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Die silberne Göttin

Die silberne Göttin

Titel: Die silberne Göttin
Autoren: P Rowell
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war.
    Iantha ergriff einen weiteren Steinbrocken. Dieses Mal durfte sie nicht daneben werfen. Sie durfte nicht die Kontrolle verlieren!
    Sie musste alle ihre Kräfte zur Hilfe rufen, um ihr Ziel zu treffen. Und jäh brach ihre Wut los, durchbrach ihre Angst und ihre Selbstkontrolle.
    Sie war kraftvoll!
    Sie war eine Frau!
    Sie war die Zerstörerin!
    Und sie schleuderte den Stein mit aller Kraft.
    Er traf Higgans mitten an der Stirn. Er ließ sein Messer fallen und breitete die Arme aus, um das Gleichgewicht zu halten. Wieder schleuderte Iantha einen Stein. Ihr Peiniger schwankte, verlor den Halt und stürzte die eine Seite des Schlosses hinunter. Sein entsetzter Schrei verlor sich in der Tiefe. Das ekelhafte Geräusch eines schweren Aufpralls drang zu ihr herauf.
    Als sie leichtfüßig die Stufen hinunterlief, hatte sie nur einen Gedanken:
    Geschieht dir Recht, verdammt sollst du sein!
     
    Sie hatten sich im Salon versammelt, und alles schien wieder ganz normal zu sein. Rob konnte nur beten, dass der Albtraum wirklich zu Ende war. Doch die unangenehme Erinnerung an die Männer, die Higgans befehligt hatte, ließ ihm keine Ruhe. Gab es irgendwo noch welche von ihnen? Musste er für den Rest ihres Lebens immer wieder hinter sich schauen, ob da auch keiner lauerte?
    Doch das Einzige, dem er im Augenblick seine ganze Aufmerksamkeit widmete, war der warme Körper seiner Frau, den er jetzt auf dem Sofa eng umschlungen hielt. Seit ihrer tränenreichen Wiedervereinigung dort oben auf dem Wehrgang am Tag zuvor konnte er nur noch an ihre gestammelten Liebesworte denken, an die Erleichterung, die ihn ergriffen hatte, an das Gefühl, sie in den Armen zu halten und an die Tatsache, dass er sie nicht verloren hatte. Er befürchtete, das Bild, wie Higgans sie die Treppen hinaufverfolgte, während er selbst mit seinem Schwindelgefühl kämpfte, würde ihn noch die kommenden Jahre in seinen Träumen verfolgen. Wenn er keine andere Wahl gehabt hätte, hätte er den Mann, der es gewagt hatte, sie so furchtbar zu verletzen, mit sich in den Abgrund gerissen.
    Gott sei gedankt für seine entschlossene, Steine schleudernde Göttin!
    Er wurde in seinen Gedanken von Gailsgill unterbrochen, der die Post brachte. Rob bettete sein bandagiertes Bein etwas bequemer und warf einen Blick auf die Briefe.
    "Der hier ist von Lord Alton. Es wird wohl die Antwort auf mein Beileidsschreiben sein, das ich Horace geschickt habe, nachdem sein Vater getötet worden war." Er öffnete den Brief und begann zu lesen. Plötzlich hielt er mit einem Ausruf inne.
    "Was ist los?" murmelte John gereizt. Man hatte ihm den Arm an den Körper gebunden, um zu verhindern, dass er ihn bewegte und die Wunde wieder aufplatzte. Nun beklagte er sich bitter darüber, dass er in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt war.
    Rob überflog hastig den Brief. "Himmel! Das Geschehen hat eine erstaunliche Wendung genommen. Das hier ist eine Beichte oder so etwas Ähnliches von Horace Raunds. Hören Sie zu:
     
    Duncan,
    ich glaube, ich werde nicht eher Frieden finden, bis ich Ihnen geschrieben und Sie – und besonders Lady Duncan – um Verzeihung gebeten habe. Ja, ich war einer der Narren, der Sebergham erlaubt hatte, ihn zu überreden, bei dem schrecklichen Überfall auf ein unschuldiges junges Mädchen mitzumachen. Wie konnte ich so etwas nur tun? Vielleicht kennen wir uns selbst nie wirklich.
    Alles, was ich Ihnen sagen kann, ist, dass ich in dieser Zeit auf meinen Vater sehr wütend war, wütend auf unsere königliche Familie, wütend auf die ganze Welt. Sebergham legte es darauf an, noch andere wie mich um sich zu scharen und uns mit wilden Orgien zu unterhalten, uns mit Absinth zu versorgen und auch noch mit anderen Drogen, die den Verstand angreifen. Er hat sie in Südamerika entdeckt. Ich kann mich kaum noch an die Nacht des Überfalls auf Lady Duncan erinnern.
    Aber Sebergham erlaubte mir nicht zu vergessen. Er begann, mich und noch ein paar andere zu erpressen. Ich hatte Zugang zu geheimen Informationen, die für die Sicherheit unseres Landes wichtig sind. Er stand in Bonapartes Diensten, und er wollte sie von mir. Ich hätte meinem Vater nie gestehen können, was ich verbrochen hatte, und so gab ich sie ihm. So bin ich nicht nur ein Vergewaltiger geworden, sondern auch ein Verräter. Unnötig zu sagen, dass ich mich bald selbst verachtete, aber ich sah keinen Ausweg aus dieser Zwangslage.
    Doch nun ist mein Vater tot, und ich bin die verachtungswürdigste Kreatur, die es
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