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Die Shopping-Prinzessinnen

Die Shopping-Prinzessinnen

Titel: Die Shopping-Prinzessinnen
Autoren: Lisa Barham
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scheinbar vorzeitigen Tod oder besser gesagt: von seiner langjährigen Abwesenheit aus der Fashion-Welt.
    Nachdem er seine letzte Kollektion entworfen hatte (die Evie, Caprice und ich dann durch Zufall entdeckten), war er sich offenbar sicher gewesen, dass er etwas geschaffen hatte, was seiner Zeit weit voraus war. Sogar so weit, dass er fürchten musste,
eine Niederlage damit zu erleiden. Und deshalb hatte er beschlossen, sich lieber aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen, als deren Zustimmung zu verlieren. Der Beifall des Publikums war ihm nun einmal wichtiger als sein Leben.
    Was die Gerüchte über seinen angeblichen Selbstmord anging, so konnte er nur vermuten, dass sie auf einem Irrtum beruhten. Als er beschlossen hatte, sich zurückzuziehen, hatte er seine Lieblingsschneiderpuppe vom Dach seines Studios in der Rue Mignon (nicht vom Felsen von Gibraltar) hinuntergeworfen, als Symbol für das Ende seiner Karriere und seinen Abschied von der Couture (also ehrlich: französischer geht’s ja wohl nicht mehr!). Danach war er abgetaucht. Er hatte die Stelle bei meiner Tante angenommen und seine ganze Kollektion in die geheime Werkstatt gebracht. Dass es den unterirdischen Raum gab, wusste er von den Vorbesitzern des Hauses, die nach Rouen verzogen waren.
    Tja, da standen wir also, Arm in Arm vor den jubelnden Zuschauern. Inzwischen hatte der Meister auch Evie auf die Bühne geholt, um ihr öffentlich dafür zu danken, wie geschickt und zurückhaltend sie seine Kollektion à jour gebracht hatte. Auch Mercie, Caprice und mir hatte er in bewegenden Worten dafür gedankt, dass wir seine Kleider nach all den Jahren wieder ins Licht der Öffentlichkeit gerückt hatten. Mit einem Wort: Es war ein perfektes Happy End – wie im Märchen.
    Aber wenn ich etwas gelernt habe, dann dies: Es
gibt nichts Perfektes im Leben. Auch diesmal war es nicht anders: Mitten in diesem makellosen Fest der Mode sprangen plötzlich mehrere Saaldiener zu uns auf den Laufsteg und schwenkten Pistolen. Echte Pistolen! Einer der Männer sah genauso aus wie Chefinspektor Fitz von der französischen Kriminalpolizei, nur dass er einen falschen Schnurrbart und eine Brille trug. Er trat vor und brüllte: »Keine Bewegung!«
    »Komisch«, sagte Spring. »Das sagt Dr. Schrager auch immer, wenn er mir Botox spritzt.«
    »Keine Bewegung!«, brüllte Fitz. »Wenn ich sage: Keine Bewegung, dann heißt das, ihr sollt euch nicht rühren!«
    Jetzt hatten die Leute begriffen! Wie aufs Stichwort nahmen alle – Prominente, Supermodels, Gesellschaftsdamen und Schoßhündchen – die Pose ein, in der sie am liebsten fotografiert wurden.
    Fitz blies die Backen auf und rollte die Augen. »Lassen Sie es mich anders sagen«, knurrte er. »HÄNDE HOCH!«
    Plötzlich wurde es stiller als im Handschriften-Lesesaal in der Bibliothèque Mazarine.
    »Hey, was soll das?«, rief ich.
    »Du kennst diesen Mann?«, fragte Spring voller Entsetzen.
    »Ich fürchte ja«, meinte ich ungnädig. »Er soll angeblich Polizist sein.«
    »Und Sie, Mademoiselle , sollen fermez la bouche! «, brüllte Fitz. Er starrte mich wütend an, dann zeigte
er mit dem Kinn auf Caprice und rief nach seinem Komplizen. »Piggot!«
    Piggot trat hinter drei Japanerinnen hervor, machte sich verlegen an Caprice heran und zerrte an der Juwelenhandtasche, die sie am Arm trug.
    »He! Was soll das?«, rief sie und schlug ihm empört auf die Hand.

    Piggots Augen wurden noch dicker. Er drehte sich zu Fitz um und zuckte hilflos die Achseln.
    »Was starrst du mich an, du Trottel?«, rief Fitz. »Du hast doch eine Pistole!«
    »Entschuldigen Sie«, sagte Spring höflich, »aber was genau wollen Sie eigentlich hier?«
    »Es ist ganz einfach, Madame«, antwortete Fritz.
    »Mademoiselle«, korrigierte Spring.
    »Na schön, Mademoiselle«, meinte er. »Wir wollen etwas holen, was uns gehört.«
    »Ihr wollt unsere Kleider stehlen!«, schrie Evie entsetzt.
    »Non, Mademoiselle, nicht Ihre Kleider. Nur die Handtaschen.«
    »Was wollen Sie denn damit ?«, fragte Mercie.
    »Er will sie, weil sie echt sind«, erklärte Leslie, der plötzlich in der Menge auftauchte. Diesmal trug er keinen Trainingsanzug, sondern war als Kellner verkleidet, genauso wie die sechs anderen Männer, die hinter ihm kamen. Alle sieben waren bewaffnet, und
ihre Pistolen zeigten auf die falschen Saaldiener. Es war alles ziemlich verwirrend.
    »Leslie?!«, sagte ich, bevor mir die Kinnlade ins Dekolleté fiel.
    »Was? Diesen Mann kennst du auch?«,
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