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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi
Autoren: emons Verlag
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beeil dich.«
    »Warum so eilig, laufen dir wichtige Spuren davon?«
    »Nein, sie werden erfrieren, wenn du nicht umgehend herkommst.«
    »Mensch, rede mal Klartext.«
    »Karin, mach schnell, dein mütterliches Geschick ist gefragt. Hier sitzen zwei kleine Kinder auf dem Sandkastenrand. In eine Bettdecke sind sie gehüllt und rühren sich nicht. Der Große starrt einfach so in die Nacht. Beeil dich, ich will sie nicht aufschrecken und traue mich nicht, sie anzusprechen.«
    Karin spurtete los, wurde zunächst von der Bodenglätte ausgebremst und beschleunigte dann ihre Schritte, so flott es ging.
    »Die Kinder! Sind sie okay?«
    »Soweit ich das beurteilen kann, ja. Man erkennt nicht viel, schließlich sind sie bis zu den Hälsen in die Decke verpackt.«
    Karin Krafft winkte dem Einsatzleiter von Weitem. »Die Kinder leben! Sie sind im Garten.«
    Die Nachricht wurde von einem zum anderen weitergereicht.
    »… leben!«
    »… sind wohlauf, ja, hinter dem Haus.«
    »… Kinder sind nicht im Haus …«
    »… ja, man hat sie gefunden, lebend!«
    Karin konnte Burmeesters Position ausmachen, da sein Begleiter die Lampe schwenkte. Die gute Nachricht hatte sich schnell verbreitet, hinter ihr lief ein Tross aus Rettungskräften und Wehrleuten, während das Feuer langsam schwächer wurde. Sie hielt die eifrigen Männer auf.
    »Sie bleiben hier, ich nehme Kontakt zu den Kindern auf. Die sind doch völlig schockiert. Wenn wir jetzt im Dutzend bei ihnen auftauchen, verstärkt sich ihr Trauma noch. Lassen Sie mich vorgehen.«
    Sie schlich um einen Kirschlorbeerstrauch, dessen dichtes, winterhartes Blattwerk den Blick auf den kleinen Spielplatz versperrt hatte und, umgekehrt, den Kindern den Anblick des Brandes ersparte.
    Da saßen sie, klein und zerbrechlich, die Köpfe aneinandergeschmiegt, sorgfältig in eine Bettdecke gehüllt, die über ihren Schultern lag und vor ihrer Brust verknotet war. Der Kleinere schien zu schlafen, der Große starrte abwesend in die Dunkelheit. Karin Krafft entschied sich, schnell zu handeln. Sie ging auf die beiden zu.
    »Ihr seid ja supermutig, hier im dunklen Garten zu sitzen. Hoffentlich ist euch schön warm unter der Decke. Ich bin die Karin, ich komme jetzt näher. Der da ist mein Kollege, der bringt eine Lampe mit, damit wir nicht stolpern. Wie heißt du denn?«
    Nichts. Der Große bewegte sich nicht. Karin stieß Burmeester an, die Kinder nicht aus den Augen lassend, und flüsterte ihm zu.
    »Schafft dein Handy in der Dunkelheit ein Foto von der verknoteten Decke? Versuch es, die beiden haben das nie und nimmer selber gemacht. Ich werde sie gleich auf den Arm nehmen und zu meinem Auto bringen, das steht weit genug weg vom Inferno. Du begleitest mich, und wir fahren sie gemeinsam zu meiner Mutter. Das ist die nächste Adresse, die mir einfällt, wo sie sich aufwärmen können.«
    »Aber die informieren doch bestimmt das Jugendamt, und der Bereitschaftsdienst wird sie in eine Schutzstelle bringen.«
    »Das dauert. Mach Fotos! Und dann ruf meine Mutter an, die soll heißen Tee machen und die Wärmflaschen vorbereiten. Du fährst dann zurück und übernimmst hier die Leitung. Und hol dir Verstärkung, um das Terrain abzusuchen. Die haben sich nicht alleine in die Decke gewickelt, jemand hat sie dort hingesetzt. Die Mutter der Kinder wird noch vermisst, vielleicht liegt sie hier irgendwo verletzt im Gebüsch. Ein Suchtrupp muss her. Zügig.«
    Wieder den Kindern zugewandt, sprach sie ruhig und freundlich weiter. »Wisst ihr noch, wie ich heiße? Ich bin die Karin. Das ist ein kalter Platz hier. Eine Bettdecke reicht nicht in so einer Winternacht. Leider könnt ihr nicht zurück in eure Betten. Ich bringe euch in ein warmes Haus. Ich komme jetzt näher, keinen Schreck kriegen.«
    »Lucius und Linus«, flüsterte Burmeester ihr zu.
    »Was?«
    »Die Jungen. Sie heißen Lucius und Linus.«
    Es gelang ihr, die beiden kleinen Körper zusammen mit der Decke hochzunehmen. Sie ließ sich den Weg längs der Rückseite des Hauses ausleuchten, stets darauf achtend, dass die Köpfe der Kinder von der hochgeschlagenen Decke geschützt wurden und kein Blick auf das Haus möglich war. Das kleinere Kind hing schlaff in ihrem linken Arm, während der größere Junge sich stocksteif an ihren Körper presste.
    Im Morgengrauen wurden die qualmenden Reste des Gebäudes für den Zugang freigegeben. Die Wehrleute zogen Glutnester auseinander, löschten, was wieder auflodern wollte. Ein weiträumiges Areal um Haus und
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