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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad
Autoren: Andrea Schacht
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es in die Apotheke? Ich möchte bei Altea bleiben.«
    » Natürlich. Ich bin schon unterwegs.«
    » Wo ist Bette hin? Müsste man sie nicht festnehmen?«
    » Sie ist in der Obhut des Chevaliers vermutlich gut aufgehoben. Wie geht es dir, Altea?«
    » Ein paar blaue Flecken, die ich gerne mit Arnika behandeln würde.«
    » Ich bringe dich in dein Zimmer.«
    Er half ihr sehr fürsorglich ins Haus, und ich streckte mich auf dem Polster aus.
    Keinem der Herren war aufgefallen, dass eine Dame gewiss kein grünes Retikül zu einem blauen Kleid tragen würde. Aber das blieb zwischen Altea und mir.
    Bouchon stand vor der Liege und sah zu mir auf.
    » Komm hoch.«
    » Polster darf man nicht.«
    » Das doch.«
    » Sicher?«
    » Nun komm!«
    Plumps.
    Und dann lobte ich ihn mit vielen Worten und Bürsten und Zungenschlapps.

Enthüllungen
    Die Wirtin zickte natürlich wieder herum. Wir sollten von der Liege runter. Und auf wen die Herren denn warteten. Und überhaupt, die Moral und der gute Ruf ihres Hauses, und Damen, die Männer in ihr Zimmer mitnahmen.
    Der General ließ sie sich austoben, dann faltete er sie zusammen, wie er es wohl mit einem aufsässigen Rekruten getan hätte. Von der Witwe Bolte blieb nur noch ein zerknülltes Schürzenbändel übrig. Sozusagen. Der General war meisterhaft.
    Das Serviermädchen brachte anschließend Kaffee, kalte Getränke und eine Platte mit belegten Brötchen. War auch für uns was dabei.
    Der Freiherr kam zurück, Mama in seiner Begleitung, und als Olga von ihrer Promenade eintraf, bat Vincent sie ebenfalls dazu. Altea hatte das Kleid gewechselt und roch nun nicht nur nach Maiblumen und Flieder, sondern auch nach Arnika. Etwas seltsam, aber wenn es ihr half …
    » Lord Jamie gehört nicht eben zu den Menschen, die sich viele Gedanken machen«, hub Vincent an. » Er schwärmt für Bette Schönemann. Eine so reizende Dame.«
    » Kann sie sein, wenn sie will«, brummte der General.
    » Oder wenn sie etwas erreichen will, nehme ich an. Aber ich wollte vornehmlich von ihm wissen, was es mit dem Pastillendöschen auf sich hatte. Er konnte sich sehr gut an das orientalische erinnern. Aber Bisconti besaß auch noch ein silbernes und eines mit einem blauen Emaildeckel. Letzteres hatte er bei seinem letzten Treffen mit Lord Jamie dabei.«
    » Somit hätte Bette an jenem Abend in der Traube die Pastillen austauschen können«, meinte Altea. Und dann lächelte sie Olga an. » Woher wussten Sie, dass die Linse in dem orientalischen Döschen war?«
    » Ich habe ihn beobachtet, Fräulein von Lilienstern. Lange und gründlich. Ich wusste von dem neuartigen Fernglas schon weit vorher. Sein Bruder hat es entwickelt, und Bisconti wartete hier auf eine Gelegenheit, es Kaiser Wilhelm anzubieten. Ich sollte für einen Offizier des Zaren in Erfahrung bringen, welcher Art die Weiterentwicklung war.«
    » Spionage.«
    » Ja, Fräulein von Lilienstern. Und eine missglückte. So wie mir offenbar alles missglückt in meinem Leben.«
    Alinuschka kam angeschlichen und zupfte an Olgas Kleidersaum. Ich maunzte. Sie bückte sich, setzte sich Ali auf den Schoß, und Altea klaubte ein Stückchen Lachs von ihrem Brötchen, um es der Kleinen zu reichen.
    » Nicht alles, Madame Olga. Und manches wird besser.«
    Sie seufzte und gab Alinuschka auch ein Häppchen von ihrem Schinkenbrot.
    » Vielleicht. Ich wusste nicht, dass Katzen so liebevoll sein können.«
    » Es ist eine Art Zauber, wissen Sie.«
    Der General räusperte sich vernehmlich. Ihm schien der Gefühlsausbruch nicht zu behagen.
    » Wie kann denn Bette die Pastillen ausgetauscht haben? Sie muss dazu doch Biscontis Räume betreten haben.«
    » Das ist nicht so schwer, Herr General«, meinte Olga mit einem schiefen Lächeln. » Nachschlüssel sind leicht zu beschaffen.«
    » Ähm!«
    Wie immer, wenn der General Probleme hatte, sich etwas vorzustellen, räusperte er sich ausgiebig. Wahrscheinlich mochte er sich noch immer nicht Bette als Einbrecherin und Giftmörderin vorstellen.
    Der Freiherr hatte damit offenbar weniger Probleme.
    » In der Traube herrscht abends rege Geselligkeit. Ein Gast, der es geschickt anstellt, kann durchaus zwischendurch eines der Zimmer betreten. Fragt sich aber, warum Frau Schönemann den Bisconti vergiften wollte.«
    » Vielleicht wird es uns der Chevalier erklären, oder Frau Viola gibt uns hierüber Auskunft, wenn sie eintrifft«, meinte Vincent. Bouchon lag auf seinem Stiefel und schaute begierig nach oben. Ja, ja, auch Vincent
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