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Die Sexklinik

Die Sexklinik

Titel: Die Sexklinik
Autoren: Carter Brown
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plötzlich klar,
wie warm die Nacht war, als ich mir den Schweiß vom Gesicht wischte und mich
eine Weile ausruhte. Gerne hätte ich eine Zigarette gehabt, aber die hätte mir
beim Graben auch nicht geholfen, deshalb griff ich nach der Schaufel und
begann, wieder zu arbeiten.
    Das Loch war etwa zwei Fuß tief
und gab außer brauner Erde immer noch nichts her, als es passierte. Völlig
unvorbereitet — ich hatte keinen Ton gehört — spürte ich plötzlich, wie sich
kalter Stahl in mein Kreuz bohrte.
    »Sie brauchen nicht mehr zu
graben, Boyd«, sagte die Stimme leise hinter meinem Ohr. »Es stimmt schon, er
ist da unten, nur noch etwa einen Fuß tiefer.«
    »Hoppla!« sagte ich, ließ die
Schaufel fallen und richtete mich langsam auf. »Na, wenn das nicht der Mann mit
den tausend Stimmen ist!«
    »Sie konnten es einfach nicht
lassen, wie?« sagte er verbittert. »Sie hätten mit Nichtstun
fünfundzwanzigtausend Dollar verdienen können, aber Sie mußten ja unbedingt den
Superschlauen spielen.«
    »Es war schon eine ziemliche
Versuchung«, gab ich zu. »Aber schließlich mußte ich auch an meinen Ruf als
Detektiv denken.«
    »Es ist aber gar nicht lustig«,
sagte er trocken. »Denken Sie nur an all die Sorgen, die Sie mir gemacht
haben.«
    »Sie waren eben nicht fair«,
informierte ich ihn. »Einfach so mit einem gebrochenen Bein an mein Mitgefühl
zu appellieren!«
    »Daß wir uns recht verstehen,
Boyd«, flüsterte er. »Es ist mir völlig egal, ob ich Sie gleich umbringe oder
erst später. Jetzt gehen wir nett und langsam zum Haus zurück, durch die
Hintertür, die ich in weiser Voraussicht unversperrt gelassen habe. Ein Ton,
und es geht Ihnen genau wie Baker — Sie geben Naturdünger für ein paar
Rosenbüsche ab. Ist das klar?«
    »Völlig klar, Chuck, aber
müssen Sie unbedingt die ganze Zeit Ihre Paul-Baker-Stimme gebrauchen?« klagte
ich. »Das bringt mich noch ganz durcheinander.«
    »Lieber durcheinander als tot.«
Der Revolverlauf drückte sich schmerzlich in mein Kreuz. »Auf geht’s, Boyd, und
wenn wir das Pech haben, entweder Landel oder Jane Wintour im Haus zu begegnen,
dann denken Sie daran, daß wir nur ein freundschaftliches Plauderstündchen
halten wollen.« Wir betraten die Klinik durch die Hintertür, liefen durch ein
langes Labyrinth von Korridoren, während Charles Voight mir halb flüsternd
Anweisungen erteilte. Ich erkannte die beiden rechtwinkligen Abzweigungen im
Flur wieder, dann hielten wir vor der Tür zu Apartment Nr. 17 an.
    »Gehen Sie ’rein, die Tür ist
offen«, sagte Voight ungeduldig.
    Also öffnete ich die Tür und
trat ein, dann stieß mich der Revolverlauf durch die kleine Diele ins
Schlafzimmer. Carole Drury saß auf der Bettkante und rauchte eine Zigarette.
Ihr bourbonblondes Haar hing ihr lässig um die Schultern, und in ihren
dunkelblauen Augen stand ein trotziger Glanz, als sie unter schweren Lidern zu
mir aufsah.
    »Hallo, Danny«, sagte sie
kehlig. »Sind Sie hier vielleicht der neue Haussubstitut?«
    Sie trug dasselbe Gebilde aus
Spitzen und leerer Luft, das sie wenige Abende zuvor getragen hat, als ich sie
kennenlernte. Wenn sie nichts angehabt hätte, hätte sie nicht nackter wirken
können. Ihr Schmollmund verzog sich in einem zufriedenen Lächeln, als sie meine
Reaktion beobachtete.
    »Hallo, Carole«, sagte ich.
»Dein Freund hier besteht unbedingt darauf, daß ich dich besuche.«
    Voight schloß hinter mir die
Schlafzimmertür und lehnte sich dann dagegen, wobei der Revolver in seiner Hand
immer noch auf mich zeigte. Die Kanone hatte einen erstaunlichen Effekt:
solange er sie in der Hand hielt, kam er mir gar nicht mehr als der kleine
kahlköpfige Zwerg von damals vor.
    »Wer hat Baker umgebracht?«
fragte ich ihn.
    Gelangweilt hob er die
Schultern. »Das spielt jetzt keine Rolle mehr, Boyd. Alles wäre ohne
Komplikationen über die Bühne gegangen, wenn dieses dumme Schwein Landel Sie
nicht engagiert hätte.«
    »Sie wollten es so hinstellen,
als hätte Baker einfach seinen Koffer gepackt und sei verschwunden«, sagte ich.
»Und der Diebstahl dieser drei Krankengeschichten versorgten ihn mit einem
wirklich stichhaltigen Motiv dafür; schließlich stempelte es ihn als Erpresser
ab. Wo sind die Akten denn jetzt, Chuck?«
    »Ich habe sie noch in derselben
Nacht verbrannt«, sagte er.
    »Aber als Dr. Landel mich
einstellte, mußten Sie die Erpresser weiterspielen, um den Anschein
aufrechtzuerhalten, daß Baker noch am Leben war.« Ich grinste schief. »Das
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