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Die Spur des Drachen

Titel: Die Spur des Drachen
Autoren: Jon Land
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an. Danielle streifte die Handschuhe ab und ließ sie fallen; dann beeilte sie sich, den Rest des Sturmtrupps einzuholen.
    Die Kommandos des Sayaret bestanden aus den besten Soldaten der Welt. Sie wurden oft mit Todesschwadronen in einen Topf geworfen, doch die Agenten des Sayaret waren darauf spezialisiert, Vergeltungsschläge gegen Terroristenführer durchzuführen, deren oberstes Ziel die Vernichtung Israels war.
    Sheik Hussein al-Akbar, ihre Zielperson in jener Nacht, war mit drei Bombenanschlägen auf Schulbusse in Verbindung gebracht worden, bei denen vierzig israelische Kinder getötet und weitere sechzig verkrüppelt worden waren.
    Der Sheik hatte ein ehemaliges Luxushotel in der Hafengegend von Beirut in eine seiner Privatvillen verwandelt. Geheimdienstinformationen hatten ergeben, dass die Villa wie eine Festung angelegt war und von einem Dutzend Soldaten bewacht wurde.
    Danielle war das einzige weibliche Mitglied des Einsatzkommandos in jener Nacht – und eine von drei Frauen, die jemals für die Elitetruppe des Sayaret ausgewählt worden waren. Sie und die anderen Mitglieder des Kommandos drängten sich jetzt in einem alten, rostigen Van, der von einem örtlichen Doppelagenten gesteuert wurde. Langsam fuhr er die Allenby Street entlang und durch die Innenstadt von Beirut, die von leeren Patronenhülsen und verlassenen Gebäuden beherrscht wurde.
    Kurz nachdem sie das berühmte St. George Hotel passiert hatten, zogen die Mitglieder des Teams die muslimischen Gewänder aus dem rückwärtigen Teil des Van über ihre nassen Uniformen und überprüften gegenseitig deren Sitz, um sicherzugehen, dass ihre Uzis, Granaten und Pistolen verdeckt waren. Danielle wollte gerade die Arme durch ihr Gewand stecken, als Captain Rosen mit der Rechten ihr Handgelenk umklammerte.
    »Sparen Sie sich die Mühe, Lieutenant«, sagte er.
    »Sir?«
    »Sie gehen nicht mit. Das Risiko können wir nicht eingehen.« Rosen ließ ihr erst gar keine Gelegenheit zu einer Erwiderung. »Sie sind eine Frau. Keine Frau darf in diesem Teil der Welt zusammen mit so vielen Männern gesehen werden. Wenn Sie erkannt würden …«
    Danielle nickte, doch die Enttäuschung stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    »Sie kümmern sich um die Rückendeckung und die Kommunikation«, befahl Rosen ihr.
    Der Van bog von der Allenby in die El Sayad Street ein, eine Seitenstraße, die an das Grundstück der Sheik-Festung grenzte, und hielt. Danielle beobachtete, wie die Mitglieder des Teams nacheinander aus dem hinteren Teil des Van glitten. Rasch nahm sie ihren Platz vor dem Monitor ein und setzte die Kopfhörer auf. Captain Rosens Brille war mit einer winzigen Kamera versehen. Alles, was er sah, wurde in den Van übertragen und dort auf Band aufgenommen.
    Auf dem Monitor konnte Danielle beobachten, wie der Gehweg schnell vorbei glitt. Sie erhaschte kurze Blicke auf die anderen Mitglieder des Trupps, die sich dem Eingang zur Villa entlang einer drei Meter hohen Steinmauer näherten, die das Gelände umschloss. Der Monitor zeigte einen bewaffneten Posten am vorderen Tor des ehemaligen Luxushotels, der die Mitglieder der Spezialeinheit mit einer Mischung aus Verwirrung und Besorgnis beobachtete.
    »Wir sind mit dem Sheik verabredet«, erklärte Captain Rosen auf Arabisch.
    »Mir hat man gesagt, es würde niemand erwartet.«
    »Dann rufen Sie den Sheik an, damit das Versehen ausgeräumt werden kann.«
    Der Posten überlegte kurz; dann griff er nach seinem Walkie-Talkie. Auf Danielles Monitor war eine winzige Rauchwolke zu sehen, die in die Luft stieg; gleichzeitig hörte sie das Zischen eines Schusses aus einer schallgedämpften Pistole. Die Leiche des Postens wurde beiseite gezerrt, bevor die anderen Wachen der Festung irgendetwas mitbekommen konnten. Ein Mitglied des Teams zog sein Gewand aus; darunter kam eine Uniform zum Vorschein, die mit der des erschossenen Postens identisch war. Er nahm die Position des Mannes ein. Der Rest des Teams eilte weiter auf die Villa zu.
    Danielle sah, wie Rosens Kamera von Seite zu Seite schwenkte. Er drehte den Kopf hin und her, um Stärke und Position des Gegners abzuschätzen. Danielle prägte sich alles ein; sie war innerlich mit dabei und wünschte sich inständig, dass die Mission reibungslos verliefe.
    »Kommt schon«, murmelte sie. »Kommt schon …«
    Wie zur Antwort auf ihre Bitte verteilten sich die Mitglieder des Einsatzkommandos auf ihre vorher besprochenen Positionen. Die ersten Schüsse fielen. Sie kamen
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