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Die Sprache der Macht

Die Sprache der Macht

Titel: Die Sprache der Macht
Autoren: Matthias Noellke
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sie lässt sich fast in jeder Situation einsetzen und erlaubt eine sehr nuancierte Reaktion. Sie können sachlich, humorvoll, charmant oder auch diplomatisch reagieren, ganz wie Sie wollen. Mit einem Wort, die Dolmetscher-Technik hilft Ihnen, Ihre Souveränität zu wahren. Am Rande bemerkt: Noch mehr nützliche Techniken dieser Art finden Sie in dem Buch „Schlagfertigkeit“ vom selben Verfasser (→ Literatur).
    Ausgangspunkt: Souveränität bedroht
    Sie befinden sich in einer unangenehmen Situation besonderer Art: Ihr Gegenüber gefährdet durch seine Äußerungen Ihre Souveränität. Vielleicht macht er eine abfällige Bemerkung oder lässt eine verdeckte Spitze gegen Sie los. Vielleicht ist er aber auch verzweifelt, hemmungslos albern oder aufgebracht.
    In solchen Situationen wissen wir uns oft nicht zu helfen. Denn sie kommen überraschend. Es steht uns keine Routine zur Verfügung, mit der wir aus dieser Situation wieder herauskommen. Wir fühlen uns blockiert, reagieren hölzern und stammeln ein paar unbeholfene Sätze, wenn es uns nicht überhaupt die Sprache verschlägt.
    Der Grund: Wir lassen uns von der Situation überwältigen. Die Äußerung des anderen brandet gegen uns an und reißt uns um wie eine Flutwelle. Genau das soll durch die Dolmetscher-Technik verhindert werden. Und dazu bedient sie sich eines kleinen, aber wirksamen Kniffs.
    Die souveräne Übersetzungshilfe
    Auf den ersten Blick wirkt dieser Kniff etwas umständlich: Sie betätigen sich als Übersetzer. Sie übersetzen die bösartigen Angriffe Ihres Gegenübers in eine freundlichere Sprache oder die aufgebrachten Kommentare in sachliche Anmerkungen. Das hört sich eher nach gelebter Sozialpädagogik an als nach souveräner Gesprächsführung. Und doch handelt es sich um eine äußerst wirksame Methode. Denn als Dolmetscher übernehmen Sie die Aufgabe, Ihrem Gegenüber mitzuteilen, was er gerade gesagt hat.
    Was soll das bewirken? Nun, es hat zur Folge, dass Sie starken Einfluss darauf nehmen, was von den Äußerungen überhaupt gelten soll. Ihre „Übersetzung“ kann die Worte des anderen in die eine oder die andere Richtung drehen, Sie können das Gift aus den Worten herausnehmen oder welches hinzufügen. Sie können die bösen Absichten verschwinden lassen oder erst sichtbar machen.
    Sich selbst zum Verschwinden bringen
    Meist reagieren wir auf eine Äußerung unmittelbar. In unserer Antwort beziehen wir uns auf das eben Gesagte und nehmen dazu Stellung. Im Prinzip ist das auch gar nicht zu beanstanden. Nur wird es zu einem Problem, wenn unsere Souveränität bedroht ist. Auch hier kann die Situation einen Sog entwickeln, aus dem wir uns nur schwer wieder befreien können.
    Eine Möglichkeit, darauf zu reagieren, haben Sie bereits kennen gelernt: Sie treten aus der Situation heraus, stellen sie in Frage, definieren sie um (→ S. 178, „Aus der Situation heraustreten“). Eine weitere Möglichkeit bieten die „sicheren Sätze“ und hier vor allem die „Gegendarstellung“, bei der Sie den Anwürfen selbstbewusst begegnen (→ S. 176). Die Dolmetscher-Technik eröffnet einen dritten Weg: Sie bleiben in der Situation, verschwinden als Person aber gewissermaßen von der Bühne – wie ein Dolmetscher. Sie antworten nicht auf die belastende Äußerung und fangen schon gar nicht damit an, sich zu rechtfertigen. Sie wiederholen die Äußerung einfach – mit Ihren eigenen Worten.
    „Was für ein Schrott“
    Die Kundin steht unter Dampf: „Was haben Sie mir da eigentlich für einen Schrott angedreht?!“ Frau Gillert vom Kundendienst atmet einmal tief durch und sagt ruhig: „Sie meinen, das Produkt erfüllt nicht Ihre Erwartungen.“
    Angriffe auf eine sachliche Bahn umleiten
    Alle Kränkungen, alle bösen Töne können Sie unter den Tisch fallen lassen. Greift Ihr Gegenüber Ihre Äußerung auf, hat er gewissermaßen Ihre „Übersetzung“ akzeptiert und Sie können das Gespräch auf einer sachlichen Ebene fortsetzen. In unserem Beispiel würde die Kundin erwidern: „Allerdings nicht! Es hat ja noch nicht mal einen KVMA-Anschluss! Dabei habe ich extra noch Ihren Kollegen gefragt!“ Die nächste Übersetzung könnte lauten: „Sie meinen, ein Gerät mit KVMA-Anschluss könnte unser Problem lösen.“
    Sogar wenn Ihr Gegenüber noch immer nicht ganz auf die sachliche Bahn einschwenkt, so zeigen Sie sich doch souverän. Der andere lässt sich von seinen Emotionen gefangen nehmen, während Sie besonnen reagieren.
    Solche
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