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Die Shopping-Prinzessinnen

Die Shopping-Prinzessinnen

Titel: Die Shopping-Prinzessinnen
Autoren: Lisa Barham
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gesagt hatte. Ich fand es schrecklich, dass ich Saffrons E-Mail geglaubt hatte. Ich hatte Priscilla immer gemocht und nahm mir fest vor, ihr das nach der Modenschau auch zu sagen.
    Allmählich wurden die Lichter gedämpft, und eine erwartungsvolle Stille senkte sich über die Menge. Dann ertönte ein Tusch von der Jazzband, die Spots gingen an, und der Laufsteg strahlte wie eine Supernova. Ich glitt zu meinem reservierten Sitz, nahm den Linsenschutz von meinem Camcorder und drückte den Startknopf. Der Sound war gut, die Beleuchtung war fabelhaft, Toy saß lammfromm auf meinem Schoß, und mein Outfit – das rockte!
    Alle Augen richteten sich auf Caprice, die jetzt aus der Kulisse trat und den Laufsteg herunterkam – elegant, selbstbewusst und vor allem: todschick! Eine juwelenbesetzte Handtasche ergänzte ihr traumhaftes Kleid, und die Wirkung war umwerfend . Ich meine, es war eine Sache, die Kollektion in einer Garderobe oder unter freiem Himmel zu sehen, aber hier im Lichterglanz auf dem Laufsteg, während le tout Paris geschlossen den Atem anhielt, das hatte eine ganz andere Qualität. Man konnte glauben, die große Modevergangenheit Frankreichs sei wiedergekehrt.
    Eine unheimliche Spannung lag in der Luft. Man hörte kein Husten, kein Flüstern, kein Blitzlicht, nur den dumpfen Rhythmus, der aus den Lautsprechern kam, als Caprice den Laufsteg hinunter zum Fluss
ging, vor dem großen »X« wendete und dann wieder zurückkam.
    Ich warf einen verstohlenen Blick auf Spring, die mit ausgewählten Gästen auf der Dachterrasse des Hausboots saß. Ich wollte sehen, wie sie reagierte. Sie rauchte wie ein Schlot und wartete angespannt auf die Reaktionen des Publikums. Als Caprice fast am Ende des Laufstegs war, trat Kimi, die linke Flügelspielerin des Basketballteams, aus der Kulisse. Sie wiegte sich professionell in den Hüften. Die Spannung im Publikum brach sich in einer Welle von Beifall, Männer wie Frauen klatschten begeistert und riefen laut bravo . Als sich die beiden Models begegneten, gaben sie sich ein Low Five. Auch Kimi schritt locker den Laufsteg hinunter, wirbelte vor dem »X« lässig herum und kam mit der gekonnten Arroganz eines Supermodels wieder zurück. Wenn es wirklich ein Casting gewesen wäre, hätte sie es mit links gewonnen.
    Und so verlief der ganze Abend, ein Modell nach dem anderen, jedes schöner als das zuvor. Die Kleider waren alle sehr klassisch, so ein bisschen wie Hollywood in den Vierzigerjahren. Dank Evies Fingerspitzengefühl bei der Präsentation wirkten sie aber zugleich unglaublich modern.
    Sie hatte genau gewusst, was sie tun musste, und die ganze Kollektion nach Farben geordnet, um die Wirkung zu steigern. Allein schon die Rottöne waren berauschend: Bordeauxrot, Scharlachrot, Kirschrot, Feuerrot, Ochsenblut, Granat und Rubinrot,
Zinnoberrot und Terrakotta in den verschiedensten Stoffqualitäten von Chiffon bis zu Samt und Satin. Dazu natürlich die berüchtigten juwelenbesetzten Handtaschen.
    Apropos Taschen: Mercie hatte die Geschenke, die ich in der letzten Woche erhalten hatte, in die Tüten gepackt, die die Gäste am Ende der Veranstaltung mitnehmen durften. Soviel ich weiß, hat niemand auch nur ein Stück davon wiedererkannt.
    Schließlich kam das große Finale, bei dem alle Models noch einmal auf den Laufsteg heraustreten sollten, üblicherweise gefolgt von dem Couturier und den Huldigungen des Publikums für sein Werk. In unserem Falle würde es allerdings keinen Monsieur X geben, der auf den Laufsteg kam, deshalb hatte Spring beschlossen, ihn zu vertreten. Sie würde auf den Laufsteg gehen, sich verneigen und ein paar wohlgesetzte Worte über seine Bescheidenheit und die Weisheitslehren des Ostens verlieren. Und anschließend sollte ich – als einzige Vertraute des Meisters – dem begeisterten Publikum seine Grüße und seinen tief empfundenen Dank überbringen.
    Ich war bereits aufgestanden und wollte mich zur Vorbereitung auf meinen Auftritt in die Kulisse begeben, als tief aus meinem Inneren eine Stimme schrie: DU BIST EINE LÜGNERIN, IMOGENE! EINE ABSCHEULICHE, FETTE LÜGNERIN!
    Sagt noch mal was über schlechtes Timing! Ausgerechnet jetzt wurde mir klar, dass ich den Schwindel nicht länger durchhalten konnte. Ich wusste
plötzlich, dass ich ganz allein dort auf den Laufsteg hinausgehen und allen die Wahrheit sagen musste. Nur ich allein und moi .
    Na schön, es war sicher kein guter Zeitpunkt für Enthüllungen dieser Art, die Crème de la Crème war
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