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Die Spur des Drachen

Titel: Die Spur des Drachen
Autoren: Jon Land
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haben, bevor ich kam.«
    »Warum verhaften Sie mich dann nicht?«, fragte Ranieri.
    »Ich würde lieber nur mit Ihnen reden … nachdem Sie mir Ihre Brille gegeben haben. Sie müssen sie heute Morgen bei Katz und Katz in Tel Aviv mitgenommen haben. Ich habe es beinahe übersehen.«
    »Sie haben keine Ahnung, was hier gespielt wird, oder?«
    »Ich nehme an, es hat etwas mit dem Koffer zu tun, den Sie gestern bei dem Juwelier gelassen haben.«
    Ranieri griff nach der Zigarettenschachtel, änderte dann jedoch seine Meinung.
    »Wie haben Sie die Blutdiamanten durch den Zoll bekommen?«
    Ranieris Lippen zitterten. »Wenn Sie so viel wissen, ist Ihnen sicher auch klar, wie weit Sie sich im Moment außerhalb Ihrer Zuständigkeit bewegen.«
    »Das werden wir sehen.«
    »Ich kann Ihnen die Brille nicht geben. Ich kann Ihnen auch nicht sagen, was ich bei dem Juwelier gelassen habe. Man würde mich umbringen.« Er blickte sie an. »Sie wissen doch so viel. Dann müssten Sie das eigentlich auch wissen.«
    Danielle ging nicht darauf ein. »Ich werde die Brille an mich nehmen, sobald ich Sie verhaftet habe. Anschließend werden wir eine schöne Fahrt nach Tel Aviv unternehmen und uns anhören, was die Leute in dem Juweliergeschäft zu sagen haben.«
    Ranieri schüttelte langsam den Kopf. »Man wird Sie auch töten, Chief Inspector.«
    Danielle zeigte keinerlei Regung. »Es wären nicht die Ersten, die das versuchen.«
    Angst blitzte in den Augen des Kuriers auf, ein erstes Anzeichen von Unsicherheit. Doch er bewegte sich nicht. Schließlich griff er ganz langsam in die Jackentasche und zog ein hartschaliges Brillenetui hervor.
    »Dann gehe ich davon aus, dass wir verhandeln?«, fragte er und legte das Etui vor sich auf den Tisch.
    »Warum machen wir nicht …«
    Das Knallen der ersten Gewehrschüsse ließ Danielle abrupt verstummen. Sie sprang vom Stuhl auf und warf sich herum. Ihr erster Gedanke war, dass man auf sie zielte, und dass die Kugeln von Männern abgefeuert wurden, die Ranieri die Flucht ermöglichen wollten.
    Dann sah sie bewaffnete Gestalten durch die Straße rennen, die im Laufen wild in die Gegend feuerten. Zwei fielen aufs Pflaster und krochen davon, versuchten verzweifelt, aus der Schusslinie zu gelangen.
    Danielle zog ihre Pistole und drehte sich wieder zum Tisch um.
    Gerade machte Ranieri einen Satz nach vorn und versuchte, das Etui zu ergreifen, das zu Boden gefallen war, doch Danielle riss den Tisch zurück und kippte ihn um, noch bevor Ranieri an das Etui heran konnte. Sie sah, wie es auf den Asphalt fiel und Ranieri sich streckte, um es zu ergreifen. Danielle trat ihn in den Magen. Ranieri stürzte auf einen anderen Tisch, kippte ihn um und rannte stolpernd davon, kaum dass er auf den Beinen war.
    Danielle wollte gerade das Etui aufheben, als wieder Schüsse peitschten. Sie sah den Jungen mit dem Besen mitten im Kugelhagel stehen. Mit einem Hechtsprung flog sie auf den Jungen zu, packte ihn und deckte seinen Körper mit dem ihren. Eine weitere Salve ließ Glassplitter von einem Tisch in der Nähe auf Danielles Rücken sprühen.
    Sie sprang auf, die Pistole in der Hand. Ein Detective, den sie von der National Police kannte, starrte sie mit glasigen Augen an. Er stolperte vorwärts, die Waffe in der verkrampften Hand. Dann bäumte er sich auf und fiel auf den Gehsteig, von einer weiteren umherirrenden Kugel getroffen.
    Was geschieht hier?
    Wieder dröhnte Gewehrfeuer. Mit langen Sätzen eilte Danielle zum Detective, ohne die Gefahr zu beachten. Tief geduckt, um den Mann besser zu schützen, blickte sie über die Straße – gerade rechtzeitig, um eine Gestalt zu sehen, die ein Maschinengewehr auf sie richtete.

5.
    »Ich glaube, die stehen auf meiner Seite, Genosse«, höhnte Anatoljewitsch, als die Belagerung des Lagerhauses anhielt. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie mich nicht lange festhalten werden.«
    Aus Gewohnheit warf Ben einen Blick auf seine Armbanduhr. Ein Stein hatte das Glas zerschlagen. Er schätzte, dass etwa eine halbe Stunde vergangen war, seit sie in dem Gebäude Zuflucht gesucht hatten. Über sein Handy hatte er versucht, Verstärkung anzufordern, doch das Signal war nicht stark genug, um jemanden zu erreichen.
    Draußen heulten Sirenen.
    »Sie sollten sich ergeben«, sagte Anatoljewitsch.
    Ben ignorierte den Russen. Nachdem er einen seiner beiden verbliebenen Beamten losgeschickt hatte, die Menge daran zu hindern, durch die Rückseite des Lagerhauses ins Innere zu kommen, hatte er
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