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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten
Autoren: Tobias O. Meißner
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beständig als leuchtendes Beispiel vor uns, und wir anderen sind irgendwie alle nur die Zweitbesetzung.«
    »Sieht Hauptmann Gollberg das genauso?«
    »O Mann, der natürlich nicht! Dem scheint sogar beim Reiten die Sonne aus dem Arsch. Vielleicht ist das auch Quatsch, die Durchnummerierung mit Erstem und Zweitem war ja vorher auch schon so. Das hat nichts mit Leistung zu tun. Aber jedenfalls, wenn der Alte sagt, drei rausschmeißen, dann schmeiß drei raus. Ist besser so in deinen ersten Tagen.«
    »Ja, das denke ich auch. Kann ich ein paar von Ihren Männern ausleihen, um den Parcours aufzubauen?«
    »Dürfen unsere Jungs denn zuschauen?«
    »Na klar, warum denn nicht?«
    »Dann helfen wir alle mit.«
    Beim Hinausgehen legte Fenna noch seine verschwitzte Uniform vor die Tür, wie Sowis ihm dies geraten hatte.
    Auf dem Hof war es immer noch sehr warm, obwohl die beidseitig aufragenden Klippen mit ihren Schatten eine allzu quälende Glut verhinderten. Fenna schaute unwillkürlich wieder zu dem Lazarett hinüber, doch dort ließ sich niemand blicken. Auch der spöttische Zivilist in der Mannschaftstür fehlte jetzt.
    Die Soldaten der Zweiten Kompanie des Zweiten Bataillons waren trotz der im Inneren der Festung erträglichen Temperaturen bereits ziemlich in Schweiß geraten, weil der rothaarige Leutnant Sells sie ordentlich herumscheuchte. Das Aufbauen eines Hindernisparcours für »die Neuen« erschien ihnen allen als willkommene Abwechslung.
    Leutnant Fenna betrachtete diese Soldaten, während er Hand in Hand mit ihnen arbeitete. Sie waren anders als die in Chlayst, sahen gesünder aus, was sicherlich der unverdorbenen Luft geschuldet war, aber auch jünger und frischer. Sie hatten alle dieselbe kurz geschorene Frisur, die auch Sells und Hobock trugen, deutlich kürzer als in Chlayst. Auf eine schwer zu beschreibende Weise sahen sie sich alle – auch die vier oder fünf Frauen unter ihnen – ähnlich, als wären sie ein und derselben annähernd idealen soldatischen Gussform entsprungen. Vielleicht täuschte dieser Eindruck aber auch nur, weil sie so gut koordiniert zusammenarbeiteten. Auf jeden Fall war Fenna sich ziemlich sicher, dass noch keiner von denen gravierende Kampferfahrungen aufwies. Sein eigener kurzfristig zusammengewürfelter Trupp versprach, in dieser Hinsicht eventuell spannender zu werden.
    In einem großen Oval bauten Fenna und die Zweit-Zweiten mithilfe etlicher Pflöcke und Nägel einen Kurs, dessen Hindernisse aus zwei hohen Bretterwänden, fünf hintereinanderliegenden Fässern zum Drüberspringen und zwei weiteren zum Hindurchkrauchen, drei tiefen Hürden zum Drunterdurchrobben, einem aufgespannten Netz zum Durch-die-Maschen-Waten sowie sechs quer gespannten Seilen bestand.
    »Der ist doch gar nicht übel«, sagte Leutnant Sells hinterher stolz. »Den werden wir noch bis morgen stehen lassen, dann können unsere Jungs und Mädels ihn auch mal benutzen.«
    Der Schreiber Lement hatte inzwischen einen Punktwertungsplan entwickelt. Seine langen Seitenhaare waren vor Fleiß ganz gesträubt. »Für den Hinderniskurs ist die Wertung ziemlich einfach: null Punkte, wenn einer unterwegs aufgibt oder gar nicht mehr weiterkommt; einen Punkt, wenn er den Kurs absolviert; zwei Punkte, wenn er den Kurs zügig absolviert; drei Punkte bei herausragender Geschicklichkeit und Schnelligkeit. Beim Kämpfen gibt es bei siebzehn Mann vier Runden. Wer verliert, scheidet aus, wer gewinnt, kommt eine Runde weiter. Ein Mann ist zu viel, den müsst Ihr entweder von Anfang an herausnehmen, oder Ihr könnt einem der bereits Ausgeschiedenen vielleicht eine zweite Chance geben. Bei Erreichen jeder Runde gibt es einen Punkt. Was den Wettlauf angeht, würde ich vorschlagen, dass wir drei Gruppen bilden, zwei zu sechs und eine zu fünf Mann. Da gäbe es dann null Punkte für den Letzten und vier oder fünf für den Ersten. So bekommen wir am Ende eine recht differenzierte Punkteskala zusammen mit dem Höchstwert zwölf und dem denkbar schlechtesten Wert null. Da sind dann Abstufungen erkennbar, die Aussagekraft besitzen.«
    »Sehr gut, Lement. Wer am Ende null Punkte hat, ist wohl nichts für uns«, brummte Fenna.
    Leutnant Hobock stellte sich neben die beiden. »Wo soll denn der Wettlauf langführen?«
    Fenna schaute sich kurz um. »Einfach einmal von der Westmauer zur Ostmauer, dort anschlagen und wieder zurück. Nichts Ausgefallenes.«
    »Dann lassen wir sie mal antreten, oder?« Hobock grinste.
    »Ja. Macht Ihr das am
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