Vorteil gereicht. Denn in der Tat hatte der Krieg von dieser Septembernacht an einen Bogen um Heidelberg geschlagen, und auch sonst hatte es weder Leid noch auch nur Grund
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