Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spur Des Feuers

Die Spur Des Feuers

Titel: Die Spur Des Feuers
Autoren: Iris Johansen
Vom Netzwerk:
zuckten. »Ja. Du hast einen Fehler gemacht. Du hättest nicht mich, sondern ihn retten sollen.«
    »Ich habe es versucht. Aber er wollte es nicht. Er hat dich die Treppe runtergetragen.«
    Er zuckte zusammen. »Das hat mir niemand gesagt.«
    »Niemand außer mir wusste es. Das Letzte, was er gesagt hat, war, dass ich dich retten soll.« Sie schluckte. »Er hat dich sehr geliebt.«
    »Ich ihn auch.«
    »Ich weiß.« Sie ließ einen Augenblick verstreichen. »Du hast ihn so sehr geliebt, dass du ihn sein Leben lang geschützt hast.«
    Er erstarrte. »Ich weiß nicht, wovon du redest.«

    »Er hat das Feuer gelegt, in dem meine Mutter ums Leben gekommen ist. Jason war der Mann, der unter der Laterne gestanden und zugesehen hat, wie das Haus abbrannte.«
    »Du bist ja verrückt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es war Jason.«
    Er starrte sie an. »Du erinnerst dich daran?«
    »Heute Nacht habe ich mich wieder erinnert.« Ihr Kinn bebte.
    »Ich hatte immer gehofft, du wärst es gewesen. Aber du warst es nicht. Jason hat das Feuer gelegt. Jason hat mir die Pistole auf den Kopf geschlagen. Ich will nur wissen, warum. Warum hat er das getan?«
    »Er wollte dir nicht wehtun. Er hat dich geliebt. Er war nur ein verwirrter Teenager.« Seine Kiefermuskeln spannten sich. »Es war meine Schuld. Meine und die von diesem Miststück Myra.
    Wir haben ihn völlig durcheinander gebracht. Du warst damals noch ein kleines Kind, aber er war ein Teenager und wusste, was los war. Er ist immer ein sensibler Junge gewesen, und diese ganze Streiterei … Daran ist er fast zerbrochen.«
    »Und deswegen hat er seine eigene Mutter umgebracht?«
    »Er wollte sie nicht umbringen. Ich hatte ihm erzählt, deine Mutter und du, ihr wärt übers Wochenende zu deiner Tante nach Macon gefahren. Ich hatte angenommen, dann würde es ihm leichter fallen, sich von Myra zu trennen und mit mir nach Kanada zu kommen.«
    »Wenn ihr in Kanada wart, wie ist er dann nach Boston gekommen?«
    »Ich musste kurz weg wegen eines Auftrags, als wir in einer Hütte in der Nähe von Toronto waren. Es sollte nur für ein paar Tage sein, aber das war die Gelegenheit für ihn. Später hat er mir erzählt, er hätte das mit dem Feuer schon geplant, bevor wir nach Kanada aufgebrochen waren. Er hatte das Benzin in der Laube hinter dem Haus versteckt. Nachdem er mich zum Flughafen gebracht hatte, ist er mit meinem Mietwagen nach Boston gefahren. Es ist ganz leicht, die Grenze von Kanada in die USA zu überqueren, ohne kontrolliert zu werden. Und Jason ist schon immer ein kluger Junge gewesen.«
    »Sehr, sehr klug«, sagte Kerry tonlos.
    »Hör auf, ihm die Schuld zu geben!«, fauchte ihr Vater. »Er wollte niemandem wehtun. Ich sag dir doch, er dachte, es wäre niemand im Haus. Er wusste, dass ich nicht wollte, dass sie das Haus bekam. Er wusste, wie viel mir das Haus bedeutete. Er hat es für mich getan.«
    »Aber das Haus war nicht leer. Das hat er spätestens gewusst, als ich auf ihn zugelaufen kam. Er hätte unsere Mutter retten können.«
    »Wahrscheinlich war es da schon zu spät.«
    »Er hätte es wenigstens versuchen können.«
    »Er ist in Panik geraten. Er stand unter Schock.« Als sie ihn unverwandt anstarrte, fuhr er heiser fort: »Für dich ist es leicht, ihn zu verurteilen. Ich sage dir, ich habe ihm das angetan. Myra und ich. Kannst du dir vorstellen, wie viele Jahre lang er sich gequält hat? Während du im Koma gelegen hast, bin ich mit Jason von einem Psychiater zum nächsten gerannt. Er wollte zur Polizei gehen und gestehen. Er wollte bestraft werden. Aber das konnte ich nicht zulassen. Die hätten ihn für etwas eingesperrt, an dem ich die Schuld trug.«
    »Also hast du ihn dazu gebracht, dass er das Geheimnis für sich behält?«
    »Er hatte ein anständiges Leben verdient. Es war nicht seine Schuld.«
    »Nicht in deinen Augen. Ich glaube, er ist mit der Schuld nie fertig geworden. Als er versucht hat, dein Leben zu retten, wollte er um keinen Preis aufgeben. Ich glaube, er hätte es einfach nicht ertragen können, noch eine Leiche im Keller zu haben. Er hat etwas gesagt – Ich muss – Er konnte den Satz nicht beenden, aber er wollte wohl sagen, dass er etwas gutmachen musste.«
    »Er war ein guter Junge.« Sie sah Tränen in den Augen ihres Vaters. »Und er wollte dir nie wehtun. Immer und immer wieder hat er zu mir gesagt, er müsste eigentlich im Koma liegen, nicht du.«
    »Womit hat er mich geschlagen? Ich dachte, es wäre eine Pistole.«
    Ron Murphy
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher