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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad
Autoren: Andrea Schacht
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wirst sein Haus mit Anstand führen. Und es wird dir leichter fallen als bei Papa.«
    » Ja, ja, das glaube ich auch.«
    » So, und nun husch zu Bett, damit du deinen Schönheitsschlaf bekommst.«
    Als Mama den Raum verlassen hatte, setzte sich Altea neben mich und lachte leise vor sich hin.
    » Hat sie gut gemacht, meine Mama, was?«
    » Maumaumau!«
    » So, und jetzt gehe ich auch zu Bett.«
    Ich guckte zu, wie sie in ihr Nachthemd – wenig Rüschen, aber mit vielen kleinen Löchlein in dem feinen Stoff, die ein Blumenmuster ergaben – schlüpfte, sich die Haare ausbürstete und auch sonst putzte und dann das Licht ausblies. Ich machte ihr ein wenig Platz im Bett, und dann kuschelte sie sich in die Kissen und legte ihren Arm um mich.
    » Schlaf gut, hübsche Sina.«
    Ach, für Altea war ich hübsch, einfach so. Die Schneeleopardin schlich sich auf Samtpfoten in ihren Traum und entführte sie auf die Goldenen Steppen.
    Wir fühlten uns beide erholt am Morgen, und meine Hüfte tat kaum noch weh. Ich konnte allein die Treppen hinunterlaufen und meinen Schuppen aufsuchen. War auch nötig.
    Bouchon wartete schon auf mich und platzte heraus: » Sie hat einen Ausflug gemacht.«
    » Wer?«
    » Bette. Mit dem Chevalier. Und einem Esel.«
    » Armer Esel.«
    » Ja, der hatte anschließend sicher die Nase voll von ihr. Und abends ist sie wieder mit ein paar Männern rumgezogen und hat getrunken.«
    » Gut, also nichts Ungewöhnliches.«
    » Nein, vergiftet hat sie keinen. Hast du Altea …«
    Er wollte wissen, ob ich etwas wegen des Retiküls unternommen hatte.
    » Hab ich noch nicht. Aber ich denke, heute wird sich eine Gelegenheit ergeben. Schau, da geht sie mit Mama zur Promenade.«
    Wir folgten den beiden unauffällig, denn ich wollte gut auf sie aufpassen. Es war ein gemächlicher Bummel, und wir trafen auch den Freiherrn, Vincent und den General. Mama setzte sich mit den beiden Herren auf eine Bank, Altea schlenderte mit Vincent weiter. Ich bat Bouchon, ihnen zu folgen, und setzte mich zu den drei anderen auf die Bank. Musste mein lahmes Bein ja nicht über Gebühr belasten. Sie plauderten freundlich miteinander, und der General zog die Zeitung unter dem Arm hervor. Zu Mamas und des Freiherrn Belustigung las er mit sonorer Stimme Kattenvoets Beobachtungen einer Streunerkatze vor.
    Oijoji. War das bissig.
    Der nach Eau de Pommes de Cheval duftende Fabrikant ließ den General fast ersticken, die Moschusduftnoten gewisser rolliger Damen entlockten dem Freiherrn ein Glucksen, Mama kicherte haltlos über eine Schöne, die selbst Photographien von sich zum Ausdünsten schwüler Wolken veranlasste.
    Und jene schwüle Schöne segelte nun auch noch gerade in Begleitung von Lord Jamie vorbei und bemerkte nicht nur das hinter Zeitung, Fächer und Taschentuch versteckte Grinsen meiner Begleiter, sondern hörte wohl auch das Getuschel anderer Flaneure. Sie ließ ihre mit dunklem Puder umflorten Augen hektisch über die Menschen streifen und fragte dann den Karierten etwas. Der zuckte mit den Schultern. Des Lesens war er wohl nicht mächtig. Des Riechens offensichtlich auch nicht. Er wollte weitergehen, aber sie blieb stehen und starrte die Promenierenden wütend an.
    Und dann passierte es – Kindermund tat Wahrheit kund.
    » Nanny, ist das die Tante, deren Bilder so komisch riechen«, fragte ein vorlautes Mädchen seine Bonne.
    » Psst. Still, das hättest du gar nicht hören dürfen.«
    » Aber Sie haben doch mit Mama darüber gelacht, als Sie es in der Zeitung gelesen haben.«
    Nanny zerrte das Mädchen weiter.
    Bette kochte. Sie zischte Jamie etwas zu und setzte Segel. Ihr Kleid – blassblau – bauschte sich hinter ihr, so eilig hatte sie es davonzukommen.
    Das Schicksal, so fürchtete ich, nahm seinen Lauf.
    Sie würde eine Zeitung und darin Kattenvoets Beschreibung sehr schnell finden. Und da sie wusste, dass Kattenvoet Altea war …
    Ich erhob mich, um nach ihr Ausschau zu halten. Sie und Vincent waren am anderen Ende des Kurparks umgekehrt und kamen jetzt auf uns zu. Bouchon trabte getreulich hinter ihnen her. Als sie die Bank erreichten, meinte Altea: » Es wird ein entsetzlich heißer Tag heute. Ich werde mich jetzt mit einer eiskalten Limonade in den Schatten des Gartens verziehen. Was haben Sie von Frau Viola gehört, General? Werden wir in Kürze Nachrichten von ihr erhalten?«
    » Oberst von Bodenstett begleitet sie hierher. Wenn die Eisenbahnen pünktlich sind, werden sie am Nachmittag eintreffen.«
    » Sie haben
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