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Die Spur Des Feuers

Die Spur Des Feuers

Titel: Die Spur Des Feuers
Autoren: Iris Johansen
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drängen.«
    »Warum?« Seine Mundwinkel zuckten. »Ich bin schließlich verdammt gut darin. Es ist die Facette meines Charakters, die du zu schätzen gelernt hast.« Er stand auf. »Aber du bist im Moment nicht zurechnungsfähig. Ich werde dich in Ruhe trauern lassen.«
    Sie wandte sich ab. »Und ich will versuchen, die Verbindung zu lösen.«
    Er zuckte zusammen. »Blödsinn!«
    »Wir sollten beide frei sein.«
    »Dann musst du das übernehmen. Mir gefällt es so, wie es ist.«

    »Warum? Du hast doch selbst gesagt, du könntest es nicht ausstehen, an jemanden gebunden zu sein.«
    »Du weißt, warum.« Er beugte sich vor, fasste sie am Kinn und drehte ihr Gesicht so, dass sie ihm in die Augen sehen musste. »Wenn du es dir eingestehst. Und jetzt sag mir: Wie lange möchte ich an dich gebunden sein? Wie viele Jahre? Auf wie viele verschiedene Weisen?«
    Sie konnte ihren Blick nicht von ihm abwenden. Zum ersten Mal gewährte er ihr vollen Zugang. Er war ganz offen, verletzlich und einsam. Gott, wie einsam er war!
    Der Augenblick schien sich eine Ewigkeit hinzuziehen. Silver brach ihn schließlich ab, indem er sich von ihr abwandte. »Ich werde mich von dir fern halten, solange ich es ertrage.« Er verließ das Zimmer.
    Gott, sie heulte ja schon wieder! Das ergab alles keinen Sinn.
    Er war hart und ungehobelt und dominant, ein Leben mit ihm würde ihr nie die Normalität bescheren, nach der sie sich all die Jahre gesehnt hatte. Der Versuch, sich gänzlich von ihm zu lösen, war richtig gewesen. Es war die vernünftige Lösung.
    Und dieses Gefühl des Verlassenseins würde mit der Zeit nachlassen.

    Eine lange Schlange von Autos verließ den Friedhof, als Kerry auf die Limousine zuging, wo Laura und ihr Vater beieinander standen und sich unterhielten.
    Sie durfte nicht zu dem Zelt hinübersehen, unter dem der Sarg verborgen war. Sie musste ihren Blick auf Laura heften. Sie würde das durchstehen.
    Laura drehte sich um, als Kerry sich näherte. Ihre Augen waren vom Weinen gerötet, sie wirkte mitgenommen und … alt.
    »Es war ein schöner Gottesdienst, nicht wahr? So viele Menschen haben ihn geliebt …« Laura versagte die Stimme und sie sprach den Satz nicht zu Ende. Sie atmete tief durch, dann fuhr sie fort: »Ron hat mir gerade erzählt, wie mutig Jason war.

    Er war ein echter Held.«
    Kerry schaute ihren Vater an. Er wirkte beinahe so gebrochen wie Laura. »Ja.«
    »Aber ich habe auch so immer gewusst, was für ein wunderbarer Mann Jason war.« Sie schüttelte Ron Murphy die Hand. »Danke, dass du so nett zu mir warst. Ich weiß, es ist dir nicht leicht gefallen, darüber zu sprechen; aber zu wissen, was sich in der Nacht abgespielt hat, bedeutet mir eine Menge.«
    »Ruf mich an, wenn ich irgendwas für dich tun kann. Jason hätte gewollt, dass ich mich um dich kümmere.«
    Er schaute Kerry an und sagte mit zitternder Stimme: »Leb wohl, Kerry.« Dann ging er eilig zu seinem Wagen, der hinter der Limousine stand.
    Kerry wandte sich an Laura. »Soll ich dich ins Hotel begleiten?«
    Laura schüttelte den Kopf. »Nein, danke, ich fahre zu meiner Mutter. Vielleicht kann ich ein bisschen in ihrem Garten arbeiten. Ich muss mich beschäftigen und in einem Garten ist so viel Leben und so viel neues Werden.«
    Sie versuchte zu lächeln. »Komisch, wie es uns immer zurück zu unserer Mutter zieht, wenn etwas Tragisches passiert, nicht wahr? Wir haben uns nicht sehr weit entwickelt seit den Zeiten, als wir noch in Höhlen lebten.«
    »Ich denke, das ist eine gute Idee, zu deiner Mutter zu fahren.«
    Kerry umarmte ihre Schwägerin. »Ich melde mich in ein paar Tagen bei dir.«
    Laura nickte. »Ja, tu das.« Sie stieg in die Limousine. »Aber nicht jetzt. Lieber später …«
    Kerry schaute ihr nach, als sie wegfuhr. Leben und neues Werden. Selbst in ihrer Verzweiflung versuchte Laura, einen Sinn in ihrem Leben zu finden. Kerry wünschte, sie wäre in ihrem Trauerprozess auch schon so weit.
    »Kerry?«
    Als sie herumfuhr, sah sie Carmela in der Nähe stehen. »Was in aller Welt machst du denn hier?«
    Carmela antwortete nicht, sondern schaute zu dem grünen Baldachin hinüber, der das Grab überdeckte.
    »Was für ein Mist! Es tut mir so Leid, Kerry.«
    »Danke. Sehr nett von dir, dass du hergekommen bist.«
    Carmela trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Na ja, ich bin eigentlich nicht gekommen, um Ihnen mein Beileid auszudrücken. Ich kann Beerdigungen irgendwie nicht ausstehen.«
    »Ich auch nicht. Also, warum
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