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Die seltsame Welt des Mr. Jones

Die seltsame Welt des Mr. Jones

Titel: Die seltsame Welt des Mr. Jones
Autoren: Philip K. Dick
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öffnete die Augen.
    »Was hältst du von ihm?« fragte Vivian.
    »Er ist wunderbar«, erwiderte Louis. »Wie heißt er?«
     »Jimmy.« Vivian lächelte strahlend. Sie hob das Kind an ihre vergrößerte Brust; nach wenigen Augenblicken wurde es ruhig und trank gierig. Louis schaute einen Moment zu, dann ging er auf Zehenspitzen zu Dieter hinüber, der stolz wartete.
    »Nun?« fragte Dieter angriffslustig.
    Louis zuckte die Achseln.
    »Es ist ein Baby. Es strampelt.« Dieters Gesicht lief rot an.
     »Begreifst du denn nicht? Es ist verändert – es ist angepaßt. Es wird am Leben bleiben.«
     »Gewiß«, sagte Louis. Dann grinste er und schlug dem Jungen auf die Schulter. »Du bist Vater! Wie alt bist du eigentlich?«
    »Achtzehn.«
    »Und Vivian?«
    »Siebzehn.«
     »Du alter Patriarch. Bis du so alt bist wie ich, hast du schon Enkelkinder. Männlichkeit, dein Name ist Jugend.«
     Frank und Syd eilten in die Blockhütte, gefolgt von Laura, die jetzt drei Jahre alt war und schon eifrig herumsprang. Irma tauchte mit besorgter Miene hinter ihnen auf.
     »Ist es…« begann sie und wurde still, als sie die beiden im Bett sah.
    »Mensch«, sagte Frank ehrfürchtig. »Es ist echt.«
    »Natürlich ist es echt«, schrie Dieter.
    Garry erschien an der Schwelle.
    »Darf ich ‘reinkommen?«
     »Nur herein«, sagte Dieter. »Wir machen eine Party.« Er führte Laura ans Bett. »Du auch. Jeder soll es sehen.«
     Syd beugte sich über Frau und Säugling und sagte nachdenklich: »Das Ernährungsproblem ist schon gelöst. Aber wie wird es später?«
     »Keine Sorge«, sagte Dieter hochmütig. Ein wenig verlegen erklärte er: »Rafferty hat nichts übersehen. Vivians Drüsen – äh – ich meine, ihre Brustdrüsen sind anders. Louis und ich haben das untersucht. Es ist Milch, aber nicht normale Milch.«
    »Gott sei Dank«, sagte Syd erleichtert.
    »Ich möchte ihn nicht den Rest seines Lebens ernähren müssen«, sagte Vivian leise. »Das könnte ich gar nicht.« Frank und Louis traten zu einem Privatgespräch beiseite.
     »Das ist einfach großartig«, sagte Frank. »Hast du dir die Alternative überlegt? Angenommen, das Baby wäre normal gewesen – ein Erd-Baby, für die Verhältnisse auf der Erde eingerichtet? Angenommen, alle unsere Nachkommen hätten zurückgeschlagen. Ja, der Ausdruck heißt so. Rückschlag? Angenommen, wir hätten das nicht weitergeben können? Angenommen, wir wären Kuriositäten statt echter Mutanten?«
    »Sind wir aber nicht.«
     »Zum Glück. Wir acht hätten unser kurzes Leben zu Ende gelebt und wären gestorben. Das wäre das Ende der Rasse gewesen. Feine Rasse.«
     Sie traten aus der kühlen Dunkelheit hinaus und gingen die drei Stufen hinunter auf den Weg, den Dieter zur Hauptstraße gebaut hatte. Im vergangenen Jahr war die Kolonie stark gewachsen. Glatte Straßen verbanden die einzelnen Siedlungen miteinander. Vor Dieters Haus stand ein metallenes Fahrzeug, das er und Garry gebaut hatten: sie hatten das Metall aus Blechen gehämmert, die sie in ihrem eigenen Schmelzofen hergestellt hatten. Es sah grotesk aus, erfüllte aber seinen Zweck. Es wurde von einer Batterie angetrieben. Die Reifen waren ungenau geformt, nicht ganz rund, aber sie waren brauchbar. Das Material war gegossener Kunststoff; er stammte aus dem Saft eines farnartigen Baumes. Das Fahrzeug schaffte auf der Ebene sechzehn Kilometer pro Stunde.
     »Schau es nicht so scharf an«, meinte Louis. »Es bricht sonst auseinander.«
    Das war aber noch nicht alles. Die brodelnden Heißwasserfontänen waren natürliche Quellen elektrischer Kraft. Vier Generatorenanlagen waren schon gebaut; die neue Gesellschaft auf der Venus besaß eine ständige Quelle von Wärme, Licht und Energie. Die meisten Teile hatte man aus den demolierten Raumschiffen und Kuppeln entnommen, aber stufenweise wurden sie durch handgefertigte Teile ersetzt.
    »Sieht gut aus«, gab Louis zu.
     »Allerdings«, sagte Frank. »Er hat hier viel geleistet. Aber diese vielen albernen Tiere – wozu sind die eigentlich gut?«
     »Das weiß der Himmel«, meinte Louis. Er beugte sich in die Hütte und sagte zu Dieter: »Was sind denn das für Dinger, die hier überall herumstehen?«
    Dieter erwiderte erhaben: »Das ist meine Wussel-Herde.«
    »Wozu sind die gut? Willst du sie essen?«
     »Das Wussel war die beherrschende Gattung«, antwortete Dieter würdevoll. »Vom Intellekt her die höchste Lebensform auf der Venus. Nach meinen Untersuchungen ist das Wussel
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