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Die sieben Finger des Todes

Die sieben Finger des Todes

Titel: Die sieben Finger des Todes
Autoren: Bram Stoker
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sprechen anfing.
    »Ein wahrer Jammer, daß ich wenig oder gar nichts weiß. Mr. Dolan und Mr. Ross haben bereits alles erfahren, was ich sagen kann.«
    »Nun gut, dann müssen wir uns mit dem begnügen, was wir selbst herausfinden können«, sagte Daw herzlich. »Ich mache mich zunächst an eine gründliche Untersuchung. Sie sagten, Sie hätten sich außerhalb des Raumes befunden, als sie das Geräusch hörten?«
    »Ich war in meinem Zimmer, als ich das sonderbare Geräusch hörte – es muß mich wohl geweckt haben. Ich lief sofort hinaus. Vaters Tür war geschlossen, und ich konnte den ganzen Treppenabsatz und den oberen Teil der Treppe überblicken. Niemand hätte das Zimmer unbemerkt verlassen können, falls Sie das meinten!«
    »Ja, genau das meinte ich. Wenn mir alle so genau Auskunft geben, dann werden wir bald den Boden der Tatsachen erreichen.«
    Sodann trat er ans Bett, besah es gründlich und fragte:
    »Hat jemand das Bett berührt?«
    »Meines Wissens nicht«, gab Miß Trelawny zurück, »aber ich frage lieber Mrs. Grant, die Haushälterin«, setzte sie hinzu, bereits nach der Glocke fassend. Mrs. Grant erschien persönlich auf das Klingeln hin. »Treten Sie ein«, sagte Miß Trelawny. »Mrs. Grant, diese Herren möchten wissen, ob jemand das Bett berührt hat.«
    »Ich nicht, Miß Trelawny.«
    Zu Sergeant Daw gewandt sagte nun Miß Trelawny: »Dann kann es niemand berührt haben, denn es waren entweder Mrs. Grant oder ich die ganze Zeit über da, und ich kann mir nicht denken, daß jemand vom Personal ans Bett ging, nachdem ich alle alarmiert hatte. Sehen Sie, Vater lag hier unter dem großen Sofa, und alle scharten sich um ihn. Und nach kurzer Zeit schickten wir ohnehin alle wieder fort.«
    Mit einer Handbewegung gebot Daw uns, am anderen Ende des Zimmers zu bleiben, während er das Bett mit einem Vergrößerungsglas untersuchte und große Mühe darauf wandte, Decke und Laken Falte für Falte wieder in die ursprüngliche Lage zu bringen. Dann untersuchte er die Tür daneben, und widmete besonders jener Stelle sein ungeteiltes Interesse, wo das Blut über den Rand des Bettes getropft war, das aus schön geschnitztem rötlichem Holz war. Auf den Knien verfolgte er Zoll für Zoll die Spur bis unter das große Safe, wo der Körper gelegen hatte, und vermied dabei sorgfältig jede Berührung mit den Flecken. Um diese Stelle beschrieb er einen Radius von etlichen Yards. Doch sah es so aus, als hätte er nichts Interessantes entdecken können. Als nächstes machte er sich über die Vorderseite des Safes her, den Bereich um das Schloß, die obere und untere Begrenzung der Doppeltüren und ganz besonders die Stelle, wo die Türen aneinanderstoßen.
    Dann ging er an die Fenster, die mit Haspen zugehakt waren.
    »Waren die Läden geschlossen?« fragte er Miß Trelawny in so beiläufigem Ton, als wäre die negative Ant wort, die er tatsächlich erhielt, genau das, was er erwartete.
    Die ganze Zeit über kümmerte Doktor Winchester sich um seinen Patienten, verband die Wunden am Handgelenk oder untersuchte Kopf und Kehle und die Herzgegend auf das genaueste. Des öfteren hielt er seine Nase an den Mund des Bewußtlosen und roch daran. Und jedesmal ließ er daraufhin den Blick unwillkürlich durch den Raum wandern, als suche er etwas.
    Und dann vernahmen wir die tiefe, kräftige Stimme des Detektivs:
    »Soweit ich sehen kann, ging es darum, diesen Schlüssel an das Safe-Schloß heranzuführen. Hinter dem Mechanismus steckt ein Geheimnis, dem ich nicht auf die Spur komme, obwohl ich ein Jahr bei der Firma Chubb arbeitete, ehe ich zur Polizei ging. Es ist ein Kombinationsschloß mit sieben Buchstaben. Doch scheint mir, daß man sogar die Kombination noch zusätzlich verschlüsseln kann. Es stammt von der Firma Chatwood. Ich werde dort mal vorbeischauen, vielleicht erfahre ich etwas darüber.« Und als wäre seine Arbeit nun getan, wandte er sich an den Arzt:
    »Gibt es etwas, was Sie mir sofort mitteilen können, ohne daß Sie Ihrem Gesamtbericht ungebührlich vorgreifen? Falls Sie Zweifel haben, kann ich warten, aber je eher ich etwas Definitives weiß desto besser.«
    Dr. Winchester antwortete ohne zu zögern:
    »Ich für meinen Teil sehe keinen Grund zu warten. Natürlich werde ich einen ausführlichen Bericht erstatten. In der Zwischenzeit aber kann ich Ihnen ja sagen, was ich weiß – nämlich sehr wenig, und alles, was ich vermute, das ruht auf unsicherer Grundlage… Am Kopf ist keine Wunde zu entdecken, die
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