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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi
Autoren: emons Verlag
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hatte die Leitzentrale von Feuerwehr und Polizei mit einigen Wohnungsbränden beschäftigt, das Übliche eben, wenn eine Adventskerze auf trockenem Kranz vergessen wurde und das heimelig dekorierte Wohnzimmer in ein schwarzes, rußiges, stinkendes Loch verwandelte. Diesmal war es anders. Ein ganzes Haus brannte im Hinterland zwischen Mehrhoog und Bergerfurth auf der rechten Rheinseite.
    Dick vermummt schlich sie sich aus dem Haus und setzte sich hoch konzentriert hinter das Steuer. Bei der vereisten Fahrbahn verhalfen ihr auch die neuen Winterreifen nicht zu dem Tempo, das bei so einer Gefahrenlage angemessen wäre. Der Januar forderte seinen Tribut. Auf der B   57 in Höhe von Birten informierte sie ihren Kollegen Kommissar Nikolas Burmeester, der in Bislich wesentlich näher am Geschehen wohnte und garantiert schneller als sie dort eintreffen konnte.
    »Von Bislich-Büschken aus kannst du den Feuerschein wahrscheinlich schon erkennen. Sieh dich dort gründlich um. Je mehr Rettungskräfte vor Ort sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass wichtige Spuren untergehen. Wenn es welche gibt, müssen sie schnell gesichert werden. Ach, und Burmeester, sei darauf gefasst, dass es noch mehr Opfer gibt. Drei Personen werden noch vermisst.«
    »Drei?«
    »Ja, eine Frau und zwei Kinder.«
    Einige Sekunden herrschte Stille in der Leitung, dann hörte die Hauptkommissarin, wie ihr langjähriger Kollege seine Wagentür öffnete und seufzend einstieg.
    »Das wird hart.«
    Der Rettungswagen begab sich zum nächsten Feld, auf dem, weitab vom Brandgeschehen, eine Landefläche für den Rettungshubschrauber ausgeleuchtet wurde. Der verletzte Mann musste so schnell wie möglich in eine Spezialklinik gebracht werden.
    Burmeester stellte seinen alten Polo am Feldrand ab und bahnte sich, immer wieder seinen Ausweis zeigend, den Weg ins Innere des Rettungswagens.
    »Wen haben Sie da?«
    »Vermutlich Frank Fortmann. Der ist jedenfalls hier gemeldet, gemeinsam mit seiner Frau Lena und den Kindern Lucius und Linus.«
    »Ist noch jemand gefunden worden?«
    »Bislang nicht.«
    »Wie steht es um ihn, ist er ansprechbar?«
    »Ansprechbar? Die Brandwunden allein sind schon Grund für ein künstliches Koma, dazu kommen diverse Knochenbrüche, eine Rauchvergiftung, und innere Verletzungen können wir auch nicht ausschließen. Der hat einen starken Lebenswillen, sonst wäre er schon weg.«
    »War er ansprechbar?«
    »Nein, der braucht alle Energie zum Überleben.«
    »Wo bringt ihr ihn hin?«
    »Nach Bochum, die sind dort auf Brandopfer spezialisiert und haben Kapazitäten frei.«
    Burmeester suchte im geschäftigen Gewusel nach dem Hauptbrandmeister. Er fand ihn in der Nähe der Garagen, die aus mehreren wasserspeienden Rohren gekühlt wurden. Burmeester wies sich wortlos aus, Welbers übertönte das Zischen der Schläuche, das Gebrumm der Aggregate, das Knacken und Lodern, schrie Namen und Dienstgrad hinein in Hitze und Rauch.
    »Da sind zwei Fahrzeuge drin, die müssen nicht auch noch in die Luft gehen.«
    »Was Neues von den restlichen Personen?«
    »Sie sehen doch, was hier los ist, ich werde keinen aus meiner Mannschaft da reinschicken, zu gefährlich. Schon als wir eintrafen, gab es keine Chance mehr.«
    Zwei zusätzliche Löschtrupps rückten an, die Besatzungen wurden eingewiesen und verteilten sich, ein wortloses Miteinander entstand, alle arbeiteten mit dem gleichen Eifer. Welbers nahm Burmeester beim Ellenbogen, suchte einen Platz am Rande der Geschäftigkeit.
    »Das war ein solide gebautes Haus aus den Siebzigern, verstehen Sie? Kein Fachwerk, keine Pliesterdecken, kein Dämmstoff aus feuergefährlichem Material. Wenn so ein Gebäude schnell in vollem Ausmaß brennt, kann das nur heißen, dass es an mehreren Stellen gleichzeitig angefangen haben muss.«
    »Brandstiftung?«
    Der Einsatzleiter hatte seinen Helm abgenommen, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Er nickte.
    »Wenn Sie mich fragen, hat da jemand ganz gezielt gehandelt und mit brandbeschleunigendem Material noch nachgeholfen. Ich habe keine Lust, meine Leute ab jetzt immer wieder unnötiger Gefahr aussetzen zu müssen, weil irgendein Idiot Häuser abfackelt. Machen Sie sich also besser an die Arbeit, der Trupp aus Hamminkeln kann Sie mit Licht versorgen. Schauen Sie sich gründlich um.«
    Ohrenbetäubend durchschnitt ein Knall die Geräuschkulisse, die Druckwelle stieß das Garagentor aus der Verankerung, ein Feuerball schob sich blitzschnell auf die Einfahrt.
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