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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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deuten?« Der Erzbischof zog eine Augenbraue hoch.
    »Nun, Vater Thaddäus wird mehr darüber erzählen können …«
    »Genug! Es ist genug!« Der Erzbischof stand schnell auf, brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen und ging um den Tisch herum. Seine knöchellange schwarze Tunika schwang um seine Beine. Am Saum seiner weißen Albe blitzten wertvolle Stickereien auf. Mit funkelnden Augen sah er Vater Thaddäus an.
    Seltsam, dachte Ludger, diese Kleinigkeiten stechen mir ins Auge. Aber ein Ausweg aus der Situation will mir nicht einfallen.
    »So. Nun heraus mit der Sprache. Klar und ohne Umschweife – was ist in dem Kästchen?«
    »Ein Engel!« platzte es aus Johann heraus.
    Der Erzbischof sah ihn erstaunt an. »In diesem kleinen Kästchen?«
    »Ja, es gehört Vater Thaddäus. Er hat uns gesagt, daß darin ein Engel wohnt, den er Euch zeigen will, aber wir haben ihm die Überraschung verdorben, dabei wollten wir das Kästchen für ihn aufbewahren und es ihm geben, sobald wir ihn wiedersehen. Denn er hat gesagt, daß man immer zurückgeben mußte, was einem nicht gehört. Wir wußten ja nicht, daß er hier ist!«
    Die Worte sprudelten aus Johann heraus. Seine Wangen färbten sich rosig, während er endlich zu erklären suchte, was Vater Thaddäus augenscheinlich vorher verhindert hatte. Ludger lächelte ihn müde an.
    »Nur eine kleine Spielerei, die Euch erfreuen sollte«, unterbrach Vater Thaddäus den Jungen.
    »Ein Engel, soso«, murmelte der Erzbischof.
    »Nun, hehe.« Erneut buckelte der Mönch, sprach dann verlegen lächelnd und eine Spur zu hastig weiter: »Das habe ich meinen Schützlingen erzählt, um ihrer Fragen Herr zu werden. Es handelt sich nur um eine kleine Überraschung, die Euer Herz und Eure Augen erfreuen soll, Euren Tag verschönern sozusagen.«
    »Vielleicht wäre es das beste, wenn Ihr uns die Überraschung zeigt? Soviel ich weiß, wird sie mit Feuer gerufen.« Ludger hörte seine eigene Stimme wie einen fernen Hall. Er war aufgestanden und sah unverwandt zu Vater Thaddäus, der ihn fassungslos anglotzte. Ludger ging zum Tisch, nahm den silbernen Kerzenleuchter zur Hand und reichte ihn Vater Thaddäus. »Wollt Ihr diese Aufgabe nicht übernehmen, Vater Thaddäus?« Ludger lächelte Thaddäus zu.
    »Warum sollte ich?« krächzte Vater Thaddäus, der aschfahl geworden war.
    »Nun, die Überraschung gilt einem Mann Gottes. Dann sollte diese geheiligte Freude auch von einem Mann der Kirche gerufen werden.« Ludger wandte sich ehrerbietig dem Erzbischof zu, verneigte sich leicht und fügte hinzu: »Nicht wahr?«
    Der Erzbischof nickte leicht. In seinem Gesicht spiegelte sich deutlich, daß er zwischen berechtigtem Mißtrauen und kindlicher Neugier schwankte. Johann und Otto drückten sich an die Seite des Bischofs, um die Überraschung nicht zu verpassen. Aus dem Augenwinkel nahm Ludger wahr, daß Roswitha wie erstarrt zu ihnen sah, während Bernhard von Aken seine Hand an die leere Schwertscheide an seinem Gurt legte.
    »Aber vielleicht ist in dem Kästchen doch eine mächtige Erscheinung, so daß wir etwas Abstand zwischen uns und die Überraschung …«
    Weiter kam Ludger nicht. Vater Thaddäus packte denSilberleuchter, sah mit einem ungeduldigen, gleichzeitig listigen Blick zu Ludger, war dann mit einem Schritt beim Tisch, riß das Kästchen an sich und entzündete die Schnur mit einer Kerze. Die Schnur brannte.
    Fasziniert betrachtete Vater Thaddäus die sprühende Flamme, die sich die Schnur entlangfraß. Thaddäus stellte das Kästchen auf den Boden und stieß es mit dem Fuß in Richtung des Erzbischofes.
    »Was …?« Der Erzbischof zuckte zurück, stolperte über seine Albe und damit auch über die Kinder, die schräg hinter ihm standen. Im gleichen Augenblick wollte sich Ludger vor Roswitha stürzen, sie mit seinem Körper bedecken, ihr den einzigen Schutz angedeihen lassen, den er noch anbieten konnte in dieser letzten Stunde der Welt. Dabei riß er den Erzbischof, der ihm in die Quere kam, und die beiden Kinder mit sich zu Boden.
    »Nein!« Vater Thaddäus schrie auf, wollte das Kästchen aufnehmen, es auf den Erzbischof werfen.
    Doch der Drache war losgelassen.
    Ein gewaltiger Donnerschlag ließ den Boden erzittern. Die Hölle öffnete ihre Pforten. Der Drache entstieg mit dem Gestank von Schwefel und hüllte sich in eine gewaltige Wolke aus Ruß. Ein schwerer Körper hatte Roswitha zu Boden gerissen. Sie bekam keine Luft, hustete und würgte. Staub brannte in ihren Augen.
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