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Die Sprache der Macht

Die Sprache der Macht

Titel: Die Sprache der Macht
Autoren: Matthias Noellke
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eine völlig andere Sicht der Dinge darlegen. Souveränität bedeutet ja keineswegs Streben nach Harmonie und Kompromisse machen. Sondern: Klarheit und Selbstsicherheit.
    Es liegt nahe, dass Sie die Schärfe, die Sie gerade aus der Auseinandersetzung herausgenommen haben, nun nicht selbst wieder hineintragen sollten. Ihr Gesprächspartner sollte wissen, woran er ist. In diesem Zusammenhang haben sich die so genannten „Ich-Botschaften“ besonders bewährt, ein Konzept, das der Psychologe Thomas Gordon entwickelt hat. Dabei geht es darum, den anderen wissen zu lassen, wie sich Ihnen die Sachlage darstellt: „Nach meinem Eindruck…“, „Ich finde…“, „Ich erwarte von Ihnen…“, „Was mich stört…“
    Das wirkt nicht nur sehr viel souveräner, es hat auch einen großen Vorteil gegenüber den „Du-Botschaften“. Bei denen verfällt Ihr Gegenüber eher in eine Verteidigungshaltung, die das Problem nicht löst. „Sie können mehr leisten“, ist ein direkter Angriff, gegen den sich der Angesprochene zur Wehr setzen muss. „Ich habe den Eindruck, Sie können mehr leisten“, öffnet hingegen das Gespräch. Ihrem Eindruck kann der andere nicht widersprechen. Er kann sich anhören, worauf sich Ihr Eindruck gründet, und kann Ihnen eröffnen, warum er nach seinem Eindruck schon mehr als genug leistet.
    Versteckte Spitzen unschädlich machen
    Allerdings ist damit die Dolmetscher-Technik noch nicht erschöpft. Sie können sie nämlich auch in der Gegenrichtung betreiben: Anstatt die Wogen zu glätten, sorgen Sie für etwas stärkeren Seegang. Dabei ist das Ziel ein anderes. Mit dieser Methode können Sie gegen verdeckte Spitzen vorgehen.
    Denn auch die gefährden unsere Souveränität. Wir wissen nicht recht, was wir sagen sollen, lächeln süßsauer und ärgern uns im Stillen. Irgendwie eine Frechheit, was der andere da über uns angedeutet hat, aber hat er das überhaupt so gemeint …?
    In dieser Variante der Dolmetscher-Technik bringen Sie die versteckten Spitzen zum Vorschein. Sie machen die „vielsagenden“ Andeutungen noch um einiges boshafter. Auf diese Weise legen Sie den giftigen Kern der Äußerung frei und halten ihn Ihrem Gesprächspartner unter die Nase.
    „Kaum gelangweilt“
    „Nun, wie hat Ihnen meine Präsentation gefallen?“, erkundigt sich Herr Greiner. „War gut“, erwidert Herr Peters, „ich habe mich kaum gelangweilt.“ – „Aha“, sagt Herr Greiner. „Sie halten mich also für so einen Langweiler, dass Sie es als Spitzenleistung betrachten, wenn Sie nicht nach fünf Minuten wegdösen. Habe ich das richtig verstanden?“
    Wenn die Sache gut geht, werden Sie eine gewisse Heiterkeit auslösen und eine Entschuldigung bekommen. Nein, so habe man das natürlich nicht gemeint. Tatsächlich haben manche Zeitgenossen ein großes Talent, ihre Mitmenschen ganz ohne Absicht zu kränken. Auch ihnen ist mit so einer Bemerkung mehr geholfen, als wenn Sie Ihren Ärger in sich hineinfressen.
    Wenn die Absicht wirklich keine gute war, ist es erst recht ratsam, die Sache deutlich zuzuspitzen. Am besten so sehr, dass es komisch wird. Auch in diesen Fällen werden Sie zu hören bekommen, dass es sich um ein „Missverständnis“ handelt und der andere es „natürlich nicht so gemeint“ habe. Die souveräne Nachfrage lautet dann: „Wie haben Sie es denn gemeint?“
    Besonders Hartgesottene werden auch versuchen, das Ganze ins Lustige zu verlagern. „Jetzt haben Sie mich aber durchschaut.“ und ähnlich vermeintlich scherzhafte Bemerkungen bekommen Sie dann zu hören. Natürlich nehmen Sie die Sache „mit Humor“, denn Sie können sicher sein: Ihr Gegenüber hat sich schon gemerkt, dass Sie sich solche versteckten Fouls nicht gefallen lassen.
    Manipulationen abwehren
    Schließlich können Sie die Dolmetscher-Technik auch einsetzen, um sich die eine oder andere Manipulation vom Hals zu halten. Allerdings brauchen Sie dazu ein Mindestmaß an satirischem Talent. Dann können Sie hochtönende Phrasen und vollmundige Versprechungen in eine nüchterne und alltagsnahe Sprache übersetzen.
    Fünf Prozent Rabatt
    „Wenn Sie heute noch den Vertrag abschließen“, sagt der Verkäufer zu Frau Grothe, „dann kann ich noch fünf Prozent Preisnachlass für Sie rausholen.“ Frau Grothe erwidert lächelnd: „Sie meinen, Sie lassen es sich fünf Prozent kosten, wenn ich überstürzt den Kaufvertrag abschließe …“
    Mit solchen Übersetzungen machen Sie sich bei Ihrem Gegenüber gewiss nicht
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