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Die Sexklinik

Die Sexklinik

Titel: Die Sexklinik
Autoren: Carter Brown
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Sie!« schrie er mich
an.
    »Schätze, sein überstürzter
Abgang verursacht hier einen gewissen Personalmangel?« Ich bemühte mich um eine
bescheidene Miene. »Doktor, ich wäre Ihnen verbunden, wenn Sie meine Bewerbung
um den Posten schon jetzt entgegennehmen würden. Ich bin hochgewachsen, adrett,
gepflegt, und Sie haben wahrscheinlich bereits bemerkt, daß mein linkes Profil
eitel Vollendung ist, sogar eine Idee perfekter als das rechte. Seit meiner
Pubertät habe ich Sex stets als meine eigentliche Berufung empfunden, aber nun
habe ich zum erstenmal jemanden kennengelernt, der mich für den Spaß auch noch
bezahlen will. Aber auf das Honorar kommt es mir gar nicht an, außerdem mache
ich jede Menge Überstunden, wenn’s verlangt wird — gratis.«
    Einen Augenblick glaubte ich,
er würde sich an seinem eigenen Kehlkopf verschlucken und daran ersticken. Dann
entrang sich ihm ein schwaches Gurgeln, und er fuchtelte in der Luft herum, als
unmißverständliches Zeichen, daß ich mich zum Teufel scheren sollte. Ich bin
ein Mensch, der auch die feinste Anspielung noch versteht, besonders wenn sie
von einem Klienten kommt, deshalb stemmte ich mich beflissen aus meinem Sessel
hoch und strebte zur Tür. Mit einem schnellen Rückblick an der Schwelle
überzeugte ich mich, daß Landel mit dem Leben davonkommen würde, auch wenn er
im Moment noch blaurot im Gesicht war.
    Miss Wintours Tür wurde hastig
aufgerissen, als ich daran vorbei kam, und ein Paar gletscherkalter Augen
funkelten mich an.
    »Sie!« schnappte die Dame.
»Rein!«
    Ich trat in ihr Büro, und sie
schloß schnell die Tür hinter mir und drehte auch den Schlüssel um. Energisch
verschränkte sie die Arme unter den schwindelerregend hohen Brüsten und fuhr
fort, mich anzufunkeln.
    »Als er Sie engagiert hat,
beging Dr. Landel den ersten tragischen Fehler seines Lebens«, verkündete sie
kalt.
    »Sind Sie Hellseherin?«
erkundigte ich mich.
    »Ich bin seine Assistentin, und
wir haben keine Geheimnisse voreinander«, sagte sie sachlich. »Außerdem hatte
er zufällig die Sprechanlage nicht ausgeschaltet, so habe ich jedes Wort
mitbekommen. Der Schaden ist bereits angerichtet, aber ich werde dafür sorgen —
und wenn es mir noch so schwergemacht wird — , daß Sie Ihren Auftrag
erfolgreich beenden. Nur um seinetwillen, ist Ihnen das klar?«
    »Sie haben wohl eine Schwäche
für den Doktor?« wunderte ich mich. »Ach, das bittersüße Gefühl unerwiderter
Liebe! Einsame Nächte inmitten all dieser männlichen Substituten, während Ihr
hoffnungsloses Sehnen Ihnen immer wieder das attraktive Profil vor Augen
führt...«
    »Schnauze!« zischte sie. »Oder
ich erwürge Sie mit bloßen Händen!« Sie holte tief Luft, und ich beobachtete in
stummer Bewunderung das fabelhafte Material ihrer Uniform, das auch stärkster
Dehnung standhielt. »Sie brauchen einige Informationen, ehe Sie auf den
Gefühlen dieser beiden Frauen herumzutrampeln beginnen, oder Sie haben von
Anfang an nicht die geringsten Erfolgsaussichten.«
    »Welche Informationen, zum
Beispiel?«
    »Erstens, warum sie überhaupt
in die Klinik gekommen sind. Wie erfolgreich die Behandlung war, und so
weiter.«
    »Na gut«, nickte ich. »Ich
höre.«
    »Beispielsweise Beverly
Hamilton. Erst nach ihrer dritten Scheidung wurde ihr klar, daß etwas anderes
als bloß unglückliche Auswahl für das Scheitern ihrer drei Ehen verantwortlich
sein mußte.« Mit berufsmäßig sachlicher Stimme zähle Jane Wintour die Fakten
auf. »Endlich kam sie auf die Idee, sie könnte frigid sein, und das traf auch
zu. Sie nahm hier an einem vollen Therapiekursus teil — was einen Monat dauert
— und wurde vor sechs Wochen entlassen, voller Zuversicht, daß sie nun einer
vierten glücklichen Ehe entgegengehen konnte.«
    »Restlos geheilt«, nickte ich
höflich.
    Vielsagend zuckte Jane die
Schultern. »Das bleibt abzuwarten. Dank der geschickten Unterstützung des
Substituten, der ihr zugeteilt wurde, hat sie selbstverständlich den Höhepunkt
kennengelernt. Aber ich möchte noch nicht mit Sicherheit behaupten, daß sie mit
einem anderen Mann dasselbe erreichen kann.«
    »Und da Baker der betreffende
Substitut war, könnte sie immer noch an ihm hängen?«
    »Träume ich oder wache ich?«
fragte sie bissig. »Könnte sich tatsächlich mehr als Trockensubstanz unter
Ihrer Hirnschale befinden?«
    »Noch was?« knirschte ich.
    »Um es mit so simplen Worten
auszudrücken, daß sogar Sie es begreifen«, fuhr sie fort: »Ellen Drury
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