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Die Sprache der Macht

Die Sprache der Macht

Titel: Die Sprache der Macht
Autoren: Matthias Noellke
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Übersetzungen sind besonders hilfreich, wenn Ihr Gegenüber hierarchisch über Ihnen steht oder wenn Sie es sich mit ihm nicht verderben wollen (weil es sich beispielsweise um eine Kundin handelt). Aber auch wenn Sie die Vorgesetzte sind und einer Mitarbeiterin aus irgendeinem Grund der Kragen platzt oder sie einfach schlechte Laune hat, kann es hilfreich sein, wenn Sie die Worte nicht dramatisieren, sondern das Gespräch ganz souverän in sachliche Bahnen lenken.
    Die Übersetzung muss nachvollziehbar sein
    Zwar können Sie in Ihrer „Übersetzung“ die unterschiedlichsten Aspekte hervorheben, wie wir noch sehen werden, doch eine Anforderung muss sie selbstverständlich erfüllen: Sie muss nachvollziehbar sein. Sonst fühlt sich der andere verschaukelt. Das gilt im Übrigen auch, wenn Ihre Übersetzung allzu beschönigend ausfällt.
    Hochwertiger Schrott
    Noch einmal die Kundin: „Was haben Sie mir da für einen Schrott angedreht?!“ Frau Gillert: „Sie meinen, unser hochwertiges Produkt hat Sie nicht hundertprozentig zufrieden gestellt?“
    Übersetzung nicht akzeptiert?
    Sie müssen damit rechnen, dass Ihr Gegenüber Ihnen manche Übersetzungen nicht durchgehen lässt, auch wenn Sie sich ein wenig mehr Mühe geben als in unserem letzten Beispiel. Das ist jedoch kein Drama. Fordern Sie den andern auf, die Sache richtig zu stellen oder bieten Sie eine weitere Übersetzung an.
    Achtung: Bei Wutanfällen kühlen Kopf bewahren
    Wer wütend wird, ist buchstäblich außer sich. Daher sollten Sie ihm zunächst Gelegenheit geben, Dampf abzulassen. Häufig ist es ratsam, erst einmal gar nichts zu sagen. Wenn sich die Wogen dann etwas geglättet haben, sollten Sie Stellung nehmen oder auch „übersetzen“.
    Was Sie auf keinen Fall tun sollten: Fangen Sie nicht an über Beleidigungen zu diskutieren. Die Aufforderung, ein bestimmtes Wort „zurückzunehmen“, ist unsouverän und kann in einem Desaster enden.
    Ist Ihre persönliche Würde verletzt, dann gibt es ein ganz einfaches Mittel, sich souverän aus der Affäre zu ziehen: Sie brechen das Gespräch ab: „Ich bin nicht bereit, in diesem Ton mit mir reden zu lassen.“
    Lenken in fünf Richtungen
    Mit der Dolmetscher-Technik können Sie Ihre Gesprächspartner nicht nur besänftigen, sondern auch subtil lenken. Immerhin bleibt es Ihnen überlassen, wie Sie die Worte des anderen „übersetzen“ – solange die Sache nachvollziehbar bleibt.
    In Anlehnung an ein Modell, das die Kommunikationstrainer Christoph und Matthias Dahms entwickelt haben, lassen sich fünf Richtungen unterscheiden, in die Sie die Übersetzung drehen können.
Ich-Perspektive. Sie lassen die Aussage bei Ihrem Gegenüber und antworten: „Sie meinen, Sie sind schlecht behandelt worden.“ Vorteil: Die Aufmerksamkeit wird auf den anderen und seine Befindlichkeit gelenkt. Sie selbst sind aus der Schusslinie.
Du-Perspektive. Sie beziehen die Aussage auf sich, da Sie ja angesprochen wurden: „Sie meinen, ich hätte Sie besser beurteilen sollen.“ Vorteil: Sie finden schnell heraus, was der andere von Ihnen erwartet. Sie können den Angriff entschärfen und dann dazu Stellung nehmen.
Wir-Perspektive. Sie treffen eine Aussage über sich und Ihren Gesprächspartner: „Sie meinen, wir kommen nicht gut miteinander aus.“ Vorteil: Haben Sie den Eindruck, die persönliche Beziehung sei belastet, kommen Sie hier am ehesten weiter.
Info-Perspektive. Sie stellen die Fakten heraus: „Sie meinen, das Gerät ist defekt.“ Vorteil: Sie nehmen die Emotionen raus. Sie verständigen sich darüber, was konkret geschehen soll.
Appell-Perspektive: Sie verstehen die Äußerung als Aufforderung: „Sie meinen, Sie sollten anspruchsvollere Aufgaben bekommen.“
    Aus der Punktliste geht hoffentlich hervor, dass es sich um eine Technik handelt, die Sie sehr konstruktiv einsetzen können. Zu beiderseitigem Nutzen. Es geht nicht darum, die Wünsche und Interessen des andern zu ignorieren oder auf Ihre Mühlen umzuleiten. Vielmehr versuchen Sie eine Grundlage zu finden, auf der Sie sich verständigen können. Es sind die ablenkenden, verletzenden und verwirrenden Aspekte, die Sie beseite schieben – eben darin zeigt sich Ihre Souveränität.
    Grundlage gefunden? Stellung beziehen!
    Selbstverständlich ist es nicht damit getan, nur herauszufinden, worum es „eigentlich“ geht. Haben Sie eine gemeinsame Grundlage gefunden, dann ist es Zeit, klar und deutlich Stellung zu beziehen. Das kann durchaus auch heißen, dass Sie
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