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Die Sexklinik

Die Sexklinik

Titel: Die Sexklinik
Autoren: Carter Brown
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wäre es doch besser, wenn Sie es ihm erzählten?«
    »Das bezweifle ich stark!«
Wieder zwickte er seine Nasenspitze so heftig, daß er sich vor Schmerz
schüttelte. »Aber vielleicht haben Sie doch recht.« Sein Ton besagte
allerdings, daß er dies immer noch in Zweifel stellte. »Wenn Sie es also
unbedingt wissen müssen, Boyd — Miss Pascal hatte einen Nervenzusammenbruch.«
    »Wann denn?« erkundigte ich
mich.
    »Nach der Nacht, in der Baker mit
diesen Krankenakten verschwand«, sagte er kummervoll.
    »Und Sie glauben dabei an einen
puren Zufall?«
    »Ich glaube gar nichts!«
schnarrte er. »Ich bin nicht so ein billiger kleiner Privatdetektiv, daß ich
mir bloße Meinungsäußerungen leisten könnte. Ich bin Arzt, verstehen Sie das?
Oder ist das vielleicht zu hoch für Ihren beschränkten Verstand?«
    »Langsam, John!« mahnte die
Brünette leise.
    »Sie haben recht.« Zum Beweis
kniff er sich wieder schnell in seine Nasenspitze. »Ich stehe zu sehr unter
Druck. Tut mir leid, Boyd. Ich habe keine Ahnung, ob das mit Miss Pascals
Zusammenbruch ein Zufall ist oder nicht. Ich weiß nur, daß ich eine Patientin
habe, die plötzlich einen ernsten Rückfall erlitten hat. Sie ist hysterisch,
völlig verschreckt und spricht unzusammenhängendes Zeug. Ich mag mich auf
Störungen des Sexuallebens spezialisiert haben, aber ich bin zugleich auch
approbierter Arzt. Ihr Zustand wird ganz offensichtlich von einem schweren
seelischen Trauma verursacht. Es liegen keinesfalls physische Gründe dafür vor.
Ich habe sie von Voight untersuchen lassen, aber er ist genauso ratlos wie
ich.« Ein gequälter Ausdruck trat auf sein Gesicht. »In dieser Klinik hier wird
Pionierarbeit geleistet, Boyd, das verstehen Sie doch? Wenn ich Hilfe von außen
heranziehe, so bedeutet das unweigerlich das Ende meines ganzen Projektes. Was
soll ich bloß tun, um Himmels willen?«
    »Das weiß ich auch nicht«,
sagte ich wahrheitsgemäß, »und ich weiß auch nicht, ob mich Ihr Problem mit
dieser Klinik auch nur im geringsten interessiert. Aber ich will Avril Pascal
sehen.«
    »Ein Besessener!« Landel warf
Jane Wintour einen hilfesuchenden Blick zu. »Was fängt man nur an mit einem
Wahnsinnigen, der sich so auf etwas versteift?«
    »Ich weiß auch nicht.« Langsam
begann sie zu lächeln. »Vielleicht geht man auf ihn ein?«
    Das Stakkato seiner Finger
verdoppelte sich. »Also gut«, sagte er schließlich gepreßt. »Aber nur unter der
Voraussetzung, daß Sie für alles, was sich daraus ergibt, die volle
Verantwortung übernehmen.«
    »Gewiß, Doktor.« Ihr Ton verriet
jetzt fast offene Verachtung. »Die volle Verantwortung übernehme ich.« Er rieb
sich die Augen. »So habe ich das nicht gemeint, Jane. Sie wissen, wie schwer
die letzten Tage für mich waren.«
    »Das weiß ich«, sagte sie
trocken. »Ich bringe Sie jetzt zu Miss Pascals Zimmer, Mr. Boyd.«
    Ich folgte ihr in den Flur
hinaus, und sie schloß hinter sich sorgsam die Tür zu Dr. Landels Büro.
    »Er verliert allmählich die
Nerven«, sagte ich im Konversationston.
    »Das ist nur verständlich«,
konterte sie. »Trotzdem hätte ich gedacht, daß er mehr vertragen kann.«
    »Vielleicht ist er einfach in
der falschen Branche?« meinte ich. »Wenn einer nicht dauernd vögeln kann, ohne
nervös zu werden, dann sollte er sich einen anderen Job suchen.«
    Sie unterdrückte ein Kichern.
»Wissen Sie was, Boyd?« sagte sie dann um Beherrschung bemüht. »Sie sind nicht
nur unmöglich, Sie sind völlig unglaublich!«
    »Das sagen mir dauernd alle
Mädchen«, meinte ich friedfertig. »Wahrscheinlich hängt es mit meinem Profil
zusammen.«
    Wir erklommen keimfreie Treppen
und durchquerten einen keimfreien Korridor bis zu seinem Ende. Ich folgte Jane
in ein Privatapartment, wobei ich unwillkürlich auf Zehenspitzen ging, als wir
das Schlafzimmer betraten.
    Avril Pascall war eine
ausgezehrt wirkende Blondine von etwa dreißig Jahren und lag entschieden nicht
in Morpheus’ Armen. Ihre verwaschenen blauen Augen schauten mit wachsendem
Entsetzen zu uns auf, dann stieß sie ein heißeres Schluchzen aus und warf sich
im Bett herum, so daß sie uns den Rücken zukehrte.
    »Avril?« begann Jane Wintour
mit ihrer sachlichen Berufsstimme. »Dies ist Mr. Boyd. Er möchte sich gern mit
Ihnen unterhalten.«
    »Laßt mich doch in Ruhe«,
flüsterte die verblaßte Blondine. »Ich weiß von gar nichts.«
    »Erinnern Sie sich an Paul
Baker?« fragte ich direkt heraus.
    »Nein.« Ihr Flüstern verstärkte
sich fast
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