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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten
Autoren: Tobias O. Meißner
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nicht mehr grün hinter den Ohren. Das ist recht so. Tadellos. Genau das kann ich jetzt brauchen. Darum geht es nämlich: Grünhörner. Wisst Ihr, Leutnant, was ein Grünhorn ist?«
    »Ein … Rekrut?«
    »Richtig. Begriff aus Galliko. Hübsches Wort. Trifft die Sache genau. Wollen sich die Hörner abstoßen. Sind aber noch ganz weich. Ich brauche neue Männer. Die Königin hat niemanden mehr. Alle futsch. Affenmenschenfeldzug. Köstliche Sache. Ganz große Idee. Haben ein paar Intellektuelle in Schreibstuben ausgebrütet. Hat mich meinen Hauptmann Veels gekostet. Jetzt habe ich den Hobock losgeschickt. Ah, kommt mal her, Leutnant, hier, ans Fenster! Seht Ihr die beiden Leutnants dort unten? Der Rothaarige, das ist Teny Sells. Der andere, der wie ein mageres Pferd aussieht: Marig Hobock. Die beiden teilen sich das Kommando über die Zweite Kompanie des Zweiten Bataillons. Klappt ganz anständig so weit.«
    »Die waren nicht beim Feldzug.«
    »Nein. Der Schnitt ging mitten hindurch durch meine Festung. Erstes Bataillon mit allen drei Kompanien: futsch. Zweites Bataillon hat bisher erst zwei Kompanien. Die sind beide hiergeblieben. Und da kommt Ihr ins Spiel. Wir wollen schon lange eine dritte Kompanie hochziehen, kriegen aber jetzt keine erfahrenen Leute mehr. Der Kontinent ist wie leer gefegt von guten Soldaten. Haben die sich doch toll ausgedacht in ihren Schreibstuben in Aldava, die Intellektuellen, findet Ihr nicht auch? Wir müssen jetzt klarkommen mit dem, was sich uns bietet. Hauptsächlich Haderlumpen und Wonneproppen. Aber immer noch besser, als wenn die sich den Mistgabelmännern anschließen, oder, Leutnant?«
    »Heugabelmänner.«
    »Ah ja! Hübsch. Hübscher. Jedenfalls: Das ist der Plan. Hobock hat siebzehn Gestalten aus der Umgegend zusammengesammelt. Die meisten aus Hessely. Sind aber auch ein paar aus Richtung Ferbst und Galliko dabei. Überwiegend Dorfjugend. Wollen halt bespaßt werden. Siebzehn ist aber eine blöde Zahl. Zu wenig für eine echte Kompanie. Zu viel für einen Zug. Also machen wir Folgendes: Ihr schmeißt die Unfähigsten drei von denen wieder raus, dann haben wir vierzehn plus einen Leutnant, macht eine gute halbe Kompanie. Die nennen wir dann die Dritte. Vielleicht kriegen wir ja irgendwann noch die zweite Hälfte voll.«
    »Und was soll diese halbe Kompanie dann machen?«
    »Na, ihren Dienst natürlich. Alles, was so anfällt. Wenn ein zweiter Feldzug beschlossen wird, dann: den zweiten Feldzug.« Das Gesicht des Obersts war jetzt lauernd. Er schien darauf zu warten, dass der neue Leutnant Anzeichen von Schwäche und Überforderung erkennen ließ.
    Leutnant Fenna jedoch ließ sich auf dieses Spielchen nicht ein. Er lächelte zum ersten Mal. »Wenn diese halbe Kompanie nichts taugt: Kann ich sie dann nach Chlayst mitnehmen?«
    Jetzt musste der Oberst wieder lachen. Er klopfte dem Leutnant sogar seitlich gegen die Schulter, sodass dieser beinahe aus dem Fenster gestoßen wurde. Dann führte er ihn zum Stuhl zurück. »Das ist gut, das ist wirklich gut, ja. Jedenfalls sollte die Arbeit jetzt endlich in Angriff genommen werden. Die siebzehn Halunken sind schon eine Woche hier und schlagen sich auf Kosten der Königin die Bäuche voll. Ist ein schönes Weib, unsere Königin, oder? Schon mal gesehen?«
    »Noch nie. Schaut sie ab und zu hier vorbei?«
    »Ach, bewahre! Das Höchste, was sich hier im Schatten der Wüste jemals blicken lässt, ist der klapprige General Feudenstich. Ist eigentlich schon längst im Ruhestand, der gute Junge, aber lässt es sich nicht nehmen, für die Königin immer noch sämtliche Garnisonen zu inspizieren. Immer auf Achse. Altes Eisen will nicht rosten. Na, jedenfalls: Für Anfang Rauchmond ist der alte Junge bei uns angemeldet. Da will ich dann ein anständiges Manöver abhalten, um ihn von der Funktionstüchtigkeit unserer Festung zu überzeugen. Das gibt Euch also lediglich anderthalb Monde, um Eure Dritte in eine vorzeigbare Form zu bringen. Das ist aber doch ausreichend, findet Ihr nicht? Es gibt eben keinen Urlaub und keine freien Tage. Ich erwarte ja nichts weiter, als dass Ihr Euch gegen Gollbergs Erste einigermaßen achtbar schlagt.«
    »Mit Verlaub: Ich komme mit den ganzen Namen und Zuständigkeiten noch nicht ganz klar.«
    »Ah, das ist nur menschlich, Leutnant, nur menschlich. Dabei ist doch alles ganz einfach geworden, seitdem die Hälfte unseres Regimentes futsch ist. Jetzt gibt es nur noch ein Bataillon, das Zweite. Angeführt wird es von
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