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Die silberne Göttin

Die silberne Göttin

Titel: Die silberne Göttin
Autoren: P Rowell
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Opiumhandel mit China. Die East India Company besitzt nur in Bengalen das Monopol auf den Anbau, aber ich konnte es nicht über mich bringen, Opium zu verkaufen. Wenn Sie die armen Teufel gesehen hätten … Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise, aber ein Sklave des Opiums zu sein, ist eine verflucht schlimme Sache." Er setzte seine Tasse ab und stand auf. "Doch ich kann Sie nicht ewig mit Indien langweilen. Haben Sie Ihren Tee ausgetrunken? Dann werde ich Sie nach oben begleiten."
    Iantha stand ebenfalls auf und zögerte nur eine Sekunde, bevor sie den Arm nahm, den er ihr bot. Doch sie hielt größtmöglichsten Abstand zu ihm. Er legte prüfend die andere Hand auf ihren Ärmel. "Ich fürchte, Ihr Kleid ist immer noch nass. Sie brauchen ein anderes."
    Iantha blickte auf den schmutzigen Saum ihres weißen Wollkleides. "Das wäre eine Wohltat, doch ich wüsste nicht, wie das gehen sollte."
    "Ich glaube, in dem Schlafzimmer, das wir für Sie vorbereitet haben, sind noch einige Kleider, die meiner Großmutter gehörten." Er musterte sie und lächelte, während sie zwei breite, lange Treppen hinaufstiegen. "Zu ihrer Zeit war sie eine sehr modisch gekleidete Dame, doch das liegt leider schon lange zurück. Sie war auch sehr sparsam. Alles hat sie aufgehoben. Irgendetwas Trockenes, Sauberes müssten Sie eigentlich finden. Nur werden Sie damit sicher kein Muster an Modebewusstsein sein."
    Zum ersten Mal, seit der Schnee ihren Wagen unter sich begraben hatte, musste Iantha leise lachen. Aber dann dämmerte ihr langsam die Erkenntnis. Wie es schien, würde sie für längere Zeit hier bleiben müssen.
    Großer Gott im Himmel! Wie sollte sie das überleben? Wie konnte sie einen Haushalt voller Männer, voller Fremder ertragen, und das für eine so lange Zeit?
    Beherrschung. Sie musste sich auf ihre Beherrschung verlassen. Und auf ihren Verstand.

2. Kapitel
     
    Nach einem längeren Kampf mit den Knöpfen ihres im Rücken zu schließenden Gewandes schlüpfte Iantha mit einem Seufzer der Erleichterung aus ihrem verschmutzten Kleid. Dankbar tauchte sie ein Tuch in das warme Wasser und rieb sich damit über Arme, Gesicht und Hals. Langsam entspannten sich ihre verkrampften Muskeln. Was für eine Wohltat für ihre eiskalte Haut und ihren schmerzenden Körper! Ein richtig heißes Bad wäre der Himmel gewesen, doch unter den gegebenen Umständen konnte sie wohl kaum um eines bitten. Lord Duncan war mehr als nur höflich gewesen, da wollte die dem wenigen Personal, das er hatte, keine Schwierigkeiten machen.
    Noch wollte sie sich in einem Haus voller Männer völlig nackt ausziehen. Das sehr feminin in weichen Pastelltönen eingerichtete und nach altem Holz duftende Schlafzimmer, in welches Lord Duncan sie geführt hatte, besaß zwei Türen. In beiden steckten gut funktionierende Schlüssel. Nach einem kurzen Blick in den angrenzenden Salon schloss Iantha die Türen ab. Sie behielt auf bewundernswerte Art die Kontrolle über das unbehagliche Gefühl, das sie quälte.
    Ihre Unterröcke waren in keinem besseren Zustand als ihr Kleid, und sie ließ sie ebenfalls zu Boden fallen. Die eng sitzenden Stiefel stellten ein größeres Problem dar, aber nach einigem Gezerre gelang es Iantha, sie samt ihren Strümpfen auszuziehen. Nie mehr würde sie die Dienste einer Zofe für selbstverständlich halten. Im Gegenteil, sie würde Molly ein hübsches Geschenk machen, wenn sie wieder zu Hause wäre.
    Wenn sie wieder nach Hause käme. Sie brauchte nur einen kurzen Blick aus dem Fenster zu werfen. Vor lauter Schnee konnte man nichts erkennen, und der Wind heulte hinter den Scheiben.
    Iantha atmete tief durch und bemühte sich, die aufsteigende Panik zu beherrschen, während sie den Kleiderschrank öffnete und sich auf seinen Inhalt konzentrierte. Er enthielt tatsächlich eine Fülle von Seidenund Satinroben. Sie zog ein Kleid aus blassblauem Brokat hervor, besetzt mit Kaskaden von weißer Spitze, und breitete es auf dem Bett aus. Es war wirklich zauberhaft, doch man musste es mit einem Reifrock tragen. Das war also nicht ganz das Richtige. Außerdem würde sie es nie ohne fremde Hilfe anziehen können, geschweige denn mit einem Reifrock.
    Iantha hängte es in den Schrank zurück und nahm ein anderes. Seine lavendelfarbene Seide würde gut zu ihren Augen passen und ihren feinen Zügen und der hellen Haut schmeicheln. Das eng sitzende Oberteil wurde vorne geschnürt, sodass sie sich das Kleid selber anziehen konnte, und der viereckige Ausschnitt
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