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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten
Autoren: Tobias O. Meißner
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besten, Hobock. Euch kennen sie ja schon. Und dann stellt Ihr mich vor, und ich übernehme.«
    »Äh – unter uns Gleichrangigen können wir ruhig Du zueinander sagen.«
    »Später, Leutnant. Wenn wir etwas zusammen erlebt oder getrunken haben.«
    Achselzuckend schlenderte Hobock hinüber zu den Mannschaftsunterkünften.
    Fenna wandte sich an Lement: »Und du führst Buch und notierst die Punkte.«
    »Selbstverständlich. Ich habe schon Tabellen vorskizziert.«
    Aus den Mannschaftsunterkünften war Leutnant Hobocks Stimme zu hören: »Grrrrrrrünhörrrrrrnerrrrr! Auf dem Hof an-ge-trrreee-tennn zum Appell! Euer neuer Leutnant wartet! In Zweierreihen hopp, hopp, hopp! Nicht so lahmarschig da hinten. Hopp, hopp, hopp! Auf den Hof. Nicht in das Netz laufen. Rechtsherum. Dem Vordermann hinter-heeeer und Augen auf, ihr lahmen Gesellen!«
    Die Buntheit des Haufens, der sich aus der Tür auf den Hof ergoss, überstieg Fennas Befürchtungen deutlich. Keines der Grünhörner trug Uniform. Das ergab immerhin Sinn. Drei sollten entlassen werden, denn noch war keiner von ihnen vereidigt.
    Leutnant Hobock hatte mit diesem Häuflein offensichtlich schon ein paar Grundbedingungen eingeübt – wahrscheinlich hatte er sie auf der Reise zur Festung in Formation marschieren lassen. Nun bereitete es ihm eine diebische Freude, die siebzehn Noch-Zivilisten mit militärischen Kommandos zu drangsalieren. »Nicht haltmachen da vorne! Euer neuer Leutnant ist der, der dieselbe Uniform trägt wie ich und keine roten Haare hat. Bekommt ihr das hin, dieses Rätsel zu lösen? Na wunderbar! Aufschließen! Ist denn noch einer nicht draußen? Hanitz, komm mal in die Gänge, Mensch! Hopp, hopp, hopp heißt Galopp und nicht Stopp! Rechtsherum, wo die anderen stehen. In langer Reihe aufstellen! Stillgestanden da vorne, aufrücken hinten. Und Ach-tung! Hallll-tung! Das heißt: Bauch einziehen, Behnk! Mütze runter, Jonis! Aufhören zu zittern und aufhören zu schnattern! Leutnant Fenna hat das Wort, eigens für euch Hundejungen angereist aus dem gefährlichen Chlayst, um euch etwas Achtung einzuflößen vor dem Wappen der Königin! Augen rechts, auf das Wappen! Augen geradeaus, auf euren Leutnant! Geradeaus ist da, wo deine Zehen hinzeigen, Behnk, nicht oben im Himmel!«
    Fenna wippte unwillkürlich auf den Fußballen. »Danke, Leutnant Hobock.« In einer langen Reihe standen sie nun vor ihm. Siebzehn Rekruten in Zivil. Einer war nicht nur dick, sondern sogar fett. Einer sah jung aus wie ein Dreizehnjähriger. Einer war alt. Einer war einen Kopf größer als die anderen. Einer trug eine traditionelle hesselische Trachtenkleidung. Der mit den Augengläsern war hässlich wie ein Affenmensch. Einer sah aus wie ein Mädchen, war aber keins. Einer hatte vor Aufregung rote Flecken im Gesicht. Der Schnösel mit dem Spitzbart war natürlich auch dabei. Sicherlich der Adelige.
    »Warum sind keine Frauen dabei, Leutnant Hobock?«, fragte Fenna.
    Hobock zuckte wieder die Achseln. »Hat sich nur eine Einzige freiwillig gemeldet. Nach dem Feldzug sind die Frauen wohl vorsichtiger geworden. Und als die eine dann mitgekriegt hat, dass sie die Einzige wäre, hat sie einen Rückzieher gemacht.«
    Fenna knurrte. In Chlayst hatte er sehr gute Ergebnisse mit weiblichen Untergebenen erzielt. Sie neigten nicht so sehr dazu, sich selbst zu überschätzen und Dummheiten zu machen wie die Kerle. Außerdem waren sie reinlicher und gaben auch auf ihre Ausrüstung besser acht. »Eine Kompanie aus Jungs. Na gut, das soll wohl so sein. Wir machen jetzt Folgendes, Männer. Jeder tritt einzeln vor und gibt seinen Namen, sein Alter und seinen Herkunftsort an. Anschließend läuft er so schnell wie möglich eine Runde auf diesem Hinderniskurs. Abschließend stellt er sich vor die anderen hin und nennt seinen Grund, weshalb er Soldat werden möchte. Ich mache das jetzt einmal vor, und ich erwarte, dass ihr euch alles merken könnt. Leutnant Eremith Fenna, 32 Jahre, aus Chlayst!«
    Fenna lief los. Ein kurzer Blick hinauf in das obere Stockwerk der Führung & Leitung bestätigte ihm, dass Oberst Jenko dort am Fenster stand und mit unbewegter Miene zu ihnen hinabschaute. Auch die Wächter auf den Tortürmen waren jetzt Publikum. Hobock & Sells. Die Zweite Kompanie. Die Grünhörner. Das wieder aufgetauchte hübsche Gesicht hinter dem Lazarettfenster.
    Ihm war klar, dass er ein Risiko einging, indem er sich selbst dem Parcours aussetzte. Wenn er von den Kletterwänden stürzte oder sich
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