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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad
Autoren: Andrea Schacht
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Tigerstroems Lichtbild. Kann ich also froh sein, dass sie mir keine Zyankali-Praline in den Mund gestopft hat, sondern mich nur mit dem Spaten erschlagen wollte. Aber weshalb hat der Chevalier de Mort sie beschattet?«
    » Weil er Verdacht geschöpft hat, nehme ich an«, sagte Vincent. » Ich beginne allmählich zu begreifen. Der Chevalier de Montemart hat seinen Bruder verloren, der ihm offenbar viel bedeutet hat. Der Colonel de Montemart hat sich das Leben genommen, als er erfuhr, dass sein Angriff nicht einem Truppentransport gegolten hat, sondern einem Zug, der Ärzte, Pflegerinnen und Lazarettmaterial nach Metz beförderte. Zivilisten, Helfer, die von der Gesellschaft des Roten Kreuzes ausgeschickt waren, um sich um die Verwundeten zu kümmern. Er hat von Bisconti die Route und den Fahrplan des Zuges erhalten, jedoch mit einer Falschangabe. Herr General Rothmaler, wir wissen nicht, ob es Bisconti klar gewesen ist, dass der Zug humanitäre Hilfe bringen sollte, und dass Ihr Sohn mit ihm an die Front fuhr. Was uns wieder zu Bette bringt.«
    » Allmächtiger«, stöhnte der General. » Das wäre perfide!«
    » Bette Schönemann ist perfide«, warf Altea ein. » Und sie ist wahnsinnig. Ich habe den Irrsinn in ihren Augen gesehen.«
    » Was mag sie und Bisconti auseinandergebracht haben?«, sinnierte der Freiherr.
    » Das wird uns Frau Viola schon noch erzählen. Ich vermute, dass er bemerkt hat, welch Geistes Kind sie ist, und hat sie verlassen. Er ist einem direkten Anschlag wohl nur deshalb entkommen, weil er ein Meister der Flucht und Täuschung war. Aber hier hat sie ihn schließlich aufgespürt.«
    » Wir müssen ihrer habhaft werden, Major!«
    » Ja, Herr General. Aber ich bin sicher, der Chevalier wird sie gebührend in Schach halten. Ich werde den Kurkommissar in Kenntnis setzen. Er wird ihre Festnahme in die Wege leiten.«
    Die Herren erhoben sich, entschuldigten sich bei Altea und Mama und verließen den Garten.
    Bouchon trabte gutmütig hinter seinem Freiherrn her.
    Altea hob mich auf ihren Schoß, und wir drei schwiegen einträchtig.
    Nach einer Weile kam Olga wieder hinaus und setzte sich zu uns. Alinuschka krabbelte auf ihren Schoß.
    » Ich werde abreisen«, sagte Olga. » In Petersburg habe ich ein kleines Häuschen.«
    » Ihre Stimme, meine Liebe …?«
    » War noch nie anders, Frau von Lilienstern. Eine Besserung gibt es nicht.«
    » Ihr Auftrag?«
    » Gescheitert, Fräulein Altea. Dank des Majors.«
    » Sie kennen ihn schon länger?«
    » Königgrätz. Ich war mit einem Offizier … liiert.«
    » Und mit ihm?«
    » Ja, für eine kurze, leidenschaftliche Zeit.« Dann lächelte sie traurig. » Nehmen Sie ihn, er wird Ihnen ein unterhaltsamer Gatte sein.«
    » Mal sehen.«
    Ich schnurrte ein bisschen, und Ali antwortete mir. Dann zupfte ich an Alteas Ärmel. Sie verstand.
    » Sie benötigen einen Deckelkorb, eine weiche Decke und ein Halsband, Madame Olga.«
    » Was? Wieso?«
    » Es ist eine lange Reise nach Sankt Petersburg. Sie sollten darauf achten, dass Alinuschka genug herumlaufen kann, aber Ihnen nicht verloren geht.«
    » Ich kann doch keine Katze mitnehmen.«
    » Hat Ihr Haus keinen Garten?«
    » Doch, sogar einen schöneren als den hier, aber …«
    » Also?«
    Olga hielt Alinuschka an sich gedrückt, das Kätzchen strich ihr mit einem Samtpfötchen über die Wange.
    » Können Sie wirklich dieses kleine Herz brechen, Olga?«
    Ali leckte das Wasser weg, das Olga aus den Augen tropfte.
    » Wo bekomme ich den Korb her?«
    » Gehen wir gemeinsam einkaufen. Ich habe da einen Hut gesehen …«
    Ich sprang von Alteas Schoß, und Olga setzte Alinuschka vorsichtig neben mir auf den Boden.
    Ich stupste sie an.
    » Komm, Ali, ich muss dir noch ein paar Dinge beibringen, die du zukünftig wissen musst«, sagte ich zu ihr, und sie folgte mir in unsere Ecke.

Alte Briefe
    Lange unterrichtete ich mein Kind, das sich wie immer als gelehrig und folgsam erwies. Wir nahmen unser Abendessen zu uns und schliefen zusammengerollt, bis die Dämmerung in den Garten kroch. Dann machte sich Ali auf, um durch das offene Fenster in Olgas Zimmer zu hüpfen, und ich ging auf den Bummel.
    Eine höfliche Marke von Romanow befand sich am Zaun, eine äußerst freche vom Junior daneben. Da es nun etwas kühler geworden war, schlenderten noch etliche Kurgäste unter den Laternen am Lahnufer entlang oder saßen auf den Terrassen der Hotels. Ich beschloss, das Kurhotel zu besuchen, um nach Bouchon Ausschau zu halten.
    Aber als
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