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Die Spur Des Feuers

Die Spur Des Feuers

Titel: Die Spur Des Feuers
Autoren: Iris Johansen
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schüttelte den Kopf. »Es war ein Stück Bleirohr aus der Laube, in der er das Benzin gehortet hatte. Er konnte sich nicht mal erinnern, warum er es überhaupt aufgehoben hatte. Wahrscheinlich hat er sich einfach zu Tode gefürchtet vor dem, was er vorhatte zu tun.« Er holte tief Luft. »Als du aus dem Koma aufgewacht bist, hat er sich alle Mühe gegeben, um dir der beste Bruder auf der Welt zu sein. Das kannst du nicht leugnen.«
    »Ja, er war mir ein guter Bruder. Niemand hätte fürsorglicher und liebevoller sein können.«
    »Siehst du? Er konnte nicht … Es war meine Schuld.«
    Er wandte sich ab. »Und an seinem Tod bin ich ebenfalls schuld. Wenn ich nicht gewesen wäre, hätte Trask ihn nie in die Finger gekriegt.« Plötzlich wandte er sich ihr wieder zu. »Du meinst, ich wäre dir kein guter Vater gewesen. Dass Jason immer nur alles für dich getan hätte.«
    Er reckte sein Kinn vor. »Nun, vielleicht war es so. Ich hatte ihm gegenüber eine Pflicht zu erfüllen. Tut mir Leid, aber für dich war kein Raum mehr.«
    Sie schaute ihn wortlos an.
    »Die Beerdigung findet übermorgen statt«, murmelte er. Dann drehte er sich um und verließ das Zimmer.
    Kerry schloss die Augen, als ihr erneut die Tränen kamen. Sie wusste nicht, ob sie um ihre Mutter weinte oder um Jason oder um den Vater, den sie nie gehabt hatte. Vielleicht weinte sie um sie alle drei.
    Gott, tat das weh!

    Gegen Morgen schlief sie schließlich ein.

    Als sie wenige Stunden später aufwachte, saß Silver neben ihrem Bett und hielt ihre Hand.
    »Schick mich nicht weg!«, sagte er barsch. »Denn ich werde nicht gehen. Ich werde dir nicht auf die Nerven fallen. Ich werde einfach nur … bei dir sein.«
    Er war auf diese ganz besonders intime Weise bei ihr und noch wollte sie sich ihm nicht verschließen. Die Nähe schenkte ihr Trost. »Du weißt von … Jason?«
    »Wie sollte ich es nicht wissen? Von dem Augenblick an, als du festgestellt hattest, dass das Haus brannte, hat deine Psyche regelrecht um Hilfe geschrien. Deswegen bin ich zurückgekommen.« Seine Lippen spannten sich. »Und du hast überhaupt nicht mehr aufgehört zu schreien. Erst als du hier im Krankenhaus aufgewacht bist, klang es eher wie das Weinen eines Kindes. Glaubst du, ich hätte draußen bleiben können, während du dich so quälst?«
    Sie versuchte zu lächeln. »Na ja, jedenfalls hast du nicht versucht, mich in Ordnung zu bringen.«
    »Ich war in Versuchung. Aber dann hättest du keine Chance auf Heilung gehabt. Du musst den Schmerz aushalten, der gehört zum Heilungsprozess.«
    »Ja. Ich … habe Jason geliebt, Silver.«
    »Das weiß ich. Ich denke, wir wissen beide, warum du dich nicht erinnern wolltest, wer das Haus deiner Eltern in Brand gesetzt hat. Du konntest es nicht ertragen, dass derjenige, den du am meisten geliebt hast, für das Feuer verantwortlich war.«
    »Ich kann es immer noch nicht ertragen.« Jetzt bloß nicht in Tränen ausbrechen. Sie wechselte das Thema.
    »Was ist mit Ki Yong?«
    »Um den und dessen Fahrer hat George sich gekümmert. Auf sehr effiziente und sehr tödliche Weise. Ich habe Travis angerufen und ihn gebeten, ein paar Leute herzuschicken, die die Leichen verschwinden lassen, damit es keinen diplomatischen Skandal gibt.«

    »Und Firestorm?«
    »Zerstört. Wir suchen immer noch nach Trasks Unterschlupf, um möglicherweise noch vorhandene Dokumente einzusammeln und zu vernichten. In seinem Van haben wir ein paar Tankstellenquittungen gefunden, die uns vielleicht weiterhelfen können. Wenn nicht, müssen wir einfach weitersuchen.«
    »Die müssen alles finden. Wenn jemand anders … Das wäre der Weltuntergang …«
    »Sie werden alles finden. Keine Sorge. Am besten, du schläfst noch ein bisschen.«
    »Mach ich. Ich will nicht wach bleiben. Ich bin so traurig …«
    »Ich weiß.« Er drückte ihre Hand. »Das wird vorübergehen.«
    »Ich hoffe es«, erwiderte sie mit bebender Stimme. »Gleich nach der Beerdigung fahre ich zurück nach Atlanta. Kannst du jemanden bitten, mir Sam so bald wie möglich nach Atlanta zu bringen? Ich muss arbeiten.«
    Er nickte. »Ich bringe ihn dir.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er zuckte die Achseln. »Es war ein Versuch. Ist in Ordnung.
    Ich lasse dir ein bisschen Zeit.« Er holte tief Luft. »Wie lange?«
    »Ich kann dir nicht sagen … Ich weiß es nicht. Vielleicht wäre es besser, wenn wir beide unserer eigenen Wege gingen.«
    »Nein, verdammt! Das ist unakzeptabel. Wie lange?«
    »Hör auf, mich zu
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