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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad
Autoren: Andrea Schacht
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sie zurückbeordert, Herr General?«
    » Bodenstett hat depeschiert, dass sie auf dem Weg sind. Kooperativ scheint Viola jedoch nicht zu sein«, knurrte der General.
    » Lord Jamie hat sich meiner Befragung bisher entzogen«, sagte Vincent.
    » Er flanierte eben mit Bette Schönemann hier entlang. Dort hinten …«
    » Alsdann, entschuldige mich, Altea. Die Pflicht ruft.«
    » Ja, folge ihr. Mich ruft die Limonade zurück zur Germania. Sina, kommst du mit?«
    Aber klar.
    Bouchon heftete sich ebenfalls an unsere Fersen.
    Im Garten trafen wir drei uns kurz darauf wieder. Ich bat Bouchon, auf das Schuppendach zu klettern und Ausschau zu halten – Klettern und vor allem Herunterspringen waren Bewegungen, die ich derzeit besser vermied. Er grummelte ein bisschen, schaffte es aber nach dem zweiten Anlauf. Ich lobte ihn ob seiner Geschicklichkeit.
    Altea legte sich mit einem Seufzer auf die gepolsterte Gartenliege unter der Laube und nippte an ihrem beschlagenen Glas.
    » Unsere Witwe Bolte mag ja eine mürrische Wirtin sein, aber ihre Zitronenlimonade ist göttlich.«
    Eine Weile war alles ruhig, und ich wäre in der steigenden Mittagshitze auch fast wieder eingeschlafen, aber Bouchons warnendes Fauchen weckte mich sofort wieder auf.
    Meine Schnurrhaare vibrierten.
    Meine Nase zuckte.
    Bette!
    Sie kam über den Gartenweg.
    Ich zu Altea. Die war auch eingeschlafen. Ihre Hand hing schlaff nach unten, das leere Glas daneben umgekippt im Gras. Ich stupste sie an.
    Bette öffnete dass Törchen.
    Ich biss in Alteas Finger.
    Sie zuckte zusammen.
    Bette stürmte auf sie zu.
    » Sie!«, fauchte sie und fuhr die Krallen aus.
    Altea sprang auf, strauchelte. Bette schlug mit ihrem Retikül – blassblau heute – auf sie ein. Altea wollte sich an der Lehne der Liege abstützen, aber ihre kaputte Hüfte knickte ein. Sie fiel hin. Bette holte mit dem Fuß aus. Ich kreischte.
    Altea wälzte sich zur Seite, wich dem Tritt aus. Bekam ihren Stock zu fassen.
    Bette trat wieder. Traf Alteas Hüfte.
    Die stöhnte.
    Packte den Stock.
    Rammte den Griff in Bettes Magen.
    Die keuchte und knickte zusammen.
    Altea kam mühsam auf die Füße. Machte einen Schritt auf Bette zu.
    Die wich zurück. Richtung Schuppen.
    Alteas Augen glühten vor Wut.
    Bettes vor Irrsinn.
    Sie griff nach dem Spaten. Hob ihn mit beiden Händen.
    Altea hinkte weiter auf sie zu.
    Ich sammelte die weiße Kraft in mir.
    Ich wurde zu der, die ich bin.
    Setzte zum Sprung an.
    Die Zähne gefletscht.
    Der Spaten fuhr durch die Luft.
    Etwas Graues stürzte vom Dach.
    Ich hielt mitten im Sprung inne.
    Auf Bettes Kopf lag eine krallenbewehrte Pelzmütze und schrie.
    Blut floss.
    Altea fiel hin.
    Ein Mann packte Bette.
    Riss ihr den Spaten aus der Hand. Umklammerte sie.
    Chevalier de Mort!
    Bouchon sprang von Bettes Kopf, riss den Hut mit.
    » Sie kommen mit!«, sagte der Ritter des Todes mit eisiger Stimme.
    Beinahe willenlos folgte Bette ihm. Vincent kam in den Garten gestürmt. Nach ihm der General, dann der Freiherr.
    Ich leckte Alteas Nase. Und ihre Wangen. Waren salzig. Sie zitterte.
    Dann übernahm Vincent und tat, was zu tun war.
    Ich hinkte zu meinem Versteck und kratzte den Boden auf. Bouchon half mir. Dann packte ich das Retikül und trug es zu der Gruppe Menschen, die Altea auf die Liege gebettet hatten.
    » Großer Gott, was war das?«, fragte der General.
    » Eine Irre«, schnaubte Altea. » Gut, dass ihr gekommen seid.«
    » Der Chevalier warnte uns.«
    » De Mort?«
    » Er hat sie beschattet.«
    » Warum das?«
    Ich hüpfte hoch, legte Altea das grüne Ding in den Schoß und maunzte leise.
    Sie sah mich an. Schaute mir in die Augen. Ich erwiderte ihren Blick, und was wir beide miteinander teilten, geht hier keinen etwas an.
    Dann griff sie zu dem Retikül und betrachtete es. Auch die Aufmerksamkeit der Herren galt nun ihm. Ein bisschen schmuddelig war es geworden, aber Altea knotete mit geschickten Fingern die Kordel auf.
    Die Büchse der Pandora öffnete sich.
    » Parfümflakon, ein paar Münzen, Taschentuch, Visitenkarten von Bette Schönemann und ein Pillendöschen«, zählte sie leise auf.
    » Hat sie das im Eifer des Gefechts hier verloren?«
    » Sieht ganz so aus.«
    Vorsichtig hob Altea das Döschen an die Nase und schnüffelte.
    » Bringt es zum Apotheker. Aber ich denke, ich kann euch sagen, was es enthält.«
    » Ich vermute, wir alle wissen es.«
    Vincent nahm es ihr ab und reichte es dem Freiherrn.
    » Onkel Dorotheus, tust du mir den Gefallen und bringst
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