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Die Spieler

Die Spieler

Titel: Die Spieler
Autoren: Markus Griesheim
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waren, werden von Polizisten, die jetzt auch in Hessen blau
eingekleidet sind, zum Weitergehen aufgefordert. Van de Hoogten bückt sich zu dem abgedeckten
Körper hinunter, der nah am Kaimauerrand liegt.
„Was habt Ihr für mich?“ fragt er einen der Beamten vom Spurensuchdienst.
    „Männerleiche, ca. 35 Jahre alt. Wahrscheinlich Ausländer.“ Da van de Hoogten in
der kleinen Pause, die derMann macht, nicht nachfragt, fährt er fort. „Wie lange er im Wasser war,
wissen wir nicht. Unsere Taucher haben ihn gegen 5:30 Uhr raus gezogen. Hing hinten an einem der
Ankertaue fest.“ Er zeigt zum Schiff hinüber an die Stelle. „Die Kollegen Rechtsmediziner sind um
diese Uhrzeit sonntags natürlich nicht zu erreichen.“ Er schaut feixend zu seinem Kollegen hinüber,
der zurück grinst.
    „Ausländer? Wieso? Habt Ihr Knoblauch in den Taschen gefunden?“ Van de
Hoogtens G-Lauten hört man die niederländische Herkunft immer noch an. Sie klingen wie ein
Kratzen im Hals, als müsse er sich vorher räuspern. Van de Hoogten fühlte sich selbst lange Jahre
als Fremder in diesem Land. Ethnische Schubladen sind ihm verhasst. Er sieht hinüber zum
Schwanheimer Ufer. Auf der Fahrradfähre kehrt ein Mann den Schiffsboden. Der Fährbetrieb wird
wohl gleich aufgenommen.
    „Nee, Knoblauch oder 'ne Brieftasche mit 'nem Perso haben wir nicht gefunden. Aber
das hier.“ Der Beamte hält van de Hoogten einen Plastikbeutel mit einem Ring und einer goldenen
Halskette nach unten. Der große Männerring hat einen schwarzer Stein, in den ein blaurotes Wappen
eingearbeitet wurde, ein gemauerter Turm mit Zinnen, von denen zwei goldene Löwen- oder
Drachenköpfen herunter schauen. Die Kette hält ein kleines Tierkreiszeichen. Einen Skorpion. Van
de Hoogten wirft einen Blick auf den Beutel und gibt ihn wieder zurück.
„Ja und?“ schaut van de Hoogten die beiden fragend an.
     
„Da ist 'ne Gravur in dem Ring. Ist jedenfalls kein Deutsch“.
     
Van der Hoogten lässt sich den Beutel noch einmal reichen. Er entziffert durch das Plastik den
Schriftzug Kropla do kropli i będzie morze, den er langsam und halblaut vorliest.
     
„Hört sich Klingonisch an für mich.“ albert der andere Spurendienstler herum.
     
„Könnte Tschechisch sein. Oder Ungarisch. Auf jeden Fall eine osteuropäische
Sprache. Wer war das noch mal, der ihn entdeckt hat?“ will van de Hoogten wissen.
    „Ein Angestellter vom Partydienst, der hier auf dem Schiff die Hochzeit veranstaltet
hat. Angeblich beim Abschließen des Steggitters. Wir haben ihn nach Hause geschickt. Er fühlte
sich nicht besonders.“ Der Beamte reicht van de Hoogten einen Zettel. „Das sind die Telefon- und
Adressdaten. Auch von der PartyFirma.“
    „Hmm, war es denn da schon hell auf dem Wa
sser, als die Leute Feierabend gemacht
haben?“ fragt van de Hoogten mehr sich selbst als die Kollegen. Sein Blick wandert wieder hinüber
zur kleinen Fähre, auf der jetzt der Motor angelassen wird. Das Tuckern hallt zu ihnen herüber. Die
Beamten vom Spurensuchdienst zucken mit den Schultern.
„Irgendwelche Hinweise auf einen gewaltsamen Tod?“ fragt van de Hoogten eher
routiniert als neugierig.
    „Schwer zu sagen“ antwortet jetzt wieder der gesprächigere der Kollegen, während er
sich seinen Overall auszieht.„Da ist eine dicke Wunde am Hinterkopf. Kann aber auch von einem
Sturz kommen. Müssen die Gerichtsmediziner klären.“
„Wir sind erst mal fertig hier, den Bericht faxen wir rüber“ ergänzt sein Kollege.
     
Dann packen die beiden Männer ihre Einsatztaschen und gehen zu ihrem Fahrzeug, das vor dem
Schiffssteg abgestellt ist.
     
„Und sonst habt Ihr nichts? Dafür bildet man Euch so lange aus?!“ Van de Hoogten
sagt dies eher aus Enttäuschung. Es soll keine Beleidigung sein.
    „Was sollen wir machen? Den Fluss nach Fingerabdrücken untersuchen?“ ruft einer
der beiden herüber. Sie steigen in Ihren Opel Astra Kombi und fahren los. In der Ausfahrt, die auf
die Straße zum Bolongaro-Palais hochführt, kommt ihnen der Leichenwagen entgegen, der fast an
derselben Stelle zum Halten kommt, wo der Opel vorher stand.
    Mit seinem Kugelschreiber hebt van de Hoogten das Tuch an, sein Bein schmerzt vom langen
Knien. Ein geschwollenes, bleiches Gesicht mit irr verdrehten milchigen Augen glotzt ihm aus dem
Tuch entgegen. Erst jetzt nimmt er einen morastig säuerlicher Geruch wahr. Doch Henk van de
Hoogten schreckt nicht zurück. Er muss sich nicht wie der
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