Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
Garten war noch in der Nacht von einer Hundestaffel und einem Hubschrauber, der mit einer Wärmebildkamera ausgestattet war, abgesucht worden. Beteiligte Hilfskräfte wünschten sich in solchen Situationen nichts mehr als den Erfolg, das erlösende Signal, die vermisste Person sei geortet und gefunden worden, im besten Fall wohlauf. Nichts, keine Spur von der vermissten Frau. Es blieben nur zwei Möglichkeiten: Entweder hatte Lena Fortmann die Nacht nicht daheim verbracht, oder man würde sie in absehbarer Zeit in der kokelnden Ruine finden.
    Die eingeteilten Wehrleute arbeiteten sich durch das Erdgeschoss, stocherten gewissenhaft in jedem qualmenden Aschehaufen und löschten nach.
    Als Brandsachverständiger saß Volker Paspale in seinem Auto und ließ den Duft heißen Kaffees in seine Nase steigen, den er aus der Thermoskanne in einen Metallbecher goss. Burmeester saß bibbernd neben ihm. Er hatte die ganze Nacht draußen verbracht, den Frust der erfolglosen Suche hautnah miterlebt und den Fachmann aus Duisburg auf den letzten Stand gebracht. Neidisch blickte er auf die Dampfsäule, die dem Becher in der Hand des Kollegen entstieg. Paspale bemerkte seinen Blick und drückte ihm den Kaffee in die Hand.
    »Nimm. Ich habe noch einen Becher im Rucksack.«
    Dankbar griff Burmeester zu, schloss die kalten Finger um das heiße Gefäß. »Danke, Mann, ich bin so durchgefroren. Wir haben die Frau gesucht, die Mutter der beiden Kinder, die wir im Garten gefunden haben. Unversehrt. Der verletzte Mann lag draußen, fehlt nur noch sie.«
    Paspale wies stumm mit dem Kopf zum Haus. »Die wird noch im Haus sein. Das muss innerhalb kürzester Zeit lichterloh gebrannt haben. Keine Chance für jemanden, der entweder durch die Rauchgase bewusstlos wurde oder vor Angst wie gelähmt in die Flammen starrte.«
    »So etwas gibt es? Ich meine, es gibt Situationen, in denen Menschen den Ausweg nicht finden, einfach weil sie sich nicht mehr rühren können?«
    Paspale nickte und trank seinen Kaffee in winzigen Schlucken. »Wir wissen das von Überlebenden, die von Einsatzkräften im letzten Moment gerettet wurden. Sie schildern eine Art Schockstarre.«
    »Ich kann mir das gar nicht vorstellen.«
    »Das Unausweichliche kommt auf dich zu. Dir geht zunächst alles durch den Sinn, du findest jeden Ausweg aus deiner Lage, jeden, aber nur in deinen Gedanken. In Wirklichkeit verschwindet jeder greifbare Ausweg hinter einer heißen, undurchdringlichen Flammenwand. Du kannst nicht einmal mehr den kleinen Finger bewegen, nichts geschieht. Nicht einmal dein Lebensfilm läuft ab, wie in anderen lebensbedrohlichen Situationen. Diese viel zitierten letzten Sekunden sind angesichts lodernder Flammen beherrscht von lähmender Angst. Du stehst da und starrst in die Flammen, die sich immer näher zu dir hindurchfressen, durch alles, was ihnen im Weg steht. Du glaubst nur noch an Hilfe, die gleich da sein wird, von außen, die Retter, die Schutzengel, der liebe Gott.«
    Das heiße Getränk wärmte Burmeesters Magen, durchflutete in kleinen, angenehmen Wellen seinen Körper. »Und dann?«
    »Nichts. Wenn die Rauchgase nicht für eine gnadenreiche Bewusstlosigkeit sorgen, erreicht die Hitze die Haut. Man verbrennt bei lebendigem Leib.«
    Schweigend schauten die Männer hinüber zu dem Haus. Sie sahen die ersten Bewegungen in der oberen Etage. Burmeester stellte seinen Kaffee auf das Armaturenbrett, der Dampf legte sich milchig auf die Windschutzscheibe.
    »Eine schauderhafte Vorstellung. Erspare mir bitte weitere Details.«
    Paspale trank aus. »Okay, okay, nur so viel sei noch gesagt: Wir erkennen an der Körperhaltung, wie es sich abgespielt hat.«
    Burmeester wollte kein Wort mehr hören, bedankte sich für den Kaffee und stieg aus. Im gleichen Augenblick hörte er einen Ruf aus dem Inneren der Brandruine.
    »Wir haben sie … hier oben … vermutlich das Elternschlafzimmer …«
    Einige der Männer und Frauen hielten für einen Moment inne. Diese Nachricht zu hören schmetterte sie jedes Mal aufs Neue nieder. Selbstzweifel durchzogen die Gemüter. Habe ich alles getan? Waren wir schnell genug, gut genug? Hätte sie überleben können?
    Burmeester stieg aus und starrte auf Paspale, der ruhig im Wagen sitzen blieb. Der bemerkte den Blick seines Kollegen und öffnete das Seitenfenster. »Euer Job. Ich bin erst dran, wenn die meisten das Gebäude verlassen haben. Ich warte auf grünes Licht vom Einsatzleiter.«
    Es war Burmeesters erster Einsatz mit einem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher