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Die Sexklinik

Die Sexklinik

Titel: Die Sexklinik
Autoren: Carter Brown
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intimen
Details erzählt?« erkundigte ich mich.
    »Es war widerlich«, flüsterte
sie. »Er schilderte mir Dinge über meine Schwester, die kein Mensch hätte
erfahren dürfen, und je heftiger ich versuchte, ihn zum Schweigen zu bringen,
um so mehr packte er aus. Dann, eines Nachts, konnte ich es nicht mehr
aushalten, deshalb griff ich mir eine Nagelschere und zerkratzte ihm damit die
Brust. Es war nur eine oberflächliche Verwundung, aber nach dem Theater, das er
daraus machte hätte man glauben können, ich hätte ihn lebensgefährlich
verletzt. Er verlor fast den Verstand aus Angst, ich hätte seine männliche
Schönheit ruiniert. Nachdem er mich etwa zehn Minuten lang angeschrien hatte,
sagte er plötzlich, er wüßte genau, wie er mir das heimzahlen könnte, und
stürmte aus dem Zimmer. Zehn Minuten später erschien er wieder mit einem Messer
in der Hand und brachte Gesellschaft mit.«
    »Carole«, bat Voight erstickt.
»Laß das.«
    »Ich hab’ dir vorhin schon
gesagt, du sollst den Mund halten«, fuhr sie ihn verächtlich an. »Betrachte ihn
dir genau, Danny. Ein abgesägter Riese mit kahlem Kopf und einer Haut, die wie
altes Schuhleder aussieht. Selbst eine alte Jungfer würde vor Lachen umkommen,
wenn er ihr den Hof machte. Ein frustrierter Zwerg mit schmutziger Phantasie,
der in einer Sexklinik arbeitet, wo sein großer, attraktiver, maskuliner Kumpel
sich den Lebensinhalt damit verdient, daß er die ganze Zeit nur Frauen auf den
Rücken legt. Ich spürte förmlich, wie seine Augen mich jedesmal auszogen, wenn
ich ihm auf dem Flur begegnete.«
    Sie erhob sich, zog langsam
ihren Spitzenanzug über den Kopf und warf ihn achtlos aufs Bett. Dann
verschränkte sie die Hände im Nacken und präsentierte sich Voight im
Evaskostüm. Voight entfuhr ein leises tiefes Aufstöhnen, und ich sah Schweiß
auf seine Stirn treten.
    »Begreifst du jetzt?« Carole
gluckste tief in der Kehle und ließ sich aufs Bett sinken. »Er benimmt sich wie
ein hypnotisiertes Kaninchen.«
    »Und was geschah dann?« lenkte
ich sie ab.
    »Nur ein Mistkerl wie Baker
konnte sich diese Art von Rache an mir einfallen lassen und zugleich seinem
alten Kumpel einen großen Gefallen tun.« Ihr Gesicht erstarrte zu einer Maske.
    »Er zwang mich, mich aufs Bett
zu legen, und setzte mir das Messer an die Kehle. Wenn ich auch nur den
geringsten Widerstand leistete, sagte er, würde er mich für mein Leben
entstellen — und ich glaubte ihm aufs Wort. Also hielt ich still, während—«,
sie nickte kurz in Voights Richtung, »während diese widerliche kleine Kreatur
sich an mir gütlich tat.« Sie schauderte in der Erinnerung.
    »Und danach?«
    »Danach?« Sie schwieg ein paar
Sekunden. »Voight lag halb bewußtlos neben mir, und ich dachte einen
Augenblick, es hätte ihn das Leben gekostet. Paul legte das Messer auf den
Nachttisch und hielt sich die Seiten vor Lachen. Dann hielt er plötzlich inne,
spuckte mir ins Gesicht und begann, auf die Tür zuzugehen. Da griff ich nach
dem Messer auf dem Nachttisch und erstach ihn.«
    »Es war völlig hirnverbrannt
von dir, daß du Landel nicht gleich am Anfang alles erzählt hast«, sagte ich.
»So, wie man dich herausgefordert hatte, würde kein Staatsanwalt dich für
irgend etwas Schlimmeres als Totschlag anklagen, und keine Jury der Welt würde
auf schuldig erkennen.«
    »Ich hatte andere Dinge im Kopf,
Danny«, flüsterte sie. »Zum Beispiel, was würde meine Schwester dazu sagen,
wenn sie aus der Zeitung von dem sensationellen Sexualmord in der Klinik
erfuhr? Damit hätte sie den besten Grund gehabt, mich endgültig in ein
Sanatorium einweisen zu lassen.« Wieder schauderte sie zusammen. »Und ich hätte
für den Rest des Lebens hinter weißen Gittern gesessen.«
    »Und sie hat bei Paul ja auch
nicht nur einmal zugestochen, Boyd«, sagte Voight mit frostiger Stimme.
»Sondern ein gutes Dutzendmal. Sogar als er schon auf dem Boden lag und aller
Wahrscheinlichkeit nach tot war, hackte sie weiter mit dem Messer auf ihn los.«
    »Bis er mich niedergeschlagen
hat«, Carole nickte zu Voight hin. »Mit einem Schlag über den Kopf, nach dem
ich bewußtlos wurde. Als ich wieder zu mir kam, war meine Wut verraucht, und
Chuck hatte die Leiche in eine Decke gewickelt.«
    »Weil nämlich Ihre
Zukunftsaussichten ungefähr genauso trübe ausgesehen hätten wie Caroles, wenn
diese Story bekannt wurde?« fragte ich ihn.
    Voight nickte hastig. »Es blieb
mir gar nichts anderes übrig. Wir warteten bis nach Mitternacht,
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