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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi
Autoren: emons Verlag
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zum Essen in Frankfurt landen, und für mich ist keine Alternative in Sicht.«
    Mit traurigen Augen sah sie ihre Nachbarin, die neue Meisenknödel an das Vogelhaus hängte und ihrem Schatz neckisch eine Kusshand zuwarf.
    »Kann ich nicht mitkommen?«
    »Was?«
    »Ich könnte doch mitkommen. In Frankfurt …«
    »Du weißt ganz genau, dass ich dich nicht bei der Arbeit in meiner Nähe haben möchte. Ich muss mich auf das Geschäft konzentrieren. Ein anderes Mal gerne, vielleicht zur nächsten Buchmesse, das würde dich doch interessieren, oder?«
    Jetzt muss er ganz schnell Süßholz raspeln, ging es ihr durch den Sinn, während sie einen der kleinen weißen Porzellansterne von Hummel an ihrer Edeltanne richtete.
    * * *
    Klirrend kalt und sternenklar war die Nacht vom siebten auf den achten Januar. Eine Vollmondnacht mit glitzerndem Raureif auf kahlen Ästen und schlappen Gräsern. Auf den Straßen zogen Reifen Spuren durch den frostigen Belag, und jede Autoscheibe war blind vor winzigen Eiskristallen, die noch zu wachsen schienen. Einzelne Wolkenfetzen verwandelten den Himmel in eine bizarre Winterkulisse, die Helligkeit irritierte.
    Josef Kreienboom hatte die Handschuhe vergessen, kratzte widerwillig seine Windschutzscheibe frei und hauchte sich anschließend die Hände warm. Es war spät geworden bei seinen Freunden in Rees, sie hatten ihm angeboten, dort zu übernachten. Er hatte dankend abgelehnt, weil er am Morgen pünktlich bei seiner Spedition in Troisdorf stehen musste, um seinen Truck in Richtung Litauen zu starten. Er brauchte ein paar Stunden Schlaf im eigenen Bett. Und in Rees hätte er noch das eine oder andere Bierchen getrunken, nein, viel zu gefährlich, er brauchte seinen Führerschein und seinen Job. Schließlich hatte er für seine Kinder zu zahlen, die bei ihrer Mutter lebten. Und dem Neuen an ihrer Seite, schoss es ihm durch den Kopf. Fernfahrer sind oft unterwegs, und seine Ex hatte Trost in der Nachbarschaft gefunden.
    Josef Kreienboom beobachtete seinen gefrorenen Atem im Gegenlicht des Mondes. Ob der Schein des Erdtrabanten wirklich Farben sichtbar machte? Diese Frage beschäftigte ihn seit seiner Kindheit. Konnte er die Farbe seines Autos im Mondlicht erkennen, oder wusste sein Gehirn lediglich, wie es aussah? Bibbernd stieg er ein, ließ die Heizung auf Hochtouren kommen und startete auf der nicht gestreuten B   8 in Richtung Wesel, mit sich und der Welt im Reinen, immer schön untertourig auf glatter Fahrbahn, umsichtig, weit vorausschauend, er, der Berufskraftfahrer aus Passion, lenkte sein Fahrzeug sicher durch die Winternacht.
    Kurz hinter Mehrhoog erschien ihm der Mond nicht der einzige Lichtspender zu sein, auch die Farbe unterschied sich von der fahlen, natürlichen Beleuchtung dieser Nacht. Auf der Fahrerseite wurde hinter einem Wäldchen ein riesiger Feuerschein sichtbar, irgendwo im Hinterland, ein gefährlich wirkendes Rot-Orange loderte hinter kahlen Pappelreihen. »Jesus und Maria«, entfuhr es Kreienboom entsetzt, »das sieht nicht gut aus.« Er stoppte sein Fahrzeug um zwei Uhr fünfundvierzig am Straßenrand, wählte die Notrufnummer 112 und stieg aus seinem Wagen.
    »Kreisleitzentrale der Feuerwehr, guten Abend, was kann ich für Sie tun?«
    »Kreienboom hier, ich möchte einen Großbrand melden.«
    »Wo befinden Sie sich?«
    »Ich bin unterwegs und sehe Feuer, da brennt es irgendwo.«
    »Werden Sie bitte konkreter, beschreiben Sie mir, wo Sie sind.«
    »Ich war in Rees und bin jetzt auf dem Weg nach Hause, wissen Sie, und da denk ich, Mannomann, das ist nicht normal. Auf der B   8 in Fahrtrichtung Wesel steh ich, knapp hinter Mehrhoog. Vom Straßenrand aus sehe ich zur Linken in einiger Entfernung einen riesigen Feuerherd lodern.«
    »Können Sie erkennen, was da brennt? Ich meine, ist es eher ein Haus, ein Waldstück, ein Fahrzeug?«
    »Das ist so gewaltig groß, das muss ein Haus sein.«
    »Können Sie mir nähere Angaben zur Position machen?«
    »Nein, wie schon gesagt, ich komme aus Rees und fahre in Richtung Wesel, da sehe ich plötzlich auf der linken Seite in der Ferne diesen Feuerschein. Ich weiß doch gar nicht, wie man da hinkommt.«
    »Ich muss Ihre Position weiter eingrenzen. Wie weit hinter Mehrhoog stehen Sie, sind Sie vielleicht schon in Bergerfurth?«
    »Ich bin knapp einen Kilometer weit aus dem Ort raus. So tun Sie doch was, das lodert immer höher.«
    »Der zuständige Löschzug ist bereits per Meldeempfänger informiert, einige werden per Sirene
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