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Die Spur des Tieres

Die Spur des Tieres

Titel: Die Spur des Tieres
Autoren: Vampira VA
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sicher fühlen. Beth konnte nicht erkennen, auf wen sie da tatsächlich getroffen war.
    Und zumindest darüber war Lilith froh. Denn sie war nicht erpicht darauf zu erfahren, wie eine Tote reagierte, die unversehens wieder ihrer Mörderin gegenüberstand - und womöglich Gelegenheit erhielt, den eigenen Tod zu rächen .
    Aber so sehr Lilith sich von all diesen Fragen und Gefühlen auch erschlagen fühlte, fand sie doch kaum Zeit, sich damit zu befassen oder auch nur halbwegs Ordnung in das Durcheinander zu bringen.
    Denn die Dinge begannen sich bereits von neuem zu überschlagen.
    Wieder fing es mit einer Frage an, die augenblicklich weitere nach sich zog.
    Wie ging es an, daß Beth MacKinsey, aus Überzeugung der gleichgeschlechtlichen Liebe zugetan, - einen Sohn haben konnte?
    Und wie um alles in der Welt konnte sie, die doch noch keine dreißig Jahre zählte, die Mutter eines -- alten, siechenden Mannes sein ...?
    *
    »Seid gegrüßt - Mutter.«
    Zäh sickerten die Worte des gebrechlichen Alten in Lydias Bewußtsein.
    Lydia .
    Noch immer hatte sie sich nicht gänzlich von diesem Namen lösen können. Jahrelang hatte sie ihn geführt, wohl wissend, daß es nicht ihr wirklicher war. Erst seit kurzem - kurz im Vergleich zu den langen Jahren, die sie nun schon diese andere Existenz führte und lebte - wußte sie, wer sie tatsächlich war, woher sie kam und wie es zu diesem zweiten Leben (wenn es denn ein Leben war mit all den Dingen, die es zur Hölle machten) hatte kommen können.
    Das Wissen um ihr früheres Leben half Beth MacKinsey jedoch nicht im Mindesten, dieses andere Leben wieder zu führen, oder auch nur wieder zu jener Beth MacKinsey zu werden, die sie einst gewesen war - oder einst sein würde, in der Zukunft, weit über dreihundert Jahre entfernt .
    In diesem Leben hier mußte sie für immer ein Ungeheuer bleiben, vor dem alle die Flucht ergreifen würden, wenn sie nur wüßten, wer ihnen da gegenüberstand - oder wozu diese »Frau ohne Haut« imstande war. Dieser Fluch würde für alle Zeit währen, im wortwörtlichsten Sinn. Denn Beth' Zeit würde nie enden. Sie hatte Zeit wahrhaft im Überfluß, konnte aus aller Zeit der Welt schöpfen - nein, mußte sie sich nehmen, weil sie dazu verdammt war, es zu tun.
    Wie hatte sie sich deswegen selbst einmal so treffend genannt? Ach ja - eine Diebin der Zeit . ..
    Das Gegenwärtige kollidierte mit den Gedanken an Vergangenes,
    verwob sich momentelang damit. Verwirrung war für Beth die Folge - und Unverständnis: Was redete der unübersehbar todkranke Alte da? Warum grüßte er sie als Mutter? Und - was war das überhaupt für ein Ort, an dem er sie willkommen hieß?
    Beth sah sich um, mühsam Erinnerung von Tatsächlichem trennend. Nur zögernd formte sich ein Bild ihrer Umgebung.
    Eine Kirche. Die Bänke mit Männern besetzt, zwei Dutzend vielleicht. Rissige Tücher hingen ringsher über allem (Tücher? Spinnweben - ohne Zweifel! Denn noch immer krabbelte und kroch es darin, wuchsen die Gespinste in alle Richtungen hin, so rasch, daß es mit bloßem Auge zu sehen war!).
    All dies jedoch verlor für Beth MacKinsey an Bedeutung, kaum daß sie es wahrgenommen hatte. Trotzdem all das erschreckend war, gab es etwas, das ihre Aufmerksamkeit in viel stärkerem Maße auf sich zog. Wie ein Magnet Eisenspäne zu sich zerrte, band es Beth' Blicke mit unirdischer Gewalt an sich.
    Es - das waren die anderen.
    Die Drei.
    Drei Männer, die sich im Aussehen zwar voneinander unterschieden, denen aber doch eines gemein war: Etwas umwehte sie wie der Hauch unsichtbaren Giftes, spürbar gefährlich und stinkend.
    Und ihr pestilenzartiger Gestank war es, der Beth endlich ins Hier und Jetzt zurückriß.
    Denn dieser Gestank war ihr vertraut geworden in den vergangenen Jahren, zu ihrem steten Begleiter fast. Wie ein Jagdhund der Witterung des Wildes war sie diesem Geruch gefolgt, um den zu finden, der ihn allerorten hinterließ. Längst wußte Beth, daß er auf seinem Weg weit mehr zurückließ als nur seinen Brodem; es mochte auch so sein, daß alles andere diesem Gestank entwuchs: Zwietracht, Haß - und schließlich Krieg.
    Aber Beth war seiner Fährte nicht nachgegangen, um seinem unseligen Treiben Einhalt zu gebieten. Ein ganz persönlicher Grund hat-te sie dazu veranlaßt; der persönlichste Grund wohl, der eine Frau bewegen konnte.
    Er, dem sie in den Kerkern zu Prag vor nunmehr 17 Jahren zum ersten Mal begegnet war, hatte ihr ein knappes Jahr danach bei ihrem zweiten
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