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Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)

Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)

Titel: Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)
Autoren: Robin Sloan
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und jedes Stockwerk hat seine eigenen Regeln, seine eigenen Rätsel, die man lösen muss. Die ersten zwei Bände handeln von Abenteuern, Schlachten und natürlich von Verrat. In diesem dreht sich alles um Rätsel, Rätsel, Rätsel.
    Es beginnt damit, dass ein freundliches Gespenst erscheint und Fernwen den Zwerg und Telemach das Halbblut aus dem Verlies der Königin von Wyrm befreit und sie ihren Aufstieg beginnen können. Durch die Lautsprecher des Toyota beschreibt Moffat das Gespenst:
    Es war groß und hatte eine blassblaue Aura, eine Kreatur mit langen Armen und langen Beinen und der Andeutung eines Lächelns, und über allem waren Augen, die noch blauer leuchteten als sein Körper.
    Halt mal.
    »Was hofft ihr an diesem Ort zu finden?«, fragte der Schatten schlicht.
    Ich fummle an der Rückspultaste des Geräts herum. Zu erst spule ich zu weit zurück, sodass ich wieder auf den Schnellvorlauf drücken muss, dann bin ich wieder dran vorbei, muss also noch mal zurückspulen, und dann wackelt der Toyota, als er die Rüttelstreifen am Fahrbahnrand überfährt. Ich reiße das Steuerrad herum, lenke den Wagen wieder direkt geradeaus über den Highway und drücke schließlich auf Play:
    … Augen, die noch blauer leuchteten als sein Körper. »Was hofft ihr an diesem Ort zu finden?«, fragte der Schatten schlicht.
    Zurück. Noch mal:
    … Augen, die noch blauer leuchteten als sein Körper. »Was hofft ihr an diesem Ort zu finden?«
    Jeder Irrtum ist ausgeschlossen: Moffat ahmt hier Penum bras Stimme nach. Diese Stelle im Buch ist nicht neu; ich erinnere mich von meiner ersten Lektüre her an den freundlichen blauen Geist im Verlies. Aber damals konnte ich natürlich nicht ahnen, dass Moffat heimlich einen exzentrischen Buchhändler aus San Francisco in seinen epischen Fantasyroman eingebaut hatte. Und ebenso wenig konnte ich, als ich den Laden »Buchhandlung Penumbra – durchgehend geöffnet« betrat, ahnen, dass ich Mr. Penumbra schon ein paarmal begegnet war.
    Ajax Penumbra ist der blauäugige Schatten im Turmverlies der Königin von Wyrm. Ich bin mir absolut sicher. Und Moffats Stimme zu hören, die heisere Zuneigung, die darin liegt, als er zum Ende der Szene kommt …
    Fernwens kleine Hände brannten auf der Leiter. Das Eisen war eiskalt, und es kam ihm vor, als würde er von jeder Sprosse gebissen, als würden sie in ihrer Bosheit alles versuchen, ihn wieder in die dunklen Untiefen des Verlieses hinabzustürzen. Telemach war weit über ihm und zog sich schon durch das Portal. Fernwen warf einen Blick nach unten. Dort, im Rahmen der Geheimtür, stand der Schatten. Er lächelte, ein Pulsieren aus Spektralblau, wedelte mit den langen Armen und rief:
    »Kletter weiter, mein Junge! Kletter weiter!«
    Und das tat er.
    … das ist einfach unglaublich. Penumbra hat sich schon jetzt einen Hauch Unsterblichkeit erworben. Ob er davon weiß?
    Ich beschleunige wieder auf Reisegeschwindigkeit, schüttle den Kopf und lächle in mich hinein. Auch die Handlung nimmt Fahrt auf. Moffats raue Stimme begleitet die Helden von Stockwerk zu Stockwerk, während sie die Rätsel lösen und auf dem Weg Verbündete um sich scharen – einen Dieb, einen Wolf, einen sprechenden Stuhl. Jetzt, zum ersten Mal, kapiere ich es: Die Stockwerke sind eine Metapher für die Dechiffriermethoden des Ungebrochenen Buchrückens. Moffat benutzt den Turm, um die Geschichte seines eigenen Weges durch die Gemeinschaft zu erzählen.
    Es ist alles ganz offensichtlich, wenn man weiß, worauf man achten muss.
    Ganz am Ende, nach einigen seltsamen schleppenden Windungen, erreichen die Helden die Spitze des Turms, den Punkt, von dem aus die Königin von Wyrm über die ganze Welt schaut und plant, die Herrschaft zu übernehmen. Sie ist schon da und wartet auf sie, umgeben von ihrer dunklen Legion. Ihren schwarzen Roben fällt nun eine völlig neue Bedeutung zu.
    Während Telemach, das Halbblut, seine Verbündetenschar in die letzte Schlacht führt, macht Fernwen, der gelehrte Zwerg, eine wichtige Entdeckung. In dem unheilvollen Chaos um sich herum schleicht er sich zum Teleskop der Königin von Wyrm und schaut hindurch. Von seinem Aussichtspunkt in schwindelnder Höhe bietet sich ihm ein erstaunlicher Anblick. Die Berge, die den Kontinent im Westen teilen, bilden Buchstaben. Sie ergeben, wie Fernwen jetzt klar wird, eine Botschaft, und nicht nur irgendeine, sondern jene Botschaft, die Aldrag, der Wyrm-Vater, vor langer Zeit persönlich prophezeit hat, und als
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