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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad
Autoren: Andrea Schacht
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raschelte.
    Bouchon kam angetrappelt, trug etwas im Maul.
    Damit stellte er sich vor Altea.
    Maunzte vollmundig.
    » Was hast du denn da? Warst du mausen?«
    Sie streckte die Hand nach dem aus, was er angeschleppt hatte.
    Und ich wusste plötzlich, was es war.
    » Briefe? Bouchon, du bist ein Dieb, ein Einbrecher, ein … Oh Gott.«
    Trockene Rosenblätter rieselten zu Boden.
    Altea starrte das Papier an.
    » Was ist das?«, wollte Vincent wissen.
    » Meine … meine Briefe an dich.«
    » Verdammt, Bouchon, du warst das? Dieser verrückte Kater hat neulich mein Portefeuille durcheinandergebracht.«
    » Wie schlimm. Aber – das sind Briefe, die ich dir …«
    » Ja, Altea, das sind Briefe von dir. Ich … ich habe sie aufgehoben. Als Erinnerung. Hatte nie die Kraft, sie wegzuwerfen. Die Rose, die hast du auf einem Ball im Haar getragen.«
    » Ja, ich erinnere mich.«
    Endlich rührte er sich mal. Er legte seine Hand auf die ihre.
    » Ich habe dich verletzt. Ich konnte damals nicht anders, Altea. Es hat mir leidgetan.«
    » Vincent, es sind vier Jahre vergangen. Ich war noch so jung.«
    » Und diese vier Jahre, sie haben uns älter werden lassen. Wir beide haben viel Leid gesehen.«
    » Ja, das haben wir.«
    » Wir haben beide unser Heim verloren.«
    Wieder schwieg er, und Altea streichelte die Hand, die er auf die ihre gelegt hatte. Ich war kurz davor, ihm ins Bein zu beißen. Trantüte, der!
    » Ich wünsche mir ein Heim, Altea. Ich möchte nach Hause kommen und vom Tag ausruhen. Ich möchte mein Essen nicht allein oder mit Kameraden einnehmen. Ich möchte am Kamin sitzen oder in einem Garten und mit jemandem plaudern, der mich versteht. Ich möchte nicht mehr allein schlafen. Ich möchte meinen Kindern Geschichten erzählen, mit ihnen herumtollen und ihnen das Reiten beibringen.«
    » Dann solltest du dir alsbald eine Frau suchen, Vincent.«
    » Ich habe eine gefunden, aber ich weiß nicht, ob ich mir je wieder Hoffnung machen kann.«
    » Vielleicht solltest du mal fragen?«
    Vincent beugte sich zu Bouchon hinunter.
    » Wie macht ihr Kater das, Bouchon?«
    Heilige Bastet, bloß nicht so!
    Aber der träge, dicke Stopfen kannte die Menschen wirklich gut. Er sprang auf Alteas Schoß und sah sie an. Mit seinen großen, runden, goldenen Augen. Alles an ihm schnurrte.
    Altea umfasste ihn und blickte ihm in diese großen, runden, goldenen Augen.
    » Einem solchen Kater, Vincent, könnte ich nicht widerstehen«, flüsterte sie.
    » Runter, Bouchon!«, zischte ich, und er schlug neben mir auf.
    » Dieser Hut, Altea, ist wunderschön, aber sehr, sehr unpraktisch für einen Mann, der dich leidenschaftlich gerne küssen würde.«
    Die Hutnadel klimperte neben mir auf den Boden.
    Bouchon und ich drehten uns diskret weg.
    Er brummelte: » Kommst du mit zum Freiherrn?«
    » Und Altea?«
    » Kann ja auch da einziehen. Ist ein großes Haus.«
    » Mhm.«
    » Ich hätte es gerne. Ich meine, weil, wenn du im nächsten Frühling vielleicht wieder einen Kater … oder so?«
    Er sah mich mit seinen großen, runden, goldenen Augen an.
    Wer konnte denen schon widerstehen.
    Ich drückte ihm meine Nase in den Pelz.
    Er roch so gut nach nichts.
    Jemand hüstelte.
    » Monsieurdame, entschuldigen Sie die Störung.«
    » Chevalier de Mort?«
    » Ich komme, um mich zu verabschieden. Und, wie es aussieht, darf man Ihnen Glück wünschen.«
    » Danke, Chevalier de Montemart. Und gute Reise.«
    Er verbeugte sich – der Chevalier de Mort. Ich hätte ihn fast nicht erkannt. Denn der weiße Anzug war verschwunden. Und seine schwarz gewandete Gestalt verschmolz mit der Dunkelheit der Nacht.
    Der Ritter des Todes.
    Bleibt anzumerken, dass Bette Schönemann nie wieder gesehen wurde.

Von Andrea Schacht bereits erschienen:
    Die Beginen-Romane
    Der dunkle Spiegel (36774)
    Das Werk der Teufelin (36466)
    Die Sünde aber gebiert den Tod (36628)
    Die elfte Jungfrau (36780)
    Das brennende Gewand (37029)
    Die Alyss-Romane
    Gebiete sanfte Herrin mir (37123)
    Nehmt Herrin diesen Kranz (37124)
    Der Sünde Lohn (37669)
    Mit falschem Stolz (37847)
    Katzenromane
    Die Lauscherin im Beichtstuhl.
Eine Klosterkatze ermittelt (36263)
    MacTiger – Ein Highlander auf Samtpfoten (36810)
    Pantoufle – Ein Kater zur See (37054)
    Rheines Gold (36262)
    Kreuzblume (37145)
    Göttertrank (37218)
    Goldbrokat (37219)
    Die Ungehorsame (37157)
    Das Spiel des Sängers (37475)
    Die Gefährtin des Vaganten (37474)
    Fantasy-Romane
    Die Blumen der Zeit (37753)
    Der Ring der Jägerin
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