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Die Shopping-Prinzessinnen

Die Shopping-Prinzessinnen

Titel: Die Shopping-Prinzessinnen
Autoren: Lisa Barham
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Bühne!« Ich wollte schon losrennen, drehte mich aber schnell noch einmal um und sah Paolo direkt in die Augen: »Rühr dich nicht von der Stelle!«
    Evie hängte sich bei ihm ein und sagte: »Keine Sorge! Ich werd auf ihn aufpassen.«
    Jetzt konzentrierte ich mich auf den Laufsteg und auf das, was ich tun musste.
    »Da schaffst es«, sagte ich zu mir, als das Publikum mich mit freundlichem Beifall begrüßte. Aber wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass ich keine Ahnung hatte, was ich jetzt sagen würde.
    Spring zwinkerte mir zu und gab mir das Mikrofon. Ich sah die Zuschauer an, holte tief Luft und riskierte den Absprung.
    »Vielen Dank, dass Sie alle heute gekommen sind. Ich bin sicher, der Meister würde sich von Ihrer Freundlichkeit und Ihrer Begeisterung sehr geehrt fühlen.«
    Das Publikum reagierte mit Applaus. Dazwischen
hörte man Rufe wie: »Sagen Sie uns, wie er heißt!« und: »Wann kommt er nach Paris?«
    »Na ja«, machte ich tapfer weiter, »genau deshalb bin ich ja hier. Ich will Ihnen sagen, dass Monsieur X …«
    Ein Raunen ging durch die Menge, und alle Augen richteten sich auf einen Punkt hinter mir. Ich drehte mich um und entdeckte Georges, der lässig den Laufsteg heraufkam. Er sah zehn Jahre jünger aus; denn sein Haar war nicht länger weiß, sondern braun. Er hatte es zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und die Sonnenbräune stand ihm sehr gut. Aber noch etwas anderes hatte sich völlig verändert: Er wirkte nicht mehr bedrückt, sondern cool . Von der verspiegelten Sonnenbrille über das steife schwarze Hemd bis zu seiner militärischen Jacke, den fingerlosen Handschuhen, den hautengen schwarzen Jeans und den glänzenden schwarzen Stiefeln wirkte er absolut dominierend. Er sah tatsächlich aus wie ein echter Marquis de Couture !
    Ein neugieriges Lächeln spielte um seine Lippen, als er durch seine verspiegelte Brille die Ränge der Zuschauer musterte und das erstaunte Gemurmel genoss.
    »Mademoiselles!«, sagte er heiter und nahm seinen Platz unter den Models ein, als wäre er nie woanders gewesen.
    »Entschuldigen Sie«, meinte Spring irritiert. »Sind wir uns schon begegnet? Ich kann mich nicht ganz erinnern …«

    »Ach, weißt du, Spring«, klärte ich sie so gelassen wie möglich auf, das ist Georges. Der Hausmeister von meiner Tante.«
    »Der Hausmeister deiner Tante?«, sagte sie höchst alarmiert und musterte ihn leicht entsetzt. »Ich verstehe.«
    Während sie offenbar krampfhaft überlegte, was vorging, wandte ich mich Georges zu und flüsterte hektisch: »Das ist sehr nett von Ihnen, Georges, aber es ist nicht mehr nötig. Ich habe beschlossen, die Wahrheit zu sagen!«
    »Ach, Mademoiselle Imogene, genau deshalb bin ich ja da.«
    »Ich verstehe nicht«, stammelte ich.
    »Ich auch nicht«, bestätigte Spring.
    Georges nickte ihr zu und lächelte herzlich. »Es ist sehr einfach, Mademoiselle Spring Sommer. Ich bin der, den Sie Monsieur X nennen.«
    »Sie?!«
    »Ja, so ist es. Allerdings kennen Sie mich wahrscheinlich unter dem Namen, den ich in meinem früheren Leben benutzt habe …«, erklärte er voller Leidenschaft und wandte sich mit ausgebreiteten Armen dem Publikum zu. »… Yves Montrachet!«
    »Was?«, sagte ich verblüfft. »Aber wieso …?«
    »Weil Kleider die Tragödie meines Lebens gewesen sind, Chérie!«, antwortete er. »Aber du hast mich geheilt. Ich bin ein neuer Mensch.« Er zwinkerte mir zu.
    Inzwischen hielt es niemanden mehr auf den Plätzen.
Die Zuschauer rissen die Arme hoch und jubelten über die Rückkehr des großen französischen Couturiers. Ein kometenhafter Aufstieg aus dem Nichts – die Modewelt liebt nichts so sehr wie eine Comeback-Story.
    Spring – nicht dumm – begriff sofort, was zu tun war: Sie hakte sich bei ihm unter und hielt ihn ganz fest. Sie würde ihn nicht wieder entkommen lassen.
    Wie sich herausstellte, war Yves Montrachet keineswegs tot. Er war auch in keinem Umsiedlungsprogramm für Modeflüchtlinge. Nein, er hatte die ganze Zeit vor unseren arrogant gekräuselten Näschen gelebt. Wie er es freilich geschafft hatte, sein Inkognito all die Jahre zu bewahren, wird wohl für immer ein Rätsel bleiben. (Ich habe euch ja schon gesagt, dass ein guter Concierge auch ein Zauberer ist!)
    Nachdem er die Bombe des Mode-Millenniums hatte platzen lassen, dankte Georges alias Monsieur X oder Yves Montrachet oder wie immer man ihn nennen soll seinem begeisterten Publikum für den warmen Empfang und erzählte uns allen von seinem
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