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Die Sprache der Macht

Die Sprache der Macht

Titel: Die Sprache der Macht
Autoren: Matthias Noellke
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Und über die ehemalige niedersächsische Finanzministerin Birgit Breuel hieß es, sie sei „der einzige Mann“ im Kabinett des Ministerpräsidenten Ernst Albrecht. Tatsächlich war sie die einzige Frau. Das Bonmot war nicht nur eine wenig schmeichelhafte Anspielung auf die etwas herbe Erscheinung der Ministerin, sondern in Hinblick auf ihre Durchsetzungsstärke durchaus auch anerkennend gemeint. In der Herrenriege hatte sie das größte Format.
    Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe von Stilmitteln, die geeignet sind, dem Bonmot die erforderliche Leichtigkeit und den nötigen Drive mitzugeben. Im Einzelnen sind das:
Wortspiele aller Art: Reime, Doppelsinn, vertauschte Buchstaben (Doppelsinn / Doppelkinn), unterschiedliche Betonungen desselben Worts (Spielende, Spiel-Ende)
Übertreibungen: ein zuverlässiges Signal, dass Sie die Sache nicht ernst meinen. Eine Pfütze wird zum Ozean, ein Haus zur Villa oder zum Schloss.
Anspielungen: Sie bereiten denen großes Vergnügen, die sie entschlüsseln können. Wer sie nicht versteht, ist verärgert.
Originelle Vergleiche: Wer zwei Dinge miteinander verknüpft, die nichts miteinander zu tun haben, wirkt originell und sorgt für Vergnügen.
Gegensätze / Gegenbegriffe und Gemeinsamkeiten: Besonders beliebt und wirksam: Ein und dieselbe Aussage wird mit Gegensatzpaaren bestückt.
    Wie so etwas in der Praxis funktioniert, sollen zwei Bonmots von Margaret Thatcher illustrieren. Im ersten Fall geht es um einen ungewöhnlichen Vergleich, der vor allem deshalb zündet, weil die britische Premierministerin zum Ausdruck bringt, dass sie selbst auf beiden Feldern zu Hause ist. Für Tony Blair etwa wäre dieses Bonmot nicht in Frage gekommen.
    Margaret Thatcher über die Macht
    „Mächtig zu sein ist so wie eine Dame zu sein. Wenn man den Leuten sagen muss, dass man es ist, dann ist man es nicht.“
    Das zweite Beispiel arbeitet hingegen mit Gegenbegriffen, die sprachlich parallel geführt werden. Auch hier beansprucht die „eiserne Lady“ besondere Autorität.
    Margaret Thatcher über die Geschlechterdifferenz
    Die britische Premierministerin äußerte sich über die unterschiedlichen Qualitäten von Politikerinnen und Politikern: „Wenn Sie in der Politik etwas gesagt haben wollen, wenden Sie sich an einen Mann. Wenn Sie etwas getan haben wollen, wenden Sie sich an eine Frau.“
    Alternativen: Anekdoten und Zitate
    Wem die Bonmots nicht so sehr liegen, für den gibt es zwei nützliche Alternativen, mit denen er gleichfalls Souveränität ausstrahlen kann: Anekdoten und Zitate. Sie haben den Vorteil, dass man sie sich nicht selbst ausdenken muss und sich auch nicht mit fremden Federn schmückt. Denn man nennt selbstverständlich die Quelle und gibt den bewährten Vorläufern Mark Twain, Winston Churchill oder Groucho Marx die Ehre, die den eigenen Gedanken schon vor vielen, vielen Jahren vorausgesehen haben. Manchmal gibt die Quelle dem Zitat gar erst die rechte Würze. Zum Beispiel wenn Sie einen Fußballtrainer, eine Filmschauspielerin oder einen Fernsehkoch zitieren. Quellen, die gerade keine besondere Autorität darstellen.
    Das ist nämlich der Pfiff bei souverän ausgewählten Zitaten: dass Sie nicht etwa auf die Klassiker zurückgreifen oder auf die gängigen Autoritäten, sondern auf abseitige Quellen, die man Ihnen eigentlich gar nicht zutraut. Gleiches gilt für Anekdoten: Um Altbekanntes sollten Sie tunlichst einen Bogen schlagen. Oder aber – was noch souveräner ist: Sie vermischen die abseitigen, überraschenden Quellen mit den altbewährten und altbekannten. Dadurch bringen Sie zum Ausdruck, dass Sie souverän über beides verfügen: Den bewährten Bestand unddas Abseitige. Was Sie jedoch unbedingt vermeiden sollten: Einschüchternde Zitate von Klassikern, wenn nur allzu deutlich ist, dass Sie nie auch nur eine Zeile von denen gelesen haben.
    Die Dolmetscher-Technik
    Souveränität zeigt sich gerade dort, wo sie bedroht ist. Werden Sie angegriffen, beleidigt oder sehen Sie sich jemandem gegenüber, der die Fassung verloren hat, dann weist es sich, wie souverän Sie wirklich sind. Da können Sie vorher mit den geistreichsten Bonmots und Aperçus um sich geworfen haben. Bleiben Sie in solch kritischen Momenten hilflos, löst sich Ihre Souveränität in Luft auf.
    Um diese Nagelproben besser zu bestehen, gibt es eine Reihe von Schlagfertigkeitstechniken. Eine, die für unser Thema besonders geeignet sein dürfte, ist die so genannte „Dolmetscher-Technik“. Denn
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