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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad
Autoren: Andrea Schacht
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Dann war vor einigen Tagen allerdings diese andere Frau oben in die Mansarde eingezogen, zusammen mit einer älteren Begleiterin. Bisher waren die beiden mir nicht unangenehm aufgefallen. Und wahrscheinlich hatte mich mein Schwanz vorhin genarrt – sie hatte mich gar nicht bemerkt.
    Immerhin, diesmal war der saftige Braten ein Fest für meine Kinder.
    Und wieder zwickte und zwackte mich mein Magen. Vielleicht sollte ich noch mal zurückgehen und schauen, ob auch für mich noch ein Happen abfiel.
    Die vier kuschelten sich jetzt gesättigt zusammen, ich schlappte ihnen fürsorglich über die Gesichter und trabte dann Richtung Hecke.
    Die Frau lag noch immer da, das Buch nutzlos auf dem Schoß.
    Wieder näherte ich mich dem Teller. Das Brötchen selbst war mir egal, solches Zeug aus Körnern vertrug ich nicht. Aber man hatte reichlich Butter daraufgestrichen, wunderbar fette Butter. Ich leckte sie mit Behagen ab.
    Und war fast ganz fertig damit, als meine Nackenhaare sich warnend aufrichteten.
    Ein schneller Blick nach oben, und ich sah in ihre Augen.
    Grüne Augen.
    Die mich anstarrten.
    Ich erstarrte.
    Und starrte zurück.
    Brummte drohend.
    Sie brummte auch.
    Aber nicht drohend. Komisch.
    » Na, Kleine, so hungrig?«
    Ähm – ja.
    Ich konnte mich aus dem Bann ihres Blickes nicht lösen.
    » Du siehst ein bisschen zauselig aus. Zum Haus Germania gehörst du sicher nicht. Unsere Witwe Bolte wirkt auf mich nicht wie eine Tierliebhaberin.«
    Ähm – nein.
    » Eine kleine Streunerin? Drüben aus dem Wald?«
    Ähm – ja.
    » Werden die Mäuse knapp?«
    Ich schaffte es, ein paar Schritte rückwärtszugehen.
    » Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich mag Katzen. Früher hatte ich mal eine. Sie sah dir ein bisschen ähnlich. Eine hübsche Weiße mit roten Ohren.«
    Ähm – hübsch?
    Ich blieb stehen. Sie hatte sich aufgesetzt, das Buch war zu Boden geglitten. Jetzt streckte sie ganz langsam die Hand aus. Nein, das war mir nicht geheuer. Ganz und gar nicht. Wenn die mich packte!
    » Arme Kleine, du hast ja Löcher im Pelz.«
    Ähm – ja.
    Die Hand hing locker vor meinem Gesicht.
    Ich setzte mich vorsichtig nieder und betrachtete die Frau. Sie war auch ziemlich mager, aber Löcher im Pelz hatte sie nicht. Also, das Gewand war hübsch sauber und roch ein wenig nach Blumen. Die Haare auf ihrem Kopf lockten sich irgendwie und schimmerten braun und etwas rötlich. Rötlich schimmerte auch ihre Nase. Das passiert den Menschen ja oft, wenn die Sonne scheint. Ansonsten wirkte ihre Haut zart und hell. Ich wollte gerade den Versuch wagen, ihre Finger zu beschnüffeln, als ein Knall aus dem Haus ertönte.
    Mit einem Satz war ich in der Hecke.
    Das Gekeife klang mir noch bis zum Waldrand hinterher.
    Menschen, vor allem weibliche, können ein schreckliches Getöse machen.
    Ich rettete mich zu meinen Kindern, putzte sie ein bisschen, ließ sie noch das Restchen Milch nuckeln, das ich für sie hatte, und schlief ein.

Begegnung mit Bouchon
    Die Sonnenstrahlen kitzelten mich, als sie ihren Weg durch das Laub der hohen Bäume fanden. Die Kleinen waren meiner mütterlichen Obhut entschlüpft und spielten Haschen mit den braunen Blättern. Sie machten sich gut, zumindest drei von ihnen. Eines wirkte ein wenig müde. Ich ging hin und stupste es an.
    » Hunger«, maunzte es leise.
    Tja, Hunger hatte ich auch. Die Butter hatte nicht lange vorgehalten. Ich sah mich um. Mäuse waren nicht in erreichbarer Nähe, und die brütenden Vögel saßen zu hoch auf den Ästen. Ich vertröstete das Kleine etwas und machte mich auf meinen Rundgang. Vielleicht ergab sich ja etwas.
    Langsam, weil ich mich auch schlapp fühlte, trottete ich zu der Menschenansiedlung hinunter, um die Grenzen meines Reviers zu kontrollieren. Das musste man auch tun, wenn es einem nicht so gut ging. Sonst kamen andere, vornehmlich kräftige Kater und machten sich in den Jagdgründen breit. Also lieber die Besitzansprüche deutlich machen, statt anschließend die Kräfte in bösen Raufereien zu verschwenden.
    Also wieder an der Hecke zum Garten vorbei – ein kurzer Blick hinein zeigte, dass er nun leer war – runter Richtung Fluss. Zwar musste ich dazu eine Straße überqueren, die von Pferden und Wagen benutzt wurde, aber der Park war ein meist lohnenswertes Gebiet. Ich würde vermutlich irgendeinen Happen für mich finden können. Beute für die Kinder zu machen und sie auf dem langen Weg mitzuschleppen, war jedoch zu viel der Anstrengung.
    Es kam aber nicht dazu, denn
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