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Die Sprache der Macht

Die Sprache der Macht

Titel: Die Sprache der Macht
Autoren: Matthias Noellke
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Frage aufgeworfen, warum der Betreffende diese krude Bemerkung machen musste; steckt da womöglich mehr dahinter?).
    Bei solchen Wortwechseln können Sie sich besonders souverän zeigen, wenn Sie den Schlusspunkt setzen, also das letzte Wort haben. Nehmen wir nur das folgende Beispiel.
    Bilder aus dem Internet
    Frau Philipp hat eine Powerpoint-Präsentation gehalten. Herr Becker kommentiert: „Ich finde, Sie haben es sich ein bisschen leicht gemacht.“
    Frau Philipp: „Wie kommen Sie denn darauf?“
    Herr Becker: „Ein paar bunte Bildchen aus dem Internet heruntergeladen, ein paar Bullet points geschrieben und fertig war die Sache.“
    Frau Philipp: „Also, ich weiß nicht, welche bunten Bildchen Sie sich aus dem Internet herunterladen. Aber allein die Bildrecherche hat mich eine Woche gekostet.“
    So ein Satz sitzt und wirkt souverän. Aber stellen Sie sich vor, Herr Becker würde sich noch einmal mit einem gehässigen Kommentar zu Wort melden: „Wenn Sie dafür eine Woche gebraucht haben, dann dauert das Hochfahren des Computers bei Ihnen wohl mehrere Stunden.“ Das ist kein souveräner Kommentar. Aber er genügt, um die Souveränität von Frau Philipp wieder zu gefährden. Wenn sie gar nichts mehr dazu sagt, mag Herr Becker den Kollegen unsympathisch erscheinen, aber Frau Philipp wirkt nicht besonders souverän.
    Das ändert sich, wenn sie erneut das Wort ergreift: „Herr Becker, von Ihnen hatte ich einen Kommentar dieser Art erwartet.“ Und um die Sache abzuschließen in die Runde fragt: „Gibt es vielleicht sonst noch Anmerkungen? Oder Fragen?“
    So bringen Sie den Wortwechsel zum Abschluss
    Eben darin besteht eine souveräne Gesprächsführung: dass Sie nach einer souveränen Bemerkung den Wortwechsel beenden. Das können Sie tun, indem Sie wie Frau Philipp einen neuen Wortwechsel in Gang setzen – nach Möglichkeit mit einem anderen Gesprächspartner. Invielen Situationen können Sie es aber auch tun, indem Sie körpersprachlich markieren, dass der Wortwechsel zu Ende ist.
    Wenn Sie Ihren letzten Kommentar auf den anderen abfeuern, schauen Sie ihn an – zumindest am Ende Ihres Satzes. Dann wenden Sie sich ab. Dadurch ergibt sich eine völlig andere Gesprächssituation, als wenn Sie noch Blickkontakt halten. Der fordert den anderen ja geradezu heraus, noch etwas zu sagen. Drehen Sie ihm hingegen bereits den Rücken zu, kann er gar nicht sicher sein, ob seine Worte überhaupt noch bei Ihnen ankommen. Sie wahren Ihre Souveränität und seine Bemerkung wirkt erst recht wie ein unbeholfenes „Nachtreten“.
    Sprache der Macht im Alltag: „Sie müssen immer das letzte Wort haben“
    Erwischt Sie der andere mit seiner Nachbemerkung noch, können Sie mit einem mild tadelnden Kommentar Ihre Souveränität retten. Sagen Sie einfach schmunzelnd: „Ich weiß, Sie müssen immer das letzte Wort haben.“
    Der Kampf ums letzte Wort
    Dominante Gesprächspartner neigen sehr stark dazu, das letzte Wort zu haben. Das ist nicht immer souverän, ja, gelegentlich nimmt es groteske Züge an. Auf einen solchen Kampf ums letzte Wort sollten Sie sich nicht einlassen. Denn wer kramnpfhaft versucht, immer noch einen Satz „draufzusetzen“, der wirkt nun wahrlich unsouverän.
    Darin kann Ihre eigentliche Gegenwehr bestehen: Sie führen Ihren Gesprächspartner vor als jemand, der es nicht dulden kann, einem anderen das Feld zu überlassen. Souveränität können Sie auch dadurch ausstrahlen, indem Sie eine gelungene Bemerkung Ihres Gegenübers auch einmal stehen lassen und nicht noch einmal kommentieren.
    Bohrende Fragen
    Manchmal liegt der Fall auch etwas anders: Sie sollen zwar das letzte Wort haben. Aber Ihr Gegenüber lässt Sie nicht in Ruhe. Sie haben Rede und Antwort gestanden, aber der andere will noch mehr erfahren. Oder er stellt die gleiche Frage immer wieder. Auch so etwas gefährdet Ihre Souveränität. Dann sollten Sie klarstellen, dass Sie die Antworten gegeben haben, die zu geben waren.
    „Nun ist auch mal gut“
    In einem Fernsehinterview wurde die ehemalige Bischöfin und Ratsvorsitzende der EKD, Margot Käßmann, mehrmals zu ihrer Fahrt unter Alkoholeinfluss befragt, die zu ihrem Rücktritt geführt hatte. Gegen Ende der Sendung bemerkte der Interviewer noch einmal, es sei wohl kaum Ausdruck evangelischer Freiheit „zu bechern und sich ans Steuer zu setzen.“ Frau Käßmann erwiderte: „Ich habe einfach einen großen Fehler gemacht.“ Aber die Angelegenheit sei nun auch „kein so großes Drama.
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