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Die Sexklinik

Die Sexklinik

Titel: Die Sexklinik
Autoren: Carter Brown
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sprechen Sie
sich aus, ganz gleich, was Sie bedrückt. Wenn es zum Beispiel Impotenz ist,
dann halten Sie damit bloß nicht hinter dem Berg.«
    »Impotenz?« Ich erstickte fast
daran. »Ausgerechnet ich?«
    »Wunderbar, ganz wunderbar«,
beruhigte sie mich leutselig. »Wenn nicht an Impotenz, dann muß es an was
anderem liegen. Vielleicht Kontaktarmut? Furcht vor einer latenten Neigung zu
gleichgeschlechtlichem Verkehr?«
    »Also — schwul bin ich bestimmt
nicht«, stammelte ich.
    »Wunderbar«, wiederholte sie im
gleichen salbungsvollen Ton. »Dann überlegen wir doch mal gemeinsam, ob es eine
Vorliebe für eine bestimmte Art Fetisch sein könnte. Eine abnorm starke Bindung
an ein Attribut der Frau oder ihrer Kleidung — wie hochhackige Schuhe, ein
Spitzentuch. Wie wär’s denn damit?«
    »Bei Ihnen«, explodierte ich,
»bei Ihnen ist doch selber ’ne Schraube locker!«
    »Bitte, Byron, es führt uns gar
nicht weiter, wenn wir unartig werden!« Ihr Lächeln blieb zwar geduldig, zeigte
aber bereits Ermüdungserscheinungen. »Damit drücken wir die Neurose nur immer
tiefer und tiefer und machen es um so schwieriger, sie zu lösen.«
    Schwester oder nicht, entschied
ich, sie gehörte definitiv selber auf die Psychiatercouch — aber wozu ein
Spielverderber sein? Vielleicht machte es mehr Spaß, auf ihre komische Tour
einzugehen, als bloß dazusitzen und ihre Beine anzustarren.
    »Du liebes bißchen«, seufzte
ich deshalb, »ich würde mir ja wirklich nur zu gern alles von der Seele reden,
Jane, aber ich schäme mich ja so!«
    Das warme Interesse in ihrem
Blick leuchtete wieder auf, und zwar so intensiv, daß sie wie ein
Weihnachtsbaum zu strahlen begann. »Sie müssen eben einfach Vertrauen zu mir
haben, Byron«, murmelte sie und rückte näher. »Mir hat man praktisch schon von
jedem sexuellen Knacks erzählt, den Mann oder Frau überhaupt entwickeln können.
Also, warum schildern Sie mir nicht freimütig Ihr Problem, damit wir einen
Ausgangspunkt haben? Sie ahnen ja nicht, welche Erleichterung es Ihnen schon
bringen wird, die Dinge überhaupt auszusprechen.«
    »Na gut.« Nervös leckte ich mir
die Lippen. »Wenn Sie meinen? Ich reagiere sexuell ganz normal, ohne Frage,
aber jedesmal, wenn ich ein hübsches Mädchen sehe, das...«
    »Das?« drängte sie.
    Verzweifelt biß ich mir auf die
Lippen. »Nein«, wimmerte ich, »ich kann es Ihnen einfach nicht sagen.«
    Sanft tätschelte sie meinen
Handrücken. »Bitte, Byron. Sie müssen. Mir zuliebe!«
    »Ich bin so schlecht!« krächzte
ich heiser. »So verdorben. Es ist so entwürdigend, daß ich nicht mal dran
denken kann, ohne zu erröten, geschweige denn, es auszusprechen.«
    »Sie müssen!« Magnetische
Überzeugung ließ ihre Stimme wieder vibrieren. »Heraus damit, Byron! Jedesmal,
wenn Sie ein hübsches Mädchen sehen, das — was dann?«
    »Das eine Uniform trägt«,
stöhnte ich.
    »Na also!« Wieder tätschelte
sie meine Hand. »So schlimm war’s doch gar nicht, oder? Vielleicht glauben Sie
es im Augenblick noch nicht, aber Uniformen sind als Fetisch sehr verbreitet.
Reagieren Sie auf jede Art von Uniform, oder nur auf eine ganz bestimmte?«
    »Nur auf eine ganz bestimmte«,
murmelte ich.
    »Armee? Marine?« Aus ihrer
Stimme troff Ermutigung. »Vielleicht sogar Polizei?«
    »Schwesterntracht«, bekannte
ich. »Verstehen Sie? Wie den weißen Kittel, den Sie gerade tragen.«
    »Aha.« Überraschend schnell hatte
sie zu ihrem knappen Profi-Ton zurückgefunden. »Also — wenn Sie ein hübsches
Mädchen in Schwesterntracht sehen, was verspüren Sie da genau?«
    »Die allerseltsamsten Gefühle«,
flüsterte ich heiser. »Auf der Stelle packt mich da ein unwiderstehlicher Drang.«
    »Wozu?«
    »Das kann ich auf keinen Fall
sagen!«
    »Byron?« Flugs lächelte sie mir
zu. »Jetzt sind wir schon so weit gekommen — da wollen Sie doch nicht kneifen?«
    »Ach, Sie wissen ja nicht mal
den Anfang«, brach es aus mir hervor. »All die Jahre war ich nur von dieser
einen entsetzlichen Wunschvorstellung besessen. Ob ich vielleicht krank bin?«
    »Irgendwann wird jeder mal
krank«, sagte sie sachlich. »Aber heute gibt es so viele erfahrene Ärzte und
Krankenschwestern...«
    »Schwestern!« Ich schluchzte es
fast. »Aber das ist es doch! Merken Sie’s denn nicht?«
    Ich sprang aus meinem Sessel
hoch und begann wie wild durchs Büro zu marschieren. »Was meinen Sie denn,
warum ich jeden Morgen vierzig Kniebeugen mache, warum ich nach jedem
Spaziergang fünf Minuten lang
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